personalmagazin 9/2017 - page 40

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ORGANISATION
_PSYCHISCHE GEFÄHRDUNGSBEURTEILUNG
personalmagazin 09/17
D
er Wandel in Arbeit und Ge-
sellschaft rückt psychische
Belastungen und deren Fol-
gen für die Arbeitsfähigkeit
stärker in den Vordergrund. Seit 2013
ist psychische Belastung als Gefähr-
dung der psychischen Gesundheit im
Arbeitsschutzgesetz explizit verankert
– angesichts der steigenden Zahl von
Krankheitsausfällen oder Frühverren-
tungen aufgrund psychischer Ursachen
hatte der Gesetzgeber reagiert. Nach
Von
Conny Antoni, Stefan Eberz,
Karsten Steffgen
und
Björn Bücks
den neuen Regelungen ist psychische
Belastung durch Maßnahmen des Ar-
beitsschutzes möglichst zu vermeiden
beziehungsweise gering zu halten (§4
ArbSchG) und bei Gefährdungsbeurtei-
lungen zu beachten (§5 ArbSchG). Für al-
le Arbeitgeber – vom Großkonzern, über
Mittelständler, bis zum Kleinbetrieb –
ist somit die regelmäßige fachkundige
Gefährdungsbeurteilung psychischer
Belastung (GBpsych) mit der Ableitung
und nachhaltigen Umsetzung gezielter
Maßnahmen sowie der Prüfung ihrer
Wirksamkeit und der Dokumentation
des Prozesses verpflichtend festge-
schrieben. Wird die GBpsych als parti-
zipatives Change-Projekt verstanden,
bietet sie die Chance, nicht nur Gefähr-
dungen durch psychische Belastung zu
reduzieren, sondern Arbeit gemeinsam
mit den Beschäftigten gesundheits- und
leistungsförderlich zu gestalten.
Doch trotz gesetzlicher Verankerung,
verstärktem Fokus der Aufsichtsbe-
hörden und einem – eigentlich selbst-
verständlichen – Eigeninteresse der
Betriebe an einer nachhaltigen Um-
setzung, stellt die Bundesanstalt für
Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in
ihrer Standortbestimmung „Psychische
Gesundheit in der Arbeitswelt“ immer
noch erhebliche Gestaltungs- und Um-
setzungsdefizite auf der betrieblichen
Ebene und einen unverändert großen
Handlungsbedarf fest. In der Praxis
zeigen sich mehrere Faktoren, die die
Umsetzung der psychischen Gefähr-
dungsbeurteilung im Unternehmen blo-
ckieren können.
Was die Umsetzung der psychischen
Gefährdungsbeurteilung erschwert
Ein wesentliches Hindernis ist die Be-
fürchtung seitens der Unternehmen,
dass die Beurteilung psychischer Ge-
fährdungen mit konfliktbeladenen
Diskussionen und nur schwer zu erfül-
lenden Forderungen einhergeht – man
quasi die Büchse der Pandora öffnet.
Man fürchtet, die Kontrolle über den
Prozess zu verlieren. Experten mit
den erforderlichen Prozess- und Steu-
erungskompetenzen, die die GBpsych
als Change-Projekt erfolgreich gestalten
könnten, sind nicht vorhanden. Andere
Gesunde Psyche als Standard
ANLEITUNG.
Gesundheitsfördernde Leitprinzipien helfen, psychische Gefährdungsbe-
urteilungen professionell und erfolgreich durchzuführen und Mehrwert zu schaffen.
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