Immobilienwirtschaft 2/2019 - page 26

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FINANZIERUNG, INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
IMMOBILIENFINANZIERUNG
mit deren Immobilieninvestmenttochter
SWB Immowert und im September 2017
die Deutsche Ring Bausparkasse in Ham-
burg.
Egal, wer amEnde die NordLB in seine
Finger bekommt: Projektentwickler und
Immobilieninvestoren sorgen sich nicht
nur darum, dass Banken durch Zusam-
menschlüsse höhere Zinsforderungen
zugunsten ihrer eigenen Marge amMarkt
durchsetzen könnten. Ihnen stellen sich
auch Fragen zu operativenThemen. „Bei-
spielsweise zum Klumpenrisiko“, sagt
Primus-Vorstand Fischer. Auf welche
Veränderungen müssten sich Bauträger
einstellen, die derzeit bei mehreren der
demnächst fusionierenden Geldhäuser
Kredite aufgenommen haben? „Bleibt
das Maximalvolumen der Darlehensver-
gabe je Kunde nominal in gleicher Höhe
bestehen, oder wird dieses aufgrund der
dann deutlich erhöhten Bilanzsumme
der Bank kumuliert?“, fragt Fischer. Und:
Sollte Letzteres der Fall sein, zu welchen
Konditionen könnten betroffene Unter-
nehmen dann Finanzierungen von ande-
ren Kreditinstituten erhalten?
Was die Immobilienbranche beun-
ruhigt, ergibt aus Bankensicht hingegen
Sinn. Denn trotz des Booms an den deut-
schen Betongoldmärkten läuft es für die
Immobilienfinanzierer nicht rund. In der
ersten Hälfte des vergangenen Jahres sei
das Neugeschäftsvolumen um rund zehn
Prozent auf 17,6 Milliarden Euro gesun-
ken, zeigt die JLL-Studie. „Die hohen Re-
gulierungsanforderungen schränken das
Geschäft zum Teil ein“, sagt Anke Herz,
Leiterin Finanzierungsberatung bei JLL.
Zudem dürfte die vergleichsweise geringe
Zahl an Investments in Core-Immobilien
dazu beigetragen haben, dass die Ge-
samtsumme der ausgereichten Kredite
geschrumpft sei. Darlehen für diese lang-
fristig an bonitätsstarke Nutzer vermie-
teten Objekte in besten Lagen würden
weiterhin von den Banken favorisiert,
sagt Herz. „Dies zeigt, dass der unverän-
dert hohe Konkurrenz- undMargendruck
offenbar nicht dazu führt, dass pauschal
risikoreichere Finanzierungen in die Bü-
cher genommen werden.“
Alternative Anbieter
für Immobilienfinan-
zierungen könnten
stärker mitmischen
Zudem gehen nicht alle Experten da-
von aus, dass weitere Zusammenschlüsse
von Banken dazu führen werden, dass
diese danach höhere Zinsforderungen
am Markt durchsetzen könnten. Auch
eine Mega-Landesbank dürfte „nicht in
der Lage sein, zulasten der Kreditneh-
mer höhere Margen durchzusetzen“, sagt
Francesco Fedele, Vorstandschef der auf
die Finanzierung wohnwirtschaftlicher
und gewerblicher Immobilienprojekte
spezialisierten Stuttgarter Beratungs­
gesellschaft BF.direkt. Denn es gebe wei-
terhin reichlich Konkurrenz am Markt.
„Deutschland ist overbanked“, sagt Fedele.
„Eine weitere Konsolidierung unter den
Immobilienfinanzierern erscheint daher
auf längere Sicht unausweichlich.“
Gleichzeitig dürfte eine weitere Kon-
zentration imBankenbereich dazu führen,
dass alternative Akteure stärker amMarkt
mitmischen. „NebenKreditfonds könnten
dann institutionelle Investoren wie Pensi-
onskassen und Versicherungen verstärkt
Immobilienfinanzierungen ausreichen“,
sagt Fedele. Primus-Vorstand Fischer sieht
zudem, dass kleinere Privatbanken und
Family Offices schon jetzt daran interes-
siert seien, Kredite an Projektentwickler
auszureichen. „Darüber hinaus haben wir
die Sparkassen als verlässliche und trans-
parente Finanzierungspartner kennen
gelernt“, sagt Fischer.
«
Richard Haimann, Neu Wulmstorf
„Bei einer Mega-Fusion
würde die aufwendige
Regulatorik bankinterne
Kapazitäten binden und
Prozesse verlangsamen.“
Sebastian Fischer,
Vorstand Primus Immobilien
„Die vielfältige Banken-
landschaft hat bislang
dafür gesorgt, dass Pro-
jekte schnell umgesetzt
werden können.“
Corvin Tolle,
geschäftsführender
Gesellschafter Rohrer Immobilien
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