PERSONALquarterly 3/2016 - page 23

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integriert. Die Signifikanz der Beta-Gewichte lässt erkennen,
ob von Selbstkontrollanforderungen Einflüsse auf die Indika-
toren psychischenWohlbefindens ausgehen (Hypothese 1) und
ob diese Einflüsse durch mentales Abschalten am Abend abge-
mildert werden können (Hypothese 2).
Die Ergebnisse sind in Abbildung 1 zusammengefasst. Die
aufgeführten signifikanten Beta-Gewichte belegen, dass eine Zu-
nahme der Selbstkontrollanforderungen wie erwartet mit einem
Anstieg der Ich-Erschöpfung und dem Bedarf nach Erholung
sowie mit einer Abnahme subjektiver Vitalität verbunden ist.
Theoretisch und praktischer bedeutsam sind die ebenfalls
signifikanten Ergebnisse der im letzten Regressionsschritt
einbezogenen Wechselwirkung zwischen Selbstkontrollanfor-
derungen und mentalem Abschalten für alle Indikatoren psychi-
schen Wohlbefindens. Abbildung 2 veranschaulicht die Effekte.
Hierzu wurden Werte der Prädiktorvariablen bestimmt, die
jeweils eine Standardabweichung oberhalb und unterhalb des
Mittelwerts liegen. Anschließend wurden diese Werte getrennt
für jeden Indikator des Wohlbefindens in die Regressionsglei-
chung eingesetzt und einfache Regressionsgeraden erzeugt. Es
ist zu erkennen, dass sich hohe Selbstkontrollanforderungen
nur an solchen Tagen in Beeinträchtigungen des Wohlbefindens
manifestieren, an denen das Abschalten amAbend nicht gelingt.
Bei hoher psychischer Distanzierung von der Arbeit können
mögliche Beanspruchungswirkungen durch Selbstkontrollan-
forderungen dagegen deutlich abgeschwächt werden.
Zusammenfassung und Implikationen
Die vorliegenden Ergebnisse verdeutlichen, dass sich hohe
Selbstkontrollanforderungen unmittelbar auf das Wohlbefin-
den von Arbeitnehmern auswirken – die Ich-Erschöpfung und
der Bedarf nach Erholung am Abend steigen an, die subjektive
Vitalität sinkt.
In vielen Berufen ist es jedoch nicht möglich, Selbstkont­
rollanforderungen vollständig zu vermeiden. Der Identifikati-
on von organisationalen und personalen Ressourcen, die die
negativen Auswirkungen von Selbstkontrollanforderungen
abmildern können, kommt daher eine große Bedeutung zu. Im
Rahmen dieser Studie konnte gezeigt werden, dass das men-
tale Abschalten am Abend einen solchen schützenden Faktor
darstellt. Durch das abendliche Distanzieren von der Arbeit
können Arbeitnehmer an Tagen, an denen sie mit hohen Selbst-
kontrollanforderungen konfrontiert wurden, negative Einflüs-
se auf ihr Wohlbefinden vermeiden.
Jedoch ist das mentale Abschalten in Zeiten technischer In-
novationen keine Selbstverständlichkeit – das physische Ver-
lassen des Arbeitsplatzes bedeutet nicht mehr automatisch
auch die Beendigung der Arbeitstätigkeit. Über Smartphones,
Quelle: Eigene Darstellung
3,0
2,8
2,6
2,4
2,2
2,0
1,8
1,6
1,4
1,2
1,0
Geringe SKA
Hohe SKA
Bedarf nach Erholung
5,0
4,5
4,0
3,5
3,0
Geringe SKA
Hohe SKA
Subjektive Vitalität
Geringes mentales Abschalten
Hohes mentales Abschalten
1...,13,14,15,16,17,18,19,20,21,22 24,25,26,27,28,29,30,31,32,33,...56
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