personalmagazin 2/2016 - page 55

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die Erschwernis der Lebensumstände im
Gastland, Überlegungen hinsichtlich der
Effekte einer Auslandsentsendung auf
die weitere Karriere („Career Manage-
ment“) sowie familiäre Erwägungen auf.
Besondere Härten durch Umweltein-
flüsse und Sicherheitsrisiken
Als eines der größten Hindernisse
für Auslandsentsendungen benennen
die befragten Unternehmen vor allem
den Einsatz von Mitarbeitern an soge-
nannten „Hardship-Standorten“, also
Standorten mit besonderen schwierigen
Gegebenheiten. Durch politische oder
Umwelteinflüsse, Sicherheitsbedenken
sowie klimatische oder geografische
Gegebenheiten stellen Einsätze in be-
stimmten Ländern und Standorten eine
besondere Herausforderung für entsen-
dete Mitarbeiter dar.
In der allgemeinen Aufmerksamkeit
stehen neben einer weltweit angespann-
ten Sicherheitslage durch terroristische
und kriegerische Angriffe die Bela-
stungen durch erhebliche Luftver-
schmutzung, wie etwa in Neu-Delhi oder
Peking. Regierungsmaßnahmen, wie
zum Beispiel die Verhängung von Fahr-
verboten, schaffen zunächst nur kurz-
fristig leichte Entlastungen, schränken
aber auch die Bewegungsfreiheit von
entsendeten Mitarbeitern ein. Typischer-
weise zahlen Unternehmen an Mitarbei-
ter, die an Hardship-Standorte entsendet
werden, eine Erschwerniszulage.
Allerdings kann die Zahlung einer
Erschwerniszulage die tatsächliche Si-
tuation vor Ort nicht verbessern. Un-
ternehmen greifen daher zu weiteren
flankierenden Maßnahmen, wie etwa
der Versorgung der entsendeten Mit-
arbeiter mit Luftfiltern und Atemmas-
ken, oder ermöglichen es Mitarbeitern,
häufiger zurück ins Heimatland oder
zu einem Erholungsurlaub in weniger
belastete Standorte zu reisen. Bei signi-
fikanten Veränderungen an einzelnen
Standorten, wie aktuell etwa der Luft-
verschmutzung in China, liefern Ad-
hoc-Erhebungen nützliche Daten für die
Entscheidung über die Notwendigkeit
und Ausgestaltung zusätzlicher, tatsäch-
licher oder finanzieller Unterstützung.
Angst um die eigene Karriere und um
eine Anschlussbeschäftigung
Neben erschwerten Lebensumständen
am Einsatzort benennen fast zwei Drit-
tel der befragten Unternehmen (65,4
Prozent) Erwägungen hinsichtlich der
weiteren Karriereentwicklung als Hin-
dernis für die Mobilität ihrer Mitarbei-
ter. So sindMitarbeiter besorgt, während
des Auslandseinsatzes in Vergessenheit
zu geraten, am Ende der Entsendung
im Heimatland keine geeignete Position
finden zu können oder die während der
Entsendung erworbenen Kompetenzen
auf der Anschlussposition nicht wirk-
lich einsetzen zu können. Gerade in
kleineren und mittelständischen Unter-
nehmen ist die Anschlussbeschäftigung
oft eine Herausforderung, die umso
größer wird, je höher die Position eines
entsendeten Mitarbeiters ist. Fehlende
Erfolgsgeschichten im Unternehmen
wirken negativ auf die Attraktivität des
Entsendeprogramms und in der Konse-
quenz auf die Bereitschaft der Mitar-
beiter, internationale Personaleinsätze
anzunehmen. Die stärkere Integration
der Entsendeprogramme in Personal-
entwicklungs- und Nachfolgeplanung
kann die Attraktivität und Effizienz von
Entsendungsprogrammen erhöhen.
Berufsperspektiven des Partners im
Ausland als internes Problem
Weit mehr als drei Viertel der amWIAPP
teilnehmenden Unternehmen (86,3 Pro-
zent) identifiziert familiäre Erwägungen
Personal- und Entsendestrategie sowie
den individuellen Bedarf betrachten.
Kritisch sind dabei nicht allein die De-
finition verschiedener Entsendetypen,
sondern insbesondere deren Abgren-
zung und genaue Beschreibung ihrer
Anwendbarkeit im Einzelfall, möglichst
anhand klarer Entscheidungskriterien.
Zudem sind auch die Interessen der Mit-
arbeiter zu berücksichtigen. Deren Be-
reitschaft, langfristig ihre Beschäftigung
an einem anderen Standort außerhalb
des Heimatlands auszuüben, wird von
verschiedenen Faktoren beeinflusst.
Aus den Ergebnissen des WIAPP 2015
lassen sich verschiedene Hindernisse
für die Bereitschaft der Mitarbeiter, ihre
Beschäftigung temporär in einem ande-
ren Land auszuüben, ablesen. Dabei fal-
len insbesondere „Hardship“, das heißt
02/16 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Über 220 Mikrogramm Feinstaub pro Kubik-
meter schränken auch die Mobilität nach
China entsandter Mitarbeiter stark ein.
© BARNABYCHAMBERS / THINKSTOCKPHOTOS.DE
Zur weltweit angespann-
ten Sicherheitslage
durch Terrorangriffe
und Kriege kommen Be-
lastungen durch Luftver-
schmutzung, wie etwa in
Neu-Delhi und Peking.
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