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personalmagazin 06/16
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TITEL
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LEADERSHIP 4.0
F
ührung zurück in den Fokus:
So lautet aktuell die Parole in
vielen Unternehmen. Die Grün-
de dafür sind vielfältig: Die
(Geschäfts-)Welt scheint sich immer
schneller zu drehen, die Digitalisierung
verändert Geschäftsmodelle von Unter-
nehmen und die Zusammenarbeit in
Teams. Und sicher haben auch Skan-
dale wie kürzlich das VW-„Dieselgate“
oder einige Jahre zuvor die Bankenkrise
den Druck erhöht, die Führungskultur
im Unternehmen zu überdenken. Beleg
dafür ist die gestiegene Nachfrage nach
Weiterbildungen zum Thema „Führung“
(mehr dazu lesen Sie im Beitrag „Da an-
setzen, wo es weh tut“). Doch nicht nur
die Nachfrage, auch die Inhalte solcher
Trainings haben sich verändert: Waren
Von
Andrea Sattler
(Red.)
früher eher „harte“ Fachthemen gefragt,
rücken nun „weichere“ Führungsthe-
men in den Fokus.
Neben guten Soft Skills haben sich
weitere neue Anforderungen an die Füh-
rung ergeben. Wie sich Führungskräf-
te im Einzelnen aufstellen müssen, um
in der digitalisierten Welt zu bestehen,
darüber haben sich bereits zahlreiche
Wissenschaftler und Praktiker Gedan-
ken gemacht. Oft gefordert wird von der
zukunftsfesten Führungskraft, dass sie
sich gut auf Veränderungen einstellen
und diese auch managen kann, emoti-
onal intelligent ist und demokratisch
führt, situativ und partizipativ entschei-
det, das Netzwerken beherrscht, ihren
Mitarbeitern vertraut, ihnen regelmäßig
Feedback gibt und natürlich lernfähig
ist. Das „Vopa-plus“-Modell (siehe Kas­
ten) fasst diese Anforderungen in fünf
Schlagwörtern zusammen: Vernetzung,
Offenheit, Agilität, Partizipation plus
Vertrauen als Basis für eine gute Füh-
rungskultur.
Gute Führung: In der Theorie gut er-
forscht, in der Praxis vernachlässigt
Ganz neu sind all diese Forderungen
nicht, wie unser Blick auf die Highlights
aus 70 Jahren Führungsforschung im
Beitrag „(Irr-)Wege der Führungsstile“
zeigt: Kurt Lewin konnte bereits in den
1940er Jahren nachweisen, dass demo-
kratisch geführte Teams mehr leisten
und dass auch Vertrauen sich positiv
auf die Arbeitsleistung auswirkt. Und
die Idee des situativen Führens wurde
etwa bereits in den 1960er Jahren postu-
liert. Auch die Forderung nach emotio-
nal intelligenter Führung ist inzwischen
schon einige Jahrzehnte alt.
Leadership 4.0
ÜBERBLICK.
Wie müssen sich Führungskräfte in einer digitalisierten Welt aufstellen?
Konzepte gibt es bereits – nun müssen diese in die Praxis umgesetzt werden.
DAS „VOPA-PLUS”-MODELL
QUELLE: PETRY 2014, BASIEREND AUF BUHSE 2014
Vernetzung
Offenheit
Agilität
Partizipation
Vertrauen
Das „Vopa-plus“-Modell fasst die Anforderungen an gute Führung in Zeiten der Digi-
talisierung in fünf zentralen Elementen zusammen.
Das Modell basiert auf einer Analyse von digitalen Geschäftsmodellinnovationen aus
dem Buch „Management by Internet“ von Willms Buhse (Plassen 2014). Seiner Analyse
zufolge sind die vier Elemente Vernetzung, Offenheit, Partizipation und Agilität zentral
für den Erfolg von Unternehmens- und Führungskultur im digitalen Zeitalter. „Damit
Unternehmen agil sind, müssen Führungskräfte vertrauen, Vernetzung schaffen, offen
sein und ihre Mitarbeiter ‚mal machen‘ beziehungsweise an der Führung partizipieren
lassen“, schreibt Professor Thorsten Petry von der Hochschule Rhein-Main dazu im Buch
„Digital Leadership“ (Haufe 2016). „Dies erfordert als Basis ein entsprechendes Vertrau-
en in die (Kompetenzen und die Motivation der) eigenen Mitarbeiter.“
(ak)
Vertrauen als Basis der Führungskultur
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