PERSONALquarterly 2/2019 - page 51

02/19 PERSONALquarterly
Eine Frage des
Gleichgewichts
Meng-Long Huo
(Taylor‘s University),
Peter Boxall
(Univer-
sity of Auckland): Are all aspects of lean production bad for
workers? An analysis of how problem-solving demands affect
employee well-being. Human Resource Management Journal,
Vol. 28, Issue 4, 569-584.
L
ean Manufacturing ist schon längst zum Standard in
Produktionsbetrieben geworden. Dennoch ist sich die
Forschung noch uneins über die Auswirkungen auf die
Mitarbeiter. Da die Minimierung von Lagerbeständen
als eines der Kernprinzipien die Produktion anfälliger für Stö-
rungen im Ablauf macht, stellt eine konstante Produktion hohe
Problemlösungsanforderungen an die Mitarbeiter. Das birgt
Chancen und Risiken für Firmen. Einerseits können hohe Prob­
lemlösungsanforderungen als positive Herausforderung begrif-
fen werden, die Mitarbeiter zu höherem Arbeitsengagement
motiviert. Andererseits besteht das Risiko, dass die erhöhten
Anforderungen Mitarbeiter erschöpfen. Wie können Firmen es
also schaffen, die Chancen und Risiken zu nutzen bzw. zu mini-
mieren? Hier setzen Huo und Boxall mit ihrer Fallstudie eines
mittelgroßen chinesischen Herstellers von Transportausrüs­
tung an. Sie argumentieren, dass Jobressourcen entscheidend
sind – d.h. inwiefern Mitarbeiter durch Trainingsmaßnahmen
auf die Anforderungen von LeanManufacturing vorbereitet wer-
den, Unterstützung durch ihre Führungskraft erfahren und in
Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Die Analysen zei-
gen, dass sowohl die wahrgenommenen Jobressourcen als auch
die wahrgenommenen Problemlösungsanforderungen positiv
mit demArbeitsengagement der Mitarbeiter zusammenhängen.
Mehr noch: Der motivierende Einfluss von Problemlösungsan-
forderungen auf das Arbeitsengagement fällt umso stärker aus,
je mehr Jobressourcen dem Mitarbeiter zur Verfügung stehen.
Dieser Befund impliziert, dass Mitarbeiter gerade unter stres-
sigen Bedingungen Jobressourcen am meisten schätzen. Ferner
zeigte sich, dass arbeitsbedingte Erschöpfung mit den Problem-
lösungsanforderungen steigt – aber nur dann, wenn Mitarbeiter
von einem geringen Maß an Jobressourcen berichteten. Das be-
deutet, dass Erschöpfung vermieden werden kann, sofernMitar-
beiter mit den entsprechenden Ressourcen ausgestattet werden.
Mitarbeiterbefragungen können Aufschluss über firmenspezi-
fisches Verbesserungspotenzial geben und Interventionen an-
leiten. Aufgrund des Fallstudiencharakters braucht es ohnehin
weitere Forschung zur Generalisierbarkeit der Befunde.
Besprochen von
Benjamin P. Krebs
, Lehrstuhl International
Business, Universität Paderborn
1...,41,42,43,44,45,46,47,48,49,50 52,53,54,55,56,57,58,59,60
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