personalmagazin 9/2017 - page 49

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09/17 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
weil der Vorstand wegen der Finanzkrise
auf seinen Bonus verzichtet hatte.
Es ist sinnvoll, die Entwicklung der
Vergütungsrelation zu beobachten, um
daraus unternehmensintern Rückschlüs-
se zu ziehen. Doch ein unternehmens-
übergreifender Quervergleich ist ohne
jede Aussagekraft. Der Versuch seiner
Einführung als Allheilmittel im Kampf
gegen gierige Manager, wie aktuell auch
von politischer Seite gefordert, stellt le-
diglich politisches Window-Dressing dar.
Mitarbeiter werden dadurch nicht mehr
verdienen, Vorstände nicht weniger.
Vorurteil sechs: Die Altersversorgung
der Vorstände steigt von Jahr zu Jahr
„Manager schaffen sich ein weiches Bett
für den Ruhestand“ – so das Bild in der
Öffentlichkeit. Es ist Fakt, dass die Alters-
versorgung von Vorstandsvorsitzenden
einen erheblichen Anteil ihrer Gesamt-
bezüge ausmacht. Zur Direktvergütung
kommen noch einmal durchschnittlich
rund 15 Prozent dieses Werts hinzu, die
Unternehmen für die Altersversorgung
ihrer Vorstandsvorsitzenden aufwenden.
In früheren Zeiten waren fast durch-
weg Leistungszusagen zu finden, bei
denen Manager bis zu 80 Prozent ihres
letzten Grundgehalts als jährliche Rente
erhielten. Heute dagegen wird nahezu
jeder neue Vorstand mit einer Beitrags-
zusage bestellt. Bei diesen bauen sich Zu-
sagen über jährliche Beiträge während
der Dienstzeit konstant auf – ein faires
System für beide Seiten. Zudem sind die
neuen Zusagen in der Regel weniger wert-
haltig als die früheren Leistungszusagen.
Die in der Öffentlichkeit hitzig disku-
tierten Barwerte sind rein bilanzieller
Natur und haben nur wenig damit zu
tun, was ein Vorstandsvorsitzender wirk-
lich an Rente erhält. Diese unterliegen
Wahrscheinlichkeiten, zusageabhän-
gigen „Sprüngen“ zwischen den Jahren
und insbesondere dem der Bewertung
zugrundeliegenden Zins. Und bei dem in
den letzten Jahren immer weiter sinken-
den Zinsniveau steigen die bilanziellen
Werte an – auch wenn ein Vorstandsvor-
sitzender keinen Euro mehr Rente erhält:
eine Bremsspur, die in den Bilanzen noch
einige Zeit nachwirken wird.
Fazit: Elf Jahre Transparenz bringen
die Vergütung in geordnete Bahnen
Elf Jahre VorstOG, elf Jahre Transparenz:
Die aktuelle Analyse belegt, dass sich
die Direktvergütung der Vorstandsvor-
sitzenden in geordneten Bahnen entwi-
ckelt. Die Transparenzvorschriften des
VorstOG wirken wie intendiert dämpfend
auf die Vergütungshöhen. Zudem ha-
ben die System- und Strukturvorgaben
des VorstAG sowie die Empfehlungen
des DCGK kraftvolle Wirkung entfaltet:
Vorstandsvergütung ist in Deutschland
so strikt und so sinnvoll reguliert wie
in kaum einem anderen Land. Dennoch
wird sie in den führenden Unternehmen
Deutschlands zu Recht ein sensibles
und heftig diskutiertes Thema bleiben.
Dessen Komplexität und die entspre-
chenden Fakten sollten in der aktuellen
Debatte angemessenen Raum erhalten.
Dies allein schon um der Wahrheit Wil-
len, aber auch, weil nur Fakten helfen,
die Top-Manager-Vergütung im Span-
nungsfeld gesellschaftlicher Anforde-
rungen, unternehmerischer Notwendig-
keiten und individueller Interessen der
betreffenden Manager zukunftsorien-
tiert zu gestalten.
MICHAEL H. KRAMARSCH
ist Managing Partner der
Unternehmensberatung HKP
Group in Frankfurt.
REGINE SIEPMANN
ist Part-
ner der Unternehmensbera-
tung HKP Group in Frankfurt.
Von 16,6 Millionen bis zu 500.000 Euro:
Die Grafik zeigt die höchsten und die ge-
ringsten Direktvergütungen der ganzjäh-
rig tätigen Dax-Vorstandsvorsitzenden in
den Jahren 2006 bis 2016.
QUELLE: HKP GROUP
2008
500.000€
Martin Blessing,
Commerzbank
500.000€
2009
500.000€
2010
500.000€
2011
2010
1.082.000€
Thomas-B. Quaas,
Beiersdorf
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