personalmagazin 9/2017 - page 46

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ORGANISATION
_VERGÜTUNG
personalmagazin 09/17
S
eit dem Geschäftsjahr 2006 müs-
sen börsennotierteUnternehmen
in Deutschland die Vergütung
ihrer Vorstände individuell
und nach Vergütungselementen aufge-
schlüsselt ausweisen. Dazu verpflichtet
sie das „Gesetz über die Offenlegung der
Vorstandsvergütungen“ (VorstOG). Die-
ses erweist sich im Rückblick als Zäsur.
Ergänzt um spätere Empfehlungen des
Deutschen Corporate Governance Kodex
(DCGK) verfügt Deutschland heute mit
Blick auf die Vorstandsvergütung über
international einzigartige Transparenz
und Vergleichsmöglichkeiten. Auf Basis
klarer Fakten kann nunmehr über Vor-
standsvergütung diskutiert werden. Im
Gegenzug wird diese neue Transparenz
gern als „Waffe“ gegen die Betroffenen
gerichtet. Die Rede ist von gierigen Ma-
nagern und einer einzigartigen Vergü-
tungsexplosion – Aussagen, die so nicht
der Realität entsprechen.
Die Analyse „11 Jahre Vorstandsver-
gütungsoffenlegungsgesetz - Dax-Vor-
standsvergütung 2006-2016: Vorurteile
und Fakten“ des Beratungsunterneh-
mens HKP Group untersucht die Ver-
gütungen der Vorstandsvorsitzenden in
Dax-Unternehmen. Sie stützt sich auf die
seit 2006 verfügbaren Vergütungsaus-
weise der Unternehmen nach §§ 285, 314
Handelsgesetzbuch (HGB). Die Elemente
Grundvergütung sowie zugeflossene ein-
jährige und gewährte mehrjährige vari-
able Vergütung bilden dabei gemeinsam
die für die Analyse maßgebliche Direkt-
vergütung. Die seit dem Geschäftsjahr
Von
Michael Kramarsch
und
Regine Siepmann
Faktencheck Vorstandsbezüge
STUDIE.
Ob Wahlkampfthema oder Neiddebatte: Managergehälter erscheinen vielen zu
hoch. Eine Analyse der Vergütungsentwicklung von Dax-Vorständen gibt Einblick.
2014 gültigen Mustertabellen des DCGK
erlauben zusätzliche Auswertungen.
Diese betreffen die tatsächlich realisier-
te mehrjährige variable Vergütung. Zu-
dem kann auf den Versorgungsaufwand
für die betriebliche Altersversorgung
zurückgegriffen werden.
Vorurteil eins: Vorstandsvergütungen
sind seit 2006 massiv gestiegen
„Vorstandschefs verdienen nicht nur
viel, sondern auch dauerhaft immer
mehr.“ Wird dieser mittlerweile gängige
Vorwurf den Fakten gegenübergestellt,
zeigt sich, dass die Bezüge der Vor-
standsvorsitzenden seit 2006 tatsäch-
lich nur moderat gewachsen und deutli-
chen Schwankungen unterworfen sind.
Lag die durchschnittliche Direktvergü-
tung 2006 bei etwa 4,3 Millionen Euro,
belief sie sich 2016 auf rund 5,5 Millio-
nen Euro. Dies entspricht einer durch-
schnittlichen jährlichen Steigerung von
2,4 Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Die
Bruttobezüge der Arbeitnehmer sind im
selben Zeitraum ähnlich gestiegen, kon-
kret um 2,3 Prozent jährlich.
Die Vergütungen entwickelten sich
somit moderat. Und mit Blick auf den
Vorwurf, Manager würden sich selbst
bedienen, sei darauf verwiesen, dass die
Vergütung des Vorstands laut Aktienge-
setz vom Aufsichtsrat als Gesamtgremi-
um unter Berücksichtigung definierter
Angemessenheitskriterien zu verab-
schieden ist. Im Aufsichtsrat mitbe-
stimmter Unternehmen sitzen starke
Arbeitnehmerbänke mit Gewerkschafts-
Zu hohe Bezahlung wird Dax-Managern immer wieder
vorgeworfen. Eine Analyse der HKP Group zeigt, um welche
Summen es tatsächlich geht.
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