Immobilienwirtschaft 2/2019 - page 13

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kann die Antwort auf die drängenden
Fragen der aktuellen Wohnungsmarkt­
situation liegen.“
Die Infrastruktur ist
entscheidend für die
ländliche Entwicklung
Ähnlich argumentiert der Direktor
des Verbands bayerischer Wohnungs­
unternehmen (VdW Bayern), Hans Mai-
er. Er spricht sich für „geeignete Förder-
strukturen“ aus, „die durch eine Attrak-
tivitätssteigerung die Abwanderung und
damit den Zuwanderungsdruck auf die
Ballungsräume abschwächen“. Da auch
im ländlichen Raum neben Einfamilien-
häusern attraktive Mietwohnungen nötig
seien, bedürfe es mehr Flexibilität bei der
Wohnraumförderung. Außerdem sind
nach Ansicht Maiers interkommunale
Kooperationen nötig, wie die 2018 von
der Stadt Erlangen und acht Umlandge-
meinden gegründete GEWOLandGmbH.
Sie verfolgt das Ziel, auch im Landkreis
bezahlbaren Wohnraum für breite Grup-
pen der Bevölkerung zu schaffen.
Frank Emrich, Direktor des Verbands
Thüringer Wohnungs- und Immobilien-
wirtschaft (vtw), fordert: „Arbeitsplätze
und Infrastrukturen (Wohnen, ÖPNV/
Verkehr, Medizin, Bildung, Versorgung)
müssen proaktiv ausgebaut, Akteure
vor Ort unterstützt werden.“ Ein The-
senpapier des vtw bezeichnet die In-
frastruktur als zentral für die ländliche
Entwicklung, besonders „die lückenlose
und leistungsfähige Versorgung des länd-
lichen Raumes mit Datenanbindung“.
Zudem lenkt der vtw den Blick auf die
Arbeitsplatzsituation: Der ländliche
Raum werde gestärkt „durch die Siche-
rung vorhandener Arbeitsplätze und die
Ansiedlung neuer Arbeitsplätze oder die
Ermöglichung neuer Arbeitsformen“
ringen. 2018 erweiterte der Freistaat die
Förderrichtlinien im Bereich Integrierte
Ländliche Entwicklung, sodass jetzt auch
Dorfläden gefördert werden können. Zu-
dem startet das Ministerium eine Initiati-
ve, die durch die Kombination verschie-
dener Förderprogramme die Wiederbele-
bung von Brachflächen unterstützen soll.
Eine wichtige Rolle spielt der ländliche
Raum auch in Bayern, wo 2018 die För-
derung der Dorferneuerung verbessert
wurde. Kommunen erhalten nun 80 Pro-
zent Förderung, wenn sie leerstehendeGe-
bäudemodernisieren oder aber abbrechen
und so Grundstücke für eine Wiederbe-
bauung bereitstellen. Ziel ist laut Land-
wirtschaftsministerin Michaela Kaniber
(CSU), bis 2030 rund 5.000 Gebäude zu
sanieren, neu zu nutzen oder aufzuwerten.
Um Arbeitsplätze in den ländlichen
Raum zu bringen, startete der damalige
bayerische Finanzminister und heutige
Ministerpräsident Markus Söder (CSU)
zudem2015 das Projekt Behördenverlage-
rung. In den ersten drei Jahren wurden 37
Behörden und staatliche Einrichtungen in
strukturschwache Regionen umgesiedelt.
Neue Wege beschreitet auch Rhein-
land-Pfalz, wo rund drei Viertel der Ein-
wohner außerhalb der kreisfreien Städte
leben, etwa mit einer Landarzt-Offensive:
Bewerber erhalten auch ohne Spitzenabi-
tur einen Medizinstudienplatz, wenn sie
später eine Landarztpraxis übernehmen.
Das Sozialministerium fördert indes inno-
vative Wohn- und Quartiersprojekte auf
dem Land mit bis zu 10.000 Euro. „Das
Land Rheinland-Pfalz pflegt im Hinblick
auf die Förderung des ländlichen Raumes
eine kooperative Zusammenarbeit mit der
Wohnungswirtschaft“, lobt Dr. Axel Tau-
sendpfund, Direktor des Verbands der
Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft
(VdWsüdwest). „Ländliche und struktur-
schwache Räume müssen wieder stärker
ins Bewusstsein rücken“, fordert er. „Nur
im Zusammenspiel von Stadt und Land
Die öffentliche Diskussion in Deutschland kreist um die Ballungsräume und die dortige
Wohnungsknappheit. Viel seltener im Fokus stehen die ländlichen Räume mit ihren ganz
anders gelagerten Problemen. Für sie aber gibt es zahlreiche Förderprogramme.
»
45
%
der Deutschen würden am
liebsten in einer ländlichen Ge-
meinde wohnen, 33 Prozent in
einer Klein- oder Mittelstadt
und nur 21 Prozent in einer Groß-
stadt. Das ergab eine Umfrage
der Bundesstiftung Baukultur.
Foto: RikoBest/shutterstock.com
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