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PERSONALquarterly 03/16
NEUE FORSCHUNG
_SOCIAL MEDIA IN HRM
S
ocial Networking Sites (kurz: SNS) wie Xing oder Lin-
kedin sind nichts Neues für Personaler in Unterneh-
men. Sie platzieren Stellenausschreibungen, suchen
nach potenziellen Einstiegskandidaten und nutzen
NS als Kontaktkanäle zu High Potentials und ehemaligen
Mitarbeitern. Social Media ist hier also in aller Munde.
Mittlerweile sind auch unternehmensinterne SNS für die
eigenen Mitarbeiter in Großunternehmen angekommen; zu
vergleichen bspw. mit einem „internen Xing“. Interne Vernet-
zung, Expertensuche, fachliche Diskussionen und Informati-
onsaustausch stehen dabei im Vordergrund (Richter, 2010).
Ein Anwendungsfeld dieser internen SNS wurde allerdings
bisher in Forschung und Praxis weitestgehend vernachlässigt:
das Personalmanagement (im Folgenden kurz HR oder HRM).
In Anbetracht der Nutzung von SNS im Internet für HR-
Zwecke stellt sich die Frage, ob auch unternehmensinterne
SNS sinnvoll für das Personalmanagement verwendet werden
können; ggf. sogar integriert mit klassischen HR-Anwendungs-
systemen (Koch/Richter/Schlosser, 2007, S. 452). Im Mittel-
punkt steht aber die Frage: Können unternehmensinterne SNS
HR-Prozesse effizienter machen?
In diesem Artikel wird diese Frage adressiert. Ziel ist es,
Einsatzgebiete für unternehmensinterne SNS im Personalma-
nagement vorzustellen, Potenziale und Grenzen aufzuzeigen
sowie wichtige Rahmenbedingungen zu definieren. Der Artikel
basiert auf drei qualitativen Interviewstudien aus den Jahren
2011 und 2012 mit insgesamt 45 Experten aus 30 Unterneh-
men der unterschiedlichsten Branchen und Größen (Klein,
2012). Zuvor werden als Grundlagen SNS und deren Verwen-
dung im HR-Kontext charakterisiert.
Social Networking Sites im HR-Kontext – State of the Art
Social Networking Sites bieten Nutzern die Möglichkeit, ein
digitales Profil der eigenen Person inklusive Fotos, Interessen
oder Kompetenzen zu erstellen, ein Kontaktnetzwerk mit an-
deren Nutzern einzurichten und über Nachrichten-, Chat- oder
Forumsfunktionen mit anderen zu kommunizieren (Boyd/Elli-
son, 2008, S. 211). Werden SNS im Intranet eines Unterneh-
mens betrieben, stehen sie meist ausschließlich den eigenen
Mitarbeitern zur Verfügung, ggf. zusätzlich bereits rekrutier-
Einsatz von Social Networking Sites im
Personalmanagement von Unternehmen
Von
Dr. Marco Klein
(Volkswagen AG) und
Prof. Dr. Matthias Schumann
(Georg-August-Universität Göttingen)
ten, aber noch nicht eingestellten Personen. Dass unterneh-
mensinterne SNS für HR-Prozesse genutzt werden könnten, hat
die Forschung bislang nur vereinzelt aufgegriffen. SNS zur Ex-
pertensuche und als Informationsquelle für Personalentschei-
dungen (bspw. DiMicco et al., 2008, S. 715, oder Sotiropoulos,
2014, S. 50) sowie SNS für das Kompetenzmanagement (Braun/
Kunzmann/Schmidt, 2012) sind Ansatzpunkte. Auch Foren und
Social-Media-Aspekte für das E-Learning werden thematisiert
(Chatti/Jarke/Frosch-Wilke, 2007). Bezüglich Ausgestaltung,
Mehrwert und Rahmenbedingungen wurden diese Ansätze –
mit Ausnahme von SNS für das Kompetenzmanagement und
für E-Learning-Zwecke – bisher aber nicht untersucht.
Diesen wenigen Ansätzen unternehmensinterner SNS zu HR-
Zwecken steht eine Vielzahl an erprobten Anwendungsgebieten
von beruflich orientierten SNS im Internet (z.B. Xing oder Linked
in) gegenüber (Bondarouk et al., 2013; Klein/Rosenberger/Schu-
mann, 2012). Die folgende Aufzählung zeigt diese Einsatzgebiete:
3
Erstellen eines ansprechenden Unternehmensprofils im
Rahmen des Employer Brandings
3
Ausschreiben von vakanten Stellen und Veröffentlichen von
Ankündigungen (bspw. HR-Veranstaltungen) auf diesem
Profil und über weitere SNS-Kommunikationskanäle (Nach-
richten, Foren, Einträge auf Startseiten von Nutzern)
3
Analysieren von Nutzerprofilen im Rahmen von Suchvorgän-
gen und Besetzungsentscheidungen, rechtlich bedingt i.d.R.
nur auf beruflich orientierten Plattformen wie Xing oder
Linkedin (Klein/Rosenberger/Schumann, 2012, S. 1755)
3
Ansprechen von potenziellen Kandidaten und Pflegen von
Kontaktverbindungen zu Kandidaten (im Sinne eines Kan-
didatenpools)
3
Pflegen von Kontaktverbindungen zu ehemaligen Mitarbei-
tern (Alumni-Netzwerke)
Die Gründe, warum Unternehmen SNS im Internet für die-
se Zwecke nutzen, sind vielfältig: Personaler finden dort eine
Vielzahl an Daten über potenzielle Kandidaten. Diese Daten
müssen zudem nicht selbst gepflegt werden. Bei existierenden
Kontaktbeziehungen zu den Kandidaten kann auf die Daten
außerdem jederzeit zugegriffen werden. Des Weiteren kann
sich ein Unternehmen durch die hohen Nutzerzahlen von Xing,
Linkedin oder Facebook vielen Menschen einfach als attrak-