personalmagazin 03/2016 - page 38

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ORGANISATION
_RESTRUKTURIERUNGEN
personalmagazin 03/16
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
P
ersonalabbau ist bei der Mehr-
zahl deutscher und internati-
onaler Unternehmen auf der
Tagesordnung. Dass sich der-
artige Restrukturierungen auf Mitarbei-
ter-Motivation, Commitment oder sogar
Gesundheit und Wohlbefinden auswir-
ken, ist kein Geheimnis. Auch sind diese
sogenannten „People-Effekte“ der häu-
figste Grund, weshalb Transformationen
scheitern oder nicht nachhaltig umgesetzt
werden, da notwendige Verhaltensverän-
derungen nicht vollzogen werden. Also
lautet die Gretchen-Frage an Personaler
in diesem Zusammenhang: Lassen sich
die Auswirkungen einer Restrukturie-
rungmessen, und zwar nicht nur in Form
von Zufriedenheitswerten inMitarbeiter-
befragungen, sondern in baren Euro und
dem Shareholder Value? Die nachfolgend
beschriebene Wirkmodelllogik zeigt die
Effekte von Restrukturierungen auf Mit-
arbeiter im Zusammenhang mit dem
Shareholder Value.
Inputgröße eins:
mitarbeiterbezogene Faktoren
Zunächst lässt sich der Zusammenhang
einer Restrukturierung mit sogenann-
ten latenten Variablen betrachten. Da-
bei handelt es sich um eher „weiche“
mitarbeiterbezogene Faktoren, die als
psychologisches Konstrukt nur indirekt
und durch eine entsprechende Operatio-
nalisierung (zum Beispiel in Form einer
Fragebogenerhebung) messbar sind.
Die wesentlichen zu betrachtenden Mit-
arbeiter-Dimensionen sind dabei
Von
Nina Feuersinger
und
Cyrus Asgarian
• Arbeitszufriedenheit, die in der Regel
in Mitarbeiterbefragungen erfasst wird,
• Selbstwirksamkeit als wahrgenom-
mene Kontrollüberzeugung,
• Commitment.
Eine weitere Variable umfasst die Ar-
beitsmotivation des Mitarbeiters. Hie-
runter ist das hypothetische Konstrukt
zu verstehen, das der Erklärung der
inhaltlichen Ausrichtung, der Intensität
sowie der Zeitdauer des Arbeitsverhal-
tens dient. Zuletzt wird die Passung zwi-
schen den Fähigkeiten einer Person und
den Ansprüchen des Jobs oder den Wün-
schen einer Person und den Aufgaben
der täglichen Arbeit betrachtet (Job-Fit).
Diese latenten Variablen decken die
wesentlichen Effekte von Transformati-
onen auf Mitarbeiter ab und korrelieren
negativ mit Restrukturierungen. Bei-
spielsweise zeigt sich nachwissenschaft-
lichen Untersuchungen eine Korrelation
von -0.39 zwischen Restrukturierungen
und Commitment. Das heißt, dass bei
steigender Anzahl von Restrukturie-
rungen gleichzeitig ein abnehmendes
Commitment zu beobachten ist, und
zwar in einem mittleren bis großen Ma-
ße. Der Effekt von Restrukturierungen
lässt sich analog für alle diese weichen
Faktoren darstellen.
Inputgröße zwei: Vorsteuergrößen
der Betriebswirtschaft
Im nächsten Schritt werden diese la-
tenten Variablen in Zusammenhang ge-
bracht mit den sogenannten „betriebs-
wirtschaftlichen
Vorsteuergrößen“.
Hiermit sind Variablen gemeint, die
einen starken Mitarbeiterbezug haben
und die als Einflussgröße auf den Share-
holder Value wirken.
Der wichtigste Effekt wird hier durch
die „Produktivität und Leistung“ abgebil-
det, also dem Zusammenhang zwischen
Arbeitsaufwand und resultierendem Er-
gebnis. Das heißt, dass mit sinkendem
Aufwand in Bezug zum zu erreichenden
Ergebnis die Produktivität steigt.
Weitere betriebswirtschaftliche Vor-
steuergrößen sind negativ gepolt, wie
beispielsweise Absentismus als Kombi-
nationausvorübergehender,verlängerter
oder ständiger Arbeitsunfähigkeit infol-
ge einer bewussten Entscheidung des
Mitarbeiters, der Arbeit fernzubleiben.
Eine Variable, die im Gegensatz zu
Produktivität oder Absentismus nicht
die Vergangenheit misst, sondern auf
die Zukunft ausgerichtet ist, stellt das
Innovationspotenzial der Mitarbei-
ter dar. Es lässt sich verstehen, als die
Schaffung von neuen, verbesserten
Produkten, Prozessen und Dienstlei-
stungen und deren Verwertbarkeit.
Eine letzte Kenngröße ist die Arbeitge-
berattraktivität. Diese bezeichnet den
Anreiz von Mitarbeitern, in einer Un-
ternehmung arbeiten zu wollen und den
eigenen Antrieb, diesen Anreiz nach au-
ßen zu tragen und den Arbeitgeber im
Markt zu stärken.
Zusammenhang zwischen weichen
und wirtschaftlichen Faktoren
Betrachtet man nun den Zusammenhang
zwischen den weichen Faktoren und den
betriebswirtschaftlichen Vorsteuergrö-
ßen, zeigen sich folgende Effekte: Die Ar-
beitszufriedenheit bildet den wichtigsten
Was ein Abbau wirklich kostet
RECHNUNGSLOGIK.
Ein Wirkmodell zeigt, wie sich Restrukturierungen auf die Mitarbeiter
und damit verbunden auf den Shareholder Value auswirken.
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