Immobilienwirtschaft 5/2018 - page 61

61
0
5.2018
dabei eine Vielzahl von neuen Lösungen
einzubeziehen. Beispielsweise um dezen­
trale Erzeuger mit anderen dezentralen
Abnehmern zusammenzubringen oder in
der Kombination von Fotovoltaik, Spei­
cher, Kraft-Wärme-Kopplung und Elek­
tromobilität. Und das wird zunehmend
wirtschaftlicher.
Das heißt, die Kosten im Bereich der
erneuerbaren Energien sinken?
Elsässer:
Ja, deutlich. Bei Fotovoltaik-
Großanlagen liegen wir bei den Strom­
erzeugungskosten bei etwa fünf Cent pro
Kilowattstunde. Und laut den Prognosen
für die nächsten zehn Jahre ist es sehr
wahrscheinlich, dass wir hier noch einmal
eine Halbierung erleben werden. Die er­
neuerbaren Energienwerden auch künftig
weiter wachsen. Ein Treiber der Entwick­
lung ist die Sektorkopplung.
Was versteht man darunter?
Elsässer:
Strom-, Wärme- und Verkehrs­
sektor wachsen zusammen. Beispielsweise
wenn ich eine Fotovoltaikanlage mit einer
Wärmepumpe koppele oder mein Elek­
troauto damit lade. Dies ist heute schon
wirtschaftlich. Auch in puncto Strom­
überschüsse macht es oft Sinn, Strom in
Wärme zu verwandeln. In diesemBereich
haben wir ein großes Wachstum der Aus­
stellungsflächen in diesem Jahr.
Welche Bedeutung haben Start-ups für
die Messe?
Elsässer:
Auf „ees“ und „Intersolar“ gibt
es vomBMWi geförderte Stände für Start-
ups. Auch auf der „EM-Power“ haben wir
einen Stand für junge Unternehmen. Der
Bereich vonUnternehmen, die sich umdie
Vernetzung erneuerbarer Energien und
die Energienutzung mit Digitalisierungs­
modellen kümmern, wächst besonders
stark. Darunter sind viele Start-ups.
Gibt es eine Zusammenarbeit mit der
Expo Real?
Elsässer:
Wir sind mit „Intersolar“,
„ees“ und „Power2Drive“ bei der Mes­
se München Gastveranstalter, bei der
„EM-Power“ ist die Messe München
Mitveranstalter. AufgrundThemenerwei­
terung und erweiterten Zielgruppen der
„EM-Power“ werden wir im Bereich der
Besucherkommunikation mit der Expo
Real eng zusammenarbeiten. Dies gilt
auch für weitere Messen der Messe Mün­
chen, wie die „BAU“ für den Bausektor
oder die „IFAT“ für den kommunalen
Bereich.
Können Sie den Vergleich zur „E-World
Energy & Water“ in Essen ziehen?
Elsässer:
„The smarter E“ ist die führen­
de Fachmesse für die neue Energiewelt.
Erneuerbare Energien, Dezentralisierung
undDigitalisierung der Energiewirtschaft
stehen dabei im Fokus. Die Ausstellungs­
fläche, die Besucherzahl und die Anzahl
der teilnehmenden Besuchernationen ist
2018 ungefähr doppelt so groß wie die der
„E-World“. Für die gesamte Messe erwar­
ten wir 50.000 Besucher aus 160 Nationen
und 1.700 Konferenzteilnehmer.
Wie viele Hallen wird die „smarter E“
füllen?
Elsässer:
Acht Hallen, fünf für die „Inter­
solar“, zwei für die „ees“. Die „EM-Power“
und die „Power2Drive“ werden jede etwa
eine halbe Halle füllen.
Sind die Messen strikt getrennt?
Elsässer:
Nein, das Messeticket berechtigt
zumBesuch sämtlicherMessen.Wennman
als Besucher Informationen zu einem be­
stimmtenThema sucht, so findet man die­
se Informationen auf den Portalen jeder
einzelnen Messeseite. Das heißt, ich muss
nicht als Besucher überlegen, auf welcher
Messe ich ein Thema finden würde.
Lässt sich der Weg hin zur dezentralen
Energieversorgung noch umkehren?
Elsässer:
Wir sind zu 100 Prozent da­
von überzeugt, dass das nicht so ist. Und
zwar deshalb, weil wir in einer ganz an­
deren Situation sind als noch vor einigen
Jahren. Vor zehn Jahren waren wir noch
sehr stark abhängig von Förderung und
politischen Rahmenbedingungen wie der
Einspeisevergütung. Inzwischen sind die
erneuerbaren Energien so kostengünstig
geworden, dass sie jetzt schon konkur­
renzfähig sind. Dieser Trend ist tatsächlich
unumkehrbar. Denn den erneuerbaren
Energien spielt auch die Globalisierung
in die Hände. Das ist eine weltweite Be­
wegung geworden.
Ist da Deutschland noch die Nummer 1?
Elsässer:
Heute kommen in Deutschland
35 Prozent des Stroms aus erneuerbaren
Energien. Das hat sich imLaufe der letzten
zehn Jahre in etwa verdoppelt. Inzwischen
haben aber zahlreiche Länder und Regi­
onen weit ehrgeizigere Ziele als Deutsch­
land und wachsen auch schneller. Kalifor­
nien überholt uns gerade, sowohl bei der
Fotovoltaik als auch bei der Energiespei­
cherung und der Elektromobilität.
«
Dirk Labusch, Freiburg
ZUR PERSON
Martin Pfränger,
50, ist Projektleiter für die Fachmes-
se „EM-Power“ in München und die
Fach-Bauherrenmesse „Gebäude.
Energie.Technik“ in Freiburg. Er stu-
dierte Maschinenbau mit Fachrichtung
Energietechnik an der FH Nürnberg und
Energie- und Umweltmanagement an
der TU Berlin. Er arbeitete u.a. in einem
Ingenieurbüro für energieeffiziente
Gebäudeplanung. Seit 2007 ist er Pro-
jektleiter Energie bei Solar Promotion.
1...,51,52,53,54,55,56,57,58,59,60 62,63,64,65,66,67,68,69,70,71,...76
Powered by FlippingBook