PERSONALquarterly 2/2019 - page 43

43
02/19 PERSONALquarterly
war. Diese Annahme konnte bestätigt werden. Ausgehend von
einer durchschnittlichen beruflichen Turbulenz von 2.14 in
den ersten fünf Jahren nach Berufseintritt verringerte sich
danach die berufliche Turbulenz für jeden der beiden folgenden
5-Jahres-Zeiträume signifikant (b = −0.11, p < 0.01). Die unter-
suchten Personen wiesen im 6. bis 10. Berufsjahr durchschnitt-
lich eine berufliche Turbulenz von 2.03 auf und im 11. bis 15.
Jahr nach dem Eintritt ins Berufsleben eine durchschnittliche
Turbulenz von 1.92. Die berufliche Mobilität nahm also im
Laufe der Zeit ab.
Weiterhin wurde geprüft, ob Personen mit mehr vergange-
nen Berufswechseln eine höhere berufliche Mobilität aufwei-
sen würden. Dafür wurden zwei lineare Regressionsanalysen
durchgeführt, in welchen die berufliche Turbulenz im 6. bis
10. Jahr und im 11. bis 15. Jahr nach dem Eintritt ins Berufsle-
ben vorhergesagt wurde. Der wichtigste Prädiktor war hier die
berufliche Turbulenz in den vorhergehenden fünf Jahren. Die
Ergebnisse sind in Abbildung 3 dargestellt. Das Geschlecht
(codiert mit 0 für Männer und 1 für Frauen) und die berufliche
Turbulenz in den vorhergehenden fünf Jahren waren durch-
gängig signifikante Prädiktoren für weitere Berufswechsel.
Frauen hatten in beiden Modellen eine signifikant niedrigere
berufliche Mobilität als Männer.
Der standardisierte Koeffizient für berufliche Turbulenz
war von mittlerer Stärke und signifikant (
β
= 0.12, p < .01 in
Modell 3a,
β
= 0.16, p < .001 in Modell 3b), wenn es darum
ging, berufliche Wechsel in den nächsten fünf Jahren vorher-
zusagen. Das bedeutet, je höher die berufliche Mobilität in den
vorhergehenden fünf Jahren war, desto höher war auch die
berufliche Mobilität in den darauffolgenden fünf Jahren. Der
Anteil der erklärten Varianz war mit 11% in Modell 3a bzw.
mit 10% in Modell 3b zwar nicht sehr hoch, jedoch war diese
aufgeklärte Varianz in beruflicher Mobilität fast ausschließlich
auf die berufliche Mobilität der letzten fünf Jahre sowie auf
das Geschlecht zurückzuführen. UmGeschlechterunterschiede
über die gesamten 15 Jahre zu untersuchen, wurde schließlich
noch eine weitere lineare Regressionsanalyse durchgeführt.
Dabei wurde der Einfluss des Geschlechts auf die berufliche
Turbulenz über den gesamten Untersuchungszeitraum von 15
Jahren betrachtet. Auch hier zeigte sich deutlich, dass Frauen
eine signifikant geringere berufliche Turbulenz als Männer
aufweisen (
β
= -0.18, p < .01), dass also wie erwartet die be-
rufliche Mobilität für Frauen niedriger ist als für Männer. Um
sicherzustellen, dass diese Ergebnisse robust waren, wurden
anschließend Analysen für Karriereteilsequenzen mit einer
Länge von drei und sieben Jahren durchgeführt. Weiter wurden
Karriereteilsequenzen betrachtet, welche nicht im 1., 6. und 11.
Jahr nach dem Eintritt ins Berufsleben begannen, sondern zu
anderen Zeitpunkten. Hier zeigte sich durchgängig, dass die
getätigten Annahmen zutrafen.
Diskussion der Ergebnisse
Das Ziel der empirischen Studie war es, Pfadabhängigkeit in
Karrieren nachzuweisen und somit zu zeigen, dass berufliche
Mobilität eine Konsequenz des bisherigen Karriereverlaufs ist.
Eine wichtige Erkenntnis dieser Studie lautet, dass Berufswech-
sel immer unwahrscheinlicher werden, je länger Personen in
einem Beruf gearbeitet haben. Erklärt wird dies dadurch, dass
eine Person eher zögern würde, einen neuen Beruf zu ergreifen,
wenn sie bereits umfangreiches berufsspezifisches Humanka-
pital erworben hat. Auch konnte gezeigt werden, dass eine Fest-
legung auf einen bestimmten beruflichen Karrierepfad dazu
führt, dass die zukünftige berufliche Mobilität geringer ist. Ein
Quelle: Eigene Darstellung
a) Abhängige Vari­
able: Turbulenz 6.
bis 10. Jahr nach
Berufsstart
b) Abhängige Vari­
able: Turbulenz 11.
bis 15. Jahr nach
Berufsstart
Variablen
Ergebnisse
Kontrollvariablen
Industrie
n.s.
n.s.
Berufliche Fertigkeiten n.s.
n.s.
Alter
n.s.
Jahr des Berufsstarts
n.s.
n.s.
Bildung
n.s.
n.s.
Arbeitslos/Teilzeitar­
beit
+
n.s.
Anzahl der Kinder
n.s.
n.s.
Prädiktoren
Geschlecht: weiblich –
Turbulenz 1. bis 5. Jahr +
n.s.
Turbulenz 6. bis 10. Jahr
+
Abb. 3:
Vorhersage von beruflicher Turbulenz
Anmerkungen: Abhängige Variable: Psychische Beanspruchung
„ –“ = negativer Zusammenhang
„+“ = positiver Zusammenhang
„n.s.“ = nicht signifikant auf einem Alpha-Niveau von p < 0.05
1...,33,34,35,36,37,38,39,40,41,42 44,45,46,47,48,49,50,51,52,53,...60
Powered by FlippingBook