personalmagazin 06/2016 - page 20

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TITEL
_LEADERSHIP 4.0
personalmagazin 06/16
W
enngleich auch viele Fak­
toren zum Erfolg eines
Unternehmens beitragen:
Ein Merkmal zieht sich
wie ein roter Faden durch alle erfolgrei­
chen Unternehmen – und das sind ihre
Führungskräfte. Unsere Führungsfor­
schung bei CEB hat allerdings kürzlich
ergeben, dass 73 Prozent der Firmen
nicht über die Führungskräfte verfügen,
die sie in Zukunft benötigen werden.
Denn obgleich Unternehmen schon in
Programme investieren, die dazu dienen
sollen, Führungskräfte zu identifizieren,
zu fördern und zu entwickeln, scheitern
sie oft: Nahezu 50 Prozent der Führungs­
kräfte in gehobenen Positionen erbrin­
gen nicht die erforderlichen Leistungen,
haben unsere Forschungen ergeben.
Lediglich 27 Prozent der leitenden An­
gestellten geben in unserer Befragung
an, dass ihre Führungskräfte über das
Von
André Fortange
und
Jean Martin
nötige Rüstzeug verfügen, um den künf­
tigen Bedürfnissen ihrer Organisation
gewachsen zu sein.
Wir arbeiten seit zehn Jahren daran,
den Einfluss zu verstehen, den Manager
ausüben, und haben dabei festgestellt,
dass der Erfolg oder Misserfolg von Un­
ternehmen nicht von der Kompetenz
ihrer Führungskräfte abhängt: Denn
67 Prozent der Manager erbringen her­
vorragende Leistungen beim Lösen von
Problemen, der Verwaltung von Talenten
oder Einführung von Innovationen,
so ein weiteres Ergebnis unserer For­
schung. Auch erfüllen 82 Prozent ihre
Leistungsvorgaben. Dies spiegelt sich
jedoch nicht in einer verbesserten Lei­
stung ihrer Organisation wider.
Woran liegt es dann, dass viele Füh­
rungskräfte den Anforderungen der
Zukunft nicht gewachsen sind? Heutige
Führungkräfte sind gewöhnlich über die
verschiedenen Hierarchiestufen hinweg
aufgestiegen, weil sie jeweils die für sich
und ihre Teams gesteckten individuellen
Ziele erreicht haben. Doch das reicht
heute nicht mehr aus. Wie unsere Un­
tersuchungen weiterhin gezeigt haben,
tragen auch diejenigen Führungskräfte,
die ihre Teams hocheffizient führen und
alle Leistungsvorgaben ihres Geschäfts­
bereichs erfüllen, nur in geringem Maß
dazu bei, Rentabilität und Umsatzwachs­
tum insgesamt zu verbessern.
Am erfolgreichsten sind Führungs­
kräfte hingegen dann, wenn sie auch zur
Leistung anderer Teams beitragen und
diese fördern. Solche Führungskräfte
haben den Fokus ihrer Einstellungen,
Aktivitäten und Verhaltensweisen von
individuellen Ergebnissen auf unterneh­
merische Ergebnisse verschoben. Diese
Führungskräfte bezeichnen wir als
„Enterprise Leader“, also unternehmens­
orientierte Führungskräfte. Wer diesen
Ansatz verfolgt, übt einen bedeutenden
positiven Einfluss auf die Wachstums­
zahlen des gesamten Unternehmens
aus. Führungskräfte können dadurch
ihren Einfluss im Unternehmen erhö­
hen und auch selbst größere berufliche
Erfolge erzielen.
Herausforderungen fürs Recruiting
Noch sind diese Fähigkeiten allerdings
rar gesät: Zwar verfügen die meisten
Unternehmenslenker darüber. Doch
über alle Führungsstufen hinweg zeich­
net sich nur einer von zehn Managern
als „Enterprise Leader” aus.
Umso wichtiger ist es also, dass Per­
sonaler bei der Einstellung neuer Füh­
rungskräfte und der Beförderung von
Nachwuchsführungskräften erkennen
können, was überdurchschnittliche von
guten Führungskräften unterscheidet.
Aufgrund unserer Analyse von 5.000
Führungskräften weltweit konnten wir
drei charakteristische Merkmale identi­
fizieren, durch die sich die „Enterprise
Leader“ auszeichnen:
• Sie stehen im ständigen Austausch
mit anderen Führungskräften (ihren
„Peers“). Anstatt ihre Ziele nur durch
eigene unmittelbare Anstrengungen zu
erreichen, greifen unternehmensorien­
tierte Führungskräfte auch erfolgrei­
che Ideen und Ansätze anderer auf und
wenden sie in ihrem eigenen Geschäfts­
bereich an. Zudem teilen sie ihre Ideen
Führung im Fokus
PERSPEKTIVEN.
Was bedeuten neue Leadership-Anforderungen für Recruiting und
Talent Management? Die internationalen Berater von CEB nehmen Stellung.
Wir haben über die
Jahre festgestellt: Der
Erfolg oder Misserfolg
von Unternehmen hängt
nicht von der Kompe­
tenz ihrer Führungs­
kräfte ab.
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