Immobilienwirtschaft 2/2019 - page 12

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POLITIK, WIRTSCHAFT & PERSONAL
I
FÖRDERPROGRAMME
Wie Wohnen auf dem Land
wieder attraktiv wird
W
enn Axel Gedaschko auf die deut-
schen Wohnungsmärkte blickt, er-
kennt er große Unterschiede. „In
den beliebten Großstädten wird Bauen
und Wohnen für Normalverdiener un-
erschwinglich, während viele ländliche
Regionen aufgrund von mangelnder In-
frastruktur und immer weniger Dienst-
leistungen unattraktiv werden“, stellt der
Präsident des GdWBundesverband deut-
scher Wohnungs- und Immobilienunter-
nehmen fest. Die ländlichen Räume mit
ihrem teilweise erheblichen Wohnungs-
leerstand müssten deshalb stärker in den
Mittelpunkt des politischen Handelns
rücken. Die Politik müsse ehrlich zu den
Menschen sein: „Bei aller Anstrengung
wird man das Problem der Wohnungs-
knappheit nicht allein in den großen Städ-
ten in Deutschland lösen können.“
Gleichwertige Lebens-
verhältnisse im urbanen
und ländlichen Raum
stehen als Ziel im
Koalitionsvertrag
Auf bundespolitischer Ebene ist das
Problem durchaus erkannt. „Unser Ziel
sind gleichwertige Lebensverhältnisse im
urbanen und ländlichen Raum in ganz
Deutschland“, steht im Koalitionsvertrag
von Union und SPD. Eine Reihe poli-
tischer Initiativen strebt die Umsetzung
dieser Absichtserklärung an. So lud 2018
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia
Klöckner (CDU) zum „Zukunftsforum
Ländliche Entwicklung“ und initiierte das
Aktionsbündnis „Leben auf dem Land“.
„Wenn Geschäfte, Schulen und Arztpra-
xen schließen und kein Bus mehr fährt,
wenn der Leerstand zunimmt und Orts-
kerne veröden, dann entsteht ein Gefühl
des Abgehängtseins“, so Klöckner. Umdas
bilienwirtschaftlichen Gesichtspunkten
besonders interessant ist das Modul, das
sich der Förderung von Mehrfunktions-
häusern verschrieben hat. Das sind Ge-
bäude, die unterschiedliche Funktionen
unter einemDach vereinen – zumBeispiel
einen Dorfladen, eine Landarztpraxis, ei-
nen Pflegestützpunkt und Vereinsräume.
Die Förderung des ländlichen Raums
haben auch die Bundesländer im Blick.
Jedenfalls verfügt fast jedes Flächenland
über entsprechende Förderprogramme.
„Die Herausforderung für den ländlichen
Raum besteht darin, die nötige Infra-
struktur zu schaffen und zu erhalten“, sagt
Birgit Keller (Die Linke), Ministerin für
Infrastruktur und Landwirtschaft inThü-
„Auseinanderdriften von Stadt und Land“
zu verhindern, müssten Staat und Gesell-
schaft an einem Strang ziehen.
Nicht untätig bleiben will auch das
Bundesministerium des Innern, für Bau
undHeimat. ImSeptember 2018 lud es zur
Auftaktsitzung der Kommission „Gleich-
wertige Lebensverhältnisse“. Diese be-
schäftigt sich in sechs Facharbeitsgruppen
mit unterschiedlichen Themen von kom-
munalenAltschulden über Raumordnung
bis hin zur Teilhabe an der Gesellschaft.
Bis Juli 2019 soll die Kommission einen
Bericht mit detaillierten Vorschlägen
vorlegen. Konkrete Unterstützung bietet
bereits jetzt das Bundesprogramm „Länd-
liche Entwicklung“ (BULE). Unter immo-
Wohnen kann auch außerhalb
der Großstädte attraktiv sein,
besonders wenn die Infrastruk-
tur stimmt.
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