11
2.2019
IT-gestützte Baugenehmigungsverfahren sollen endlich zum Standard werden. Das haben die
Beteiligten des Wohngipfels im Herbst als ein Ziel formuliert. Die Arbeit hat auf kommunaler
und regionaler Ebene längst begonnen. Ein Digitalisierungslabor soll sie nun forcieren.
Meinig bekräftigt das Interesse der
Beteiligten am Planungs- und Baupro-
zess. „Die Mitarbeiter in den Ämtern
sehen nicht zuletzt vor dem Hintergrund
des Fachkräftemangels die Vorteile von
IT-gestützten Verfahren.“ Von der Auto-
matisierung von Standardprozessen ver-
sprechen sie sich mehr Zeit für inhaltlich
anspruchsvolle Aufgaben. Architekten,
Ingenieure und Bauherren wiederum
wünschen sich, mit der Digitalisierung die
„Black-Box-Verwaltung“ transparenter
und zugänglicher zu machen. Schnittstel-
lenproblematiken sollten so gelöst wer-
den, dass Formulare und Daten nur ein
einziges Mal ausgefüllt und abgegeben
werden müssten. Hoffnung setzen die
Beteiligten dabei in die nun verbindliche
Nutzung der öffentlichen Standards XBau
und XPlanung.
Die Landesbauminister haben zu-
letzt den Druck auf den Bund erhöht,
das Tempo bei der Einführung digitaler
Genehmigungsstandards zu steigern. Den
digitalen Bauantrag sehen sie als Schlüs-
sel für günstigeres und schnelleres Bauen
von der Planung bis zur Fertigstellung. Die
Bauminister hatten schon bei ihrer Konfe-
renz 2017 den Bund gebeten, die Einfüh-
rung elektronischer Standards bundesweit
finanziell zu unterstützen. Die Bundes
architektenkammer als eine der betrof-
fenen Stellen begrüßt die Bewegungen.
Eine Digitalisierung von Prozessen könne
die Lücken verkleinern, die der jahrelange
Personalabbau in Planungsämtern erzeugt
habe, sagt die Referatsleiterin Digitalisie-
rung, Gabriele Seitz. Sie mahnt zugleich,
perspektivisch zu denken. „In einem
zweiten Schritt sollte man sich auf jeden
Fall über den Building-Information-Mo-
deling-basierten Bauantrag unterhalten“,
sagt sie. „Es ist unerlässlich, um langfristig
bundesweit und darüber hinaus eine ein-
heitliche Sprache zu sprechen.“
«
Kristina Pezzei, Berlin
Herr Professor König, Sie
arbeiten seit einem Jahr an
einem Projekt, das Building
Information Modeling (BIM) in
die Bauplanungs- und -geneh-
migungsprozesse integrieren
soll. Warum schaffen das die
Verantwortlichen in Verwal-
tung und Praxis nicht allein?
Uns erreichen von vielen Seiten
Impulse – Architekten erklären,
dass BIM als Grundlage mehr und
mehr Einzug hält, Verwaltungs-
mitarbeiter freuen sich, wenn
digitalisierte und automatisierte
Prozesse ihnen Fleißarbeiten
abnehmen und sich Freiräume für
die wirklichen Herausforderungen
auftun. Allerdings zeigt sich im
Bereich von Bau und Planung
besonders, wie der Föderalismus
eine zusätzliche Herausforderung
ist. Da reichen die Erschwernisse
von den unterschiedlichen Landes-
bauordnungen bis zu den verschie-
denen Zuständigkeiten. Andere
Länder konnten pragmatischer
und stringenter handeln und sind
daher bei der Digitalisierung des
Bau- und Planungswesens schon
etwas weiter.
Welche Resonanz erfahren Sie
bei den Partnern?
Bisher eine
sehr positive. Es war leicht, Part-
nerkommunen und -verwaltungen
zu finden. In Nordrhein-Westfalen
müssen ab 2020 alle öffentlichen
Hochbauten mit BIM geplant und
gebaut werden, den Beteiligten
sitzt also die Zeit ohnehin im
Nacken. Von daher ist die Überle-
gung naheliegend, nicht nur eine
Digitalisierung von Bauanträgen
anzustreben, sondern gleich den
BIM-Standard anzupeilen.
Wie herausfordernd wird die
Umstellung tatsächlich?
Im
Moment gibt es in den Ländern
und Kommunen verschiedene
eher unabhängige Initiativen. Eine
länderübergreifende Stelle wäre
sinnvoll, bei der die Fäden zusam-
menlaufen. Die Koordination und
die Vereinheitlichung dieser Pro-
zesse werden jedoch nicht leicht.
Es wird auch einiges an Technik
benötigt, die dazu gekauft werden
muss. Dazu kommt: So positiv die
Rückmeldungen aus den Behörden
sind – die Umstellung der Prozesse
erfordert ein erhebliches Maß an
internen Schulungen. Dieser Auf-
wand wird meiner Meinung nach
unterschätzt.
„Erhebliches Maß an interner
Schulung notwendig“
INTERVIEW
MIT PROF. DR. MARKUS KÖNIG
Prof. Dr. Markus König leitet
den Lehrstuhl für Informatik
im Bauwesen an der Ruhr-
Universität Bochum.