Immobilienwirtschaft 2/2019 - page 21

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2.2019
Foto: DV, Manuela Schaedler
Energieerzeugung und -einsparung
im Quartier kombinieren
D
eutschlands größter Vermieter Vonovia hat angekündigt, seine Modernisierungs-
investitionen zurückzufahren. Mit den aktuellen Fördermechanismen seien um-
fassende energetische Modernisierungen nicht wirtschaftlich darstellbar, ohne die
Mieter über Gebühr zu belasten. Der Konzern reagiert damit auf das vom Bundestag
beschlossene Mietrechtsanpassungsgesetz, das bei Bestandswohnungen mit geringen
Mieten dieModernisierungsmieterhöhungen auf maximal zwei Euro proQuadratmeter
begrenzt. Dies zeigt erneut, dass Energieeinsparrecht und Förderung in Verbindungmit
dem Mietrecht keinen geeigneten Ausgleich zwischen Wirtschaftlichkeit, Sozialver-
träglichkeit und Klimaschutz schaffen. Der DV fordert deshalb schon lange eine neue
Systematik: Zentrales Beurteilungskriterium für energetische Maßnahmen muss der
Treibhausgasausstoß werden. Außerdem sollte das Quartier gestärkt werden.
RÜCKGANG BEI ENERGETISCHER SANIERUNG
Mit dem seit Januar geltenden Mietrechts-
anpassungsgesetz ist die Modernisierungsmietumlage von elf auf acht Prozent gesenkt
worden. Zudem wurde eine absolute Grenze von zwei Euro eingezogen, um die die
Quadratmetermiete aufgrund der Modernisierungsinvestitionen maximal steigen darf,
sofern die bisherigeMiete unter sieben Euro liegt. Bei höherenMieten ist derMietanstieg
auf drei Euro gedeckelt. In der Folge verzichtet Vonovia nun auf umfassendere Sanie-
rungen, die zu Mieterhöhungen über zwei Euro führen. Damit sinkt die Sanierungsrate
von bislang fünf auf drei Prozent. Dies entspricht zwar immer noch den Klimaschutz-
zielen der Bundesregierung für den Gebäudebestand, ist aber dennoch ein Rückschlag
für den Klimaschutz.
Einwesentlicher Grund dafür, dass die energetische Gebäudesanierung nicht schnel-
ler vorankommt, ist, dass die Energieeinsparverordnung (EnEV) und die Förderung
zu einseitig auf Effizienz ausgerichtet sind. Zu diesem Ergebnis kam die Arbeitsgruppe
Energie des DV unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Klaus Töpfer bereits vor zwei Jahren:
Um die Klimaschutzziele wirtschaftlich und sozialverträglich zu erreichen, brauchen
wir in erster Linie mehr Flexibilität zwischen Effizienzmaßnahmen und dem Einsatz
erneuerbarer Energien. Schaffen können wir dies vor allem durch integrierte Lösungen
imQuartier. Dort lassen sich die Technologien zur regenerativen Energieerzeugung und
zur Energieeinsparung optimal kombinieren. Dies wird bislang allerdings weder durch
die EnEV noch durch die Förderung ausreichend ermöglicht.
SYSTEMWANDEL NOTWENDIG
Es ist deshalb höchste Zeit, dass mit der Zusammenlegung
von EnEV und Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) in das neue Gebäu-
deenergiegesetz (GEG) ein Systemwandel vollzogen wird, so die Empfehlung, die die
AG an die Bundesregierung richtete. Die Einsparung von Treibhausgasemissionen sollte
zum zentralen Kriterium für eine ganzheitliche Bewertung energetischer Modernisie-
rungen werden – alternativ zu den bisherigen Parametern Transmissionswärmeverlust
und Primärenergieverbrauch. Damit könnten unwirtschaftliche Effizienzmaßnahmen
durch eine CO
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-arme Versorgung mit erneuerbaren Energien ausgeglichen werden.
Außerdem müssen energetische Quartiersansätze im GEG besser verankert werden.
Dieser Systemwechsel müsste zudem in das Klimaschutzgesetz Eingang finden, das der-
zeit in Vorbereitung ist. Der DVwird mit seinenMitgliedern aus Immobilienwirtschaft,
Energieversorgern, Bund, Ländern und Kommunen weiter anVorschlägen arbeiten.
Zentrales Beurteilungskriterium für energe-
tische Maßnahmen muss der Treibhausgas-
ausstoß werden, meint Michael Groschek.
Förderung
Mit der Kappung
der Modernisierungsumlage
wird es noch weniger umfas-
sende energetische Moder-
nisierungen geben. Höchste
Zeit für einen funktionie-
renden Ansatz zum Klima-
schutz im Gebäudebereich,
so der DV.
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Michael Groschek, Präsident des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V.
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