Immobilienwirtschaft 2/2019 - page 25

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Der Konzentrationsprozess am Immobilienfinanzierungsmarkt setzt sich fort. Projektent-
wickler und Immobilieninvestoren fürchten, dass eine künftige Super-Landesbank durch
ihre Marktstellung höhere Margen zulasten der Kreditnehmer durchsetzen könnte.
nur 5.391 Einwohner zählende Kleinstadt
imUS-Bundesstaat NewYorkmit bezeich-
nendemNamen ausgesucht: Purchase – zu
deutsch: Kauf.
Cerberus wiederumhat mit der gerade
erfolgtenÜbernahme der HSHNordbank
den achtgrößten deutschen Gewerbe­
immobilienfinanzierer mit einem Ge-
samtkreditbestand von 14Milliarden Euro
unter seine Fittiche gebracht. Würde die
NordLB mit der Deutschen Hypo noch
hinzukommen, könnten die New Yorker
den immerhin viertgrößten Gewerbe­
immobilienfinanzierer Deutschlands mit
einem Kreditportfolio im Gesamtwert
von 26,1 Milliarden Euro schmieden. Zu-
dem hält Cerberus mehr als fünf Prozent
der Aktien an der Commerzbank und
35,1 Prozent der Anteile an der BAWAG
Group, der viertgrößten BankÖsterreichs.
Diese wiederum übernahm im vergange-
nen Jahr die Südwestbank in Stuttgart
»
als Darlehensnehmer im jetzigen Markt
auf schnelle Entscheidungen und Bear-
beitungen angewiesen sind“, sagt Fischer.
Auch wenn die Pläne für eine „Super-
Landesbank“ am Ende scheitern und
stattdessen die US-Investoren Apollo
oder Cerberus zum Zug kommen sollten,
würde der Konzentrationsprozess am Im-
mobilienfinanzierungsmarkt weitergehen
– wenn auch in kleinerem Stil. Die auf
Übernahmen und Beteiligungen speziali-
sierte Private-Equity-Gesellschaft Apollo
hat seit 2014 bereits vier deutsche Ban-
ken aufgekauft und zusammengeführt:
die Bremer Kreditbank, das ebenfalls in
der Weserstadt ansässige Bankhaus Neel-
meyer und zuletzt in diesem Jahr die Ol-
denburgische Landesbank sowie dieWüs­
tenrot Bank in Ludwigsburg. Als Unter-
nehmenssitz hat sich der börsennotierte
Investor mit einer Marktkapitalisierung
von mehr als fünf Milliarden Euro eine
zung der NordLB mit der Landesbank
Hessen-Thüringen (Helaba) und der ba-
den-württembergischen LBBW – wobei
möglicherweise noch die Berlin Hyp mit
ins Boot genommen werden könnte.
Auch ohne Landesbank-
Fusion geht der Konzen-
trationsprozess am Finan-
zierungsmarkt weiter
Damit würde der mit Abstand größ-
te Immobilienfinanzierer am deutschen
Markt entstehen. Nach einer Studie der
Immobilienberatungsgesellschaft JLL ist
die Helaba mit einem Bestand an Ge-
werbeimmobilienkrediten von 33,9 Mil-
liarden Euro derzeit die Nummer zwei
nach der DZ Hyp mit 43,3 Milliarden
Euro. Die LBBW liegt auf Platz fünf mit
24,6 Milliarden Euro. Würde die NordLB
mit Deutsche Hypo, Helaba und LBBW
zusammengeführt, entstünde ein Gigant
mit einem Immobilienkreditportfolio im
Gesamtwert von 70,6 Milliarden Euro.
Käme auch noch die Berlin Hyp hinzu,
würde die Gesamtsumme der Kredite im
Bestand sogar um weitere 21 Milliarden
Euro auf 91,6 Milliarden Euro anwach-
sen. Auf Projektentwickler und Immo-
bilieninvestoren dürften in diesem Fall
höhere Finanzierungskosten zukommen,
sagt Schütt-Manager Hollstein. „Eine ge-
ringere Anbieterzahl führt zu geringerem
Wettbewerb.“
Sebastian Fischer, Vorstand des Ber-
liner Bauträgers und Projektentwicklers
Primus Immobilien, sieht noch ein wei-
teres Problem: „Im Falle einer Mega-
Fusion ist davon auszugehen, dass eine
einhergehende aufwendige Regulatorik
bankinterne Kapazitäten bindet und somit
Prozesse vorübergehend verlangsamen
könnte.“ Für Projektentwickler wäre dies
zumindest „temporär ein Nachteil, da wir
„Deutschland
ist overbanked.“
Francesco Fedele,
Vorstandschef BF.direkt
„Eine geringere Anbie-
terzahl führt zu geringe-
rem Wettbewerb.“
Bernd Hollstein,
Verkaufsleiter
Hans Schütt Immobilien
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