personalmagazin 06/2016 - page 16

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TITEL
_LEADERSHIP 4.0
personalmagazin 06/16
N
ichts nutzt der Praxis mehr
als eine gute Theorie“, sagte
Kurt Lewin (er lebte von 1890
bis 1947), zu seiner Zeit einer
der bekanntesten Psychologen der Welt
und Erfinder der Gruppendynamik. Er
selbst war leider nur ein lausiger Theore-
tiker. Seine Versuche, psychische Kräfte
mithilfe von Vektoren berechenbar zu
machen (die Physik war damals „die“
Leitwissenschaft), sind zu Recht in Ver-
gessenheit geraten. Aber Lewin war ein
begnadeter Experimentator, der durch
Von
Martin Pichler
seine Versuche die Sozialpsychologie er-
heblich voranbrachte. Im Jahr 1933 war
er aus Berlin in die USA ausgewandert
und durfte ab 1944 das „Research Center
of Group Dynamics“ am Massachusetts
Institute of Technology (MIT) leiten.
In einem seiner berühmten Experi-
mente erforschte Lewin zum ersten Mal
wissenschaftlich, welcher Führungsstil
(der Begriff „Führungsstil“ stammt üb-
rigens von ihm) am erfolgreichsten sei.
Er bildete dazu drei Gruppen. Die erste
Gruppe wurde „autoritär“ und die zwei-
te Gruppe „demokratisch“ geführt. Die
dritte Gruppe kam in den Genuss eines
extrem freiheitlichen „Laissez-faire“-
Führungsstils.
Die Nachteile autoritärer Führung
Das Laborexperiment ergab, dass in
der „demokratisch“ (im Sinne von „ko-
operativ“) geführten Gruppe die Leis-
tungen am höchsten waren und man
zusätzlich die höchste Mitarbeitermo-
tivation beobachten konnte. Der autori-
täre Führungsstil führte zwar auch zu
einem hohen Leistungsniveau, aber nur
wenn der Chef anwesend war und sei-
nen Mitarbeitern quasi permanent „die
Hammelbeine langzog“. War „die Katze
(Irr-)Wege der Führungsstile
ÜBERBLICK.
Seit den 1940ern kommen maßgebliche Impulse zur Entwicklung neuer
Führungsstile aus den USA. Wie sich Führungsstile mit dem Zeitgeist veränderten.
HIGHLIGHTS DER FÜHRUNGSSTIL-FORSCHUNG
Ab 1944: Kurt Lewin forscht am „Research Cen-
ter of Group Dynamics“ am Massachusetts Insti-
tute of Technology (MIT) zu drei Führungsstilen
(demokratisch, autoritär, Laissez-faire). Er kann
die Vorteile des demokratischen und Nachteile
des autoritären Führungsstils nachweisen
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1950
1960
1970
1980
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2000
1960: MIT-Professor Douglas McGregor
(„Theorie X und Theorie Y“) weist auf den
Führungsmissstand „mangelndes Vertrauen“
hin: Mitarbeiter, denen nichts zugetraut wird,
zeigen bald tatsächlich ein rein passives
Arbeitsverhalten
1977: Paul Hersey und Ken Blanchard veröf-
fentlichen das Buch „Management of Organi-
zational Behavior“. Ihr Credo lautet „situatives
Führen“, das im Wesentlichen auf vier Führungs-
stilen („lenken“, „trainieren“, „unterstützen“,
„delegieren“) beruht
1985: Bernhard M. Bass beschreibt in dem Buch „Leader-
ship and Performance Beyond Expectations“ zum ersten
Mal das Konzept der „transformationalen Führung“:
Die erfolgreiche Führungskraft versucht demnach, die
individuellen Ziele und Wünsche eines Mitarbeiters in
übergeordnete Ziele der Organisation zu „transformieren“
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