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Arbeitgeberpräferenzen (Petkovic, 2008) auch bestimmte Ar-
beitgebereigenschaften gibt, die dem Relevant Set eines Hoch-
schulabsolventen zugrunde liegen. Konkurrenzen zwischen
den Arbeitgebern ergeben sich daher aufgrund gemeinsamer
Eigenschaften wie Branche oder Standort.
Insbesondere der Standort der Arbeitgeber erhält in beste-
henden Studien kaum Aufmerksamkeit. So findet der Aspekt
der Regionalität bei der Untersuchung von Arbeitgeberpräfe-
renzen bislang wenig Berücksichtigung, obwohl mehrere Ar-
gumente einen regionalen Fokus indizieren. Erstens begründet
sich dies auf der Informations- und Wissensgrundlage der Be-
werber. Wie empirische Untersuchungen (Buenstorf, Geissler
& Krabel, 2016) vermuten lassen, spielen die Bekanntheit und
Verbundenheit mit einer Region eine wichtige Rolle bei der
Arbeitgeberwahl von Absolventen (von Proff, Duschl & Bren-
ner, 2017; Haussen & Uebelmesser, 2018). Zweitens lässt sich
argumentieren, dass durch denWertewandel und die steigende
Bedeutung der Work-Life-Balance die Wichtigkeit der persön-
lichen Verwurzelung und sozialen Beziehungen zunimmt und
damit die Bereitschaft des Umzugs für den ersten Arbeitgeber
abnimmt. Drittens impliziert auch die Beschäftigungsstruktur
in Deutschland mit ihrem Fokus auf Kleinst-, kleine und mitt-
lere Unternehmen, dass vor allem der regionale Arbeitsmarkt
zur Deckung des Fachkräfte- und Mitarbeiterbedarfs beiträgt.
Diese Arbeitgeber rekrutieren ihre Mitarbeiter weniger stark
überregional, national oder international, sondern überwie-
gend regional. Gleichzeitig gilt dies häufig auch für große Ar-
beitgeber und vor allem auch für diejenigen Positionen, auf die
sich Hochschulabsolventen am Ende des Studiums bewerben.
Die demografische Entwicklung in Deutschland wird den
Trend hin zu einem bewerberdominierten Markt weiter ver-
stärken (Holtbrügge, 2018). Damit verschiebt sich die Ent-
scheidungsmacht zugunsten der Absolventen, die sich ihren
präferierten Arbeitgeber aussuchen können. Die Arbeitgeber
innerhalb des Relevant Set, also des individuellen Auswahl-
bereichs eines Absolventen, konkurrieren folglich um dessen
Zusage. Geht man dabei von einer hohen Bedeutung des regio-
nalen Fokus bei der Arbeitgebersuche aus, steht ein Unterneh-
men innerhalb des beschriebenen individuellen Arbeitsmarkts
vorwiegend mit anderen regionalen Arbeitgebern im Wettbe-
werb. Diesem individuellen Arbeitsmarkt einer Unternehmung
wird in den bestehenden Arbeitgeberpräferenzstudien nur un-
zureichend Rechnung getragen. Die vorliegende Studie möchte
die dargestellten Schwächen bestehender Studien durch eine
regionale Fokussierung auf die Absolventen der Metropolregi-
on Nürnberg (MRN) überwinden (vgl. Abb. 1).
Methodik
Grundlagen der Netzwerkanalyse
Die Sozialwissenschaften unterscheiden hauptsächlich zwei
Arten von Daten, nämlich Attributdaten und Beziehungs- oder
relationale Daten (Scott, 1991). Während sich Attributdaten auf
die Eigenschaften oder Verhaltensweisen von Individuen oder
Gruppen beziehen, definieren relationale Daten die Verbin-
dungen zwischen diesen (Scott, 1991). Für die Untersuchung
von relationalen Daten eignet sich besonders die Methodik
der Netzwerkanalyse. Diese konzentriert sich auf die Bezie-
hungen zwischen Einheiten (z. B. Individuen, Organisationen)
und untersucht deren Verbindungen (Rank & Tuschke, 2010).
Dabei werden gegenseitige Abhängigkeit und Interdependenz
zwischen den Akteuren angenommen, die dennoch eigenstän-
dig bleiben.
Anwendung der Netzwerkanalyse in dieser Studie
Die Methode der Netzwerkanalyse eignet sich für die vorlie-
gende Untersuchung besonders, weil die Arbeitgeberwahl als
Resultat wechselseitig voneinander abhängiger Vergleiche ver-
schiedener Arbeitgeber interpretiert werden kann. Zudem ist
anzunehmen, dass jeder Arbeitgeber innerhalb seines indivi-
duellen Arbeitsmarktes direkt mit den anderen Arbeitgebern
der Region um die besten Hochschulabsolventen konkurriert
und imWettbewerb mit anderen Unternehmen die attraktivste
Beschäftigungsalternative für Hochschulabsolventen bieten
muss. Insofern agieren die Arbeitgeber nicht unabhängig
Abb. 2:
Verteilung der Befragungsteilnehmer
auf die Hochschulen und Universitäten
in der Metropolregion Nürnberg
Quelle: Eigene Darstellung
k. A.
4%
26%
33%
12%
18%
7%
Technische Hochschule Nürnberg
Universität Bayreuth
Hochschule Hof
Universität Bamberg
Universität Erlangen-Nürnberg
1...,27,28,29,30,31,32,33,34,35,36 38,39,40,41,42,43,44,45,46,47,...60
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