PERSONALquarterly 2/2019 - page 41

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02/19 PERSONALquarterly
ABSTRACT
Forschungsfrage:
Können berufliche Wechsel durch den bisherigen Karriereverlauf vor-
hergesagt werden?
Methodik:
Längsschnittliche Panelstudie.
Praktische Implikationen:
Längeres Arbeiten in einem Beruf führt zu einer Festlegung
auf einen bestimmten Karrierepfad. Im Verlauf der beruflichen Karriere nehmen deshalb
Berufswechsel ab.
Trotzdem wird eine Person mit Berufswechseln in der jün-
geren Vergangenheit eher den Beruf wechseln als jemand, der
im gleichen Zeitraum eine stabile berufliche Karriere verfolgt
hat. Dies kann dadurch erklärt werden, dass die Person ih-
ren aktuellen beruflichen Pfad kürzere Zeit verfolgt hat und
deshalb weniger Humankapital aufbauen konnte. Ein weiterer
Grund, weshalb ein beruflicher Wechsel leichter fällt, wenn
man einen Beruf kürzere Zeit ausübt, liegt in der geringeren
positiven Verstärkung auf diesem Pfad. Da weniger Wissen
und Fertigkeiten erworben wurden, hat die Person eher weni-
ger berufliche Erfolgserlebnisse und ein geringeres Einkom-
men. Dadurch fällt es leichter, den Beruf zu wechseln, da die
Kosten beruflicher Mobilität niedriger sind.
Obwohl davon ausgegangen werden kann, dass diese Me-
chanismen universell gelten, können doch Geschlechterun-
terschiede bei beruflicher Mobilität erwartet werden. Diese
Annahme wird auch durch vorherige Erkenntnisse gestützt
(Fitzenberger/Kunze, 2005). Bei beruflichen Mobilitätsent-
und einen anderen Karrierepfad einzuschlagen. Dies ist jedoch
häufig nur dann möglich, wenn die Person ihr bisher erwor-
benes berufsspezifisches Kapital zumindest teilweise aufgibt
(Kambourov/Manovskii, 2009).
Dieser angenommene Wirkmechanismus begründet die An-
nahme, dass durch berufliche Pfadabhängigkeit die berufliche
Mobilität abnimmt, je länger Personen im Berufsleben stehen.
Die Wahrscheinlichkeit für berufliche Wechsel nimmt also ab,
je weiter die berufliche Karriere voranschreitet. Selbst wenn
zunächst ein unpassender Beruf gewählt wurde und die Person
ihren Beruf wechselt, greifen auf dem neuen Pfad die beschrie-
benen Mechanismen. Zudem verringert sich die Wahrschein-
lichkeit eines Berufswechsels, wenn bereits zum wiederholten
Mal Humankapital aufgegeben werden müsste. Gleichzeitig
erhöht sich mit jedemWechsel die Wahrscheinlichkeit, dass die
Person eine berufliche Tätigkeit findet, welche zu ihren Interes-
sen und Fähigkeiten passt. Im Verlauf der Karriere sollte somit
die Wahrscheinlichkeit abnehmen, den Beruf zu wechseln.
Quelle: In Anlehnung an Sydow, Schreyögg und Koch (2009)
Abb. 1:
Entstehung eines Karrierepfads
Initiale Entscheidung
Festlegung auf Karrierepfad
Zeit
Berufliche Option
Karrierepfad
Auswahl beruflicher
Optionen
1...,31,32,33,34,35,36,37,38,39,40 42,43,44,45,46,47,48,49,50,51,...60
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