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2.2019
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
auf der Suche nach einemThema für das Editorial hatte ich plötzlich
den Eindruck, dass, zumindest in unserer Branche, gerade eder sucht.
Makler nach neuen Geschäftsfeldern, Investoren nach Grundstücken,
private Wohnungsgesellschaften nach Wegen, die Rendite zu steigern,
die Bundesregierung nach einem neuen Grundsteuermodell, alle su-
chen Mitarbeiter, und die Polizei sucht über unseren Newsletter einen
mutmaßlichen Mörder mit professionellem Immobilienhintergrund.
Gefunden ist er noch nicht. Finden tun wenige. Manche Unternehmen
finden in Hotspots Flächen, manche bezahlbare Immobilien für ihre
Fonds. Der Berliner Senat findet eine kreative Lösung für die von Mo-
dernisierungsmieterhöhung bedrohten Mieter, die ihr Vorkaufsrecht
ohne das nötige Geld ausüben wollen. Mitarbeiter der „Nassauischen
Heimstätte“ finden eine Ur-Einbauküche, und tatsächlich findet ein
Unternehmen bisweilen auch einen Manager. Hat ein der Immobilien-
branche Zugehöriger etwas oder jemanden gefunden, sucht er zumeist
weiter, denn der Immobilist hat Dauerhunger.
Anderswo hört man nach dem Finden oft mit dem Suchen auf. Das ist
dann geradezu buddhistisch, verhindert die dauernde Suche doch das
Glück. Erst wer in sich ruht, ist wahrhaft zufrieden! Ist das eine Erklä-
rung für die seltsame Stagnation in einem schon so lange dauernden
Zielkonflikt: der Sicherung bezahlbaren Wohnens auf der einen und
den Klima
zielen im Gebäudesektor auf der anderen Seite? Davon, dass
sie fündig wurden bei der Entschlackung bauverzögernder Normen, ist
mir nichts bekannt. Suchen geschieht ja oft still. Aber ich frage mich
die ganze Zeit: Sucht hier tatsächlich noch einer? Und (bejahenden-
falls!): Wird derjenige bezahlt für die Suche oder für das Finden?
Ihr
Die buddhistische Seite der Regierungsarbeit
„Viele suchen. Manche
finden. Und andere ma-
chen nichts. Es war eini-
ges versprochen worden
in puncto Entschlackung
von Vorschriften. Haben
Sie da was gemerkt?
Dirk Labusch
, Chefredakteur