Immobilienwirtschaft 2/2019 - page 16

16
POLITIK, WIRTSCHAFT & PERSONAL
I
RECRUITING
Je bunter das Team,
desto erfolgreicher die Firma
G
emeinsamkeitensindgut,aberVielfalt
ist besser: Wenn der demografische
Wandel voranschreitet, Fachkräfte
knapp werden und die Digitalisierung um
sich greift, muss die Immobilienwirtschaft
auf neue Mitarbeitergruppen setzen, um
zukunftsfähig zu bleiben: auf junge und
alte Kollegen mit unterschiedlichen be-
ruflichen und wissenschaftlichen Hinter-
gründen, mit diversen Geschlechtsiden-
titäten und sexuellen Orientierungen, auf
verschiedene Ethnien und Religionen, auf
Menschen mit und ohne körperliche Be-
einträchtigungen.
Denn traditionell wird die Branche
von älteren, heterosexuellen, weißen
Männern dominiert. Führungspositionen
vergeben sie in der Regel an Bewerber,
die ihrem eigenen Standard am besten
entsprechen. Kein Wunder: Gleich und
Gleich gesellt sich gern, undGleich fördert
Gleich am liebsten. Für das Unternehmen
ist das jedoch nicht optimal. Schließlich
sind die Gleichen nicht zwangsläufig die
Talentiertesten.
„Mit einem Plus an Diversität können
die Immobilienunternehmen bei ihren
Kunden punkten. Diversity in der Füh-
rung hat den Vorteil, dass sie sich besser
im Bereich der strategischen Steuerung
auf unterschiedliche Kundengruppen und
fitabel zu sein. Besonders augenscheinlich
ist dieser Zusammenhang beim Frauen-
anteil in der Vorstandsetage und zwei bis
drei Ebenen darunter. Unternehmen, die
dabei auffallend punkten, haben eine um
21 Prozent größere Wahrscheinlichkeit,
überdurchschnittlich erfolgreich zu sein.
Bei deutschen Unternehmen mit einem
hohen Anteil weiblicher Führungskräfte
verdoppelt sich laut der Studie die Wahr-
scheinlichkeit eines überdurchschnitt-
lichen Geschäftserfolgs sogar.
„ImhartenWettbewerb umFach- und
Führungskräfte wird es in Zukunft darauf
ankommen, eine Kultur der Vielfalt inner-
und außerhalb des Unternehmens vorzu-
leben“, weiß Schomberg. Sichtbares En-
gagement der Unternehmensführung sei
unverzichtbar. „Eine von Wertschätzung
und Feedback geprägte Unternehmens-
kultur, die von Führungskräften gelebt
wird, bringt deutlichmehr als formalisier-
te Nicht-Diskriminierungsgrundsätze.“
Ähnlich sieht es Sandra Günther,
Human-Resources-Spezialistin und ge-
schäftsführende Gesellschafterin der
Personalberatungsgesellschaft Stoneset
Partners GmbH aus Frankfurt am Main:
„Vielfalt schafftVertrauen und einUmfeld,
in welchem sich jeder sicher fühlen kann,
man sich zeigen kann, wie man ist, und
Märkte einstellen und zudemeinen größe-
renNeukundenkreis erschließen können“,
weiß Bärbel Schomberg, Vizepräsidentin
des Zentralen Immobilien Ausschusses
(ZIA) und Vorsitzende des Ausschusses
Diversity.
Mehr Diversität in Unter-
nehmen führt zu höherer
Profitabilität
Wissenschaftlich nachgewiesen ist,
dass zusammengesetzte Teams in hö-
herem Maß kreative Ideen und Lösungen
entwickeln. Denn sie bringen unterschied-
liche Sichtweisen ein, die oft schneller zu
Ergebnissen und innovativen Produkten
führen. „Ein gewisser Anteil an ethnischer
Diversität im Management in börsenno-
tierten Unternehmen korreliert nach Er-
kenntnissen der Wissenschaft positiv mit
den ökonomischenKennzahlen des jewei-
ligen Unternehmens“, sagt Schomberg.
Die 2018 veröffentlichte McKinsey-
Studie „Delivering Through Diversity“
gibt ihr Recht: Unternehmen, die sich
durch einen hohen Grad an Diversität
auszeichnen, haben eine größere Wahr-
scheinlichkeit, überdurchschnittlich pro-
1...,6,7,8,9,10,11,12,13,14,15 17,18,19,20,21,22,23,24,25,26,...76
Powered by FlippingBook