Immobilienwirtschaft 5/2018 - page 65

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5.2018
DIVERSITY MANAGEMENT UMSETZEN
Diver-
sityManagement erfolgreich umzusetzen,
bedeutet einen umfassenden Transfor-
mationsprozess einzuleiten, an dessen
Ende ein Kultur- und Wertewandel steht,
betont die Fraunhofer-Studie. Diversity
Management müsse daher mehr sein als
die Zusammenstellung und Abarbeitung
einzelner Maßnahmen oder die Ausrich-
tung auf eine förderungswürdige Gruppe
innerhalb der Belegschaft: „Diversitymuss
als strategische Priorität gedacht werden,
die von den Führungsebenen maßgeblich
vorangetrieben und getragenwird und alle
Funktionsbereiche des Unternehmens be-
trifft.“
Diversity Management sei eine Quer-
schnittsaufgabe, welche nicht nur Sache
der Personalabteilung ist, sondern genau-
so beim Vertrieb oder in der Produktion
gelebt werden sollte. „Diversity Manage-
ment ist nichts anderes als eine Art von
Change-Management-Programm, denn
es zielt auf die Veränderung von Team-
zusammensetzungen (insbesondere in
der Führungsetage), das Aufbrechen von
Strukturen und das Über-Bord-Werfen
von liebgewonnenen Routinen“, heißt es
in der Untersuchung. Die Top-Performer
in Sachen Diversity sind demnach dieje-
nigen Unternehmen, die es geschafft ha-
ben, Transformationsprozesse in Gang zu
bringen, die das gesamte Unternehmen
betreffen.
Dass es dabei auch Widerstände gebe,
sei „ein inhärenter Teil vonVeränderungs-
prozessen“. Laut einer Befragung von Un-
terzeichnern der „Charta der Vielfalt“
(eine Selbstverpflichtung von Unterneh-
men zur Umsetzung von Diversity Ma-
nagement, siehe Kasten links) hat fast ein
Drittel der BefragtenWiderstände bei der
Umsetzung von Diversity-Maßnahmen
erfahren. Besonders geeignete Maßnah-
men, um Widerstände abzubauen, sind
laut der ISI-Untersuchung die Unterstüt-
zung durch das Top-Management und
Projekte, Personen oder Abteilungen mit
Vorbildcharakter.
Für eine erfolgreiche Etablierung des
Vielfaltsgedankens ist es laut der ISI-Stu-
die weiterhin wichtig, den „Unconscious
Bias“ offenzulegen und zu überwinden.
„Unconscious Bias“ wird meist übersetzt
mit „unbewusste Vorannahme“ und be-
zeichnet die Vorurteile, die jeder Mensch
hat und die dazu führen, dass andere Per-
sonen nicht nach ihren Fähigkeiten be-
urteilt werden, sondern ihnen aufgrund
von Stereotypen Verhaltensweisen und
(Nicht-)Kompetenzen zugeschriebenwer-
den. Ziel einer gelebten Kultur der Vielfalt
ist es, den Blick für Bewertungsmuster zu
hinterfragen und zu korrigieren.
Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt,
dass Diversity Management in die beste-
henden Ziele des Unternehmens einge-
bettet sein und zu diesen beitragen kön-
nen sollte, betont die ISI-Studie. Wenn
klar ist, welchen Beitrag eine Diversity-
Politik beispielsweise zur Erschließung
neuer Kundengruppen, zur Steigerung
der Effizienz von internen Prozessen oder
zur verbesserten Rekrutierung von neu-
en Mitarbeitern leisten kann, würden die
Diversity-Ziele langfristig verfolgt, und
Zeit und finanzielle Ressourcen für Maß-
nahmen könnten gerechtfertigt werden.
Ummehr Vielfalt ins Unternehmen zu
»
„Im harten Wettbewerb
um Fach- und Führungs-
kräfte wird es in Zukunft
darauf ankommen, eine
Kultur der Vielfalt inner-
halb und außerhalb des
Unternehmens vorzuleben.“
Bärbel Schomberg,
Vizepräsidentin
und Vorsitzende des ZIA-Ausschusses
„Diversity“
Der Nutzen von
Diversity in vier
Handlungsfeldern
:
Personalrecruiting
und -management
Marketing
Innovation
Wirtschaftliche
Performance
Erfolgsfaktoren
für Diversity
Management:
Strategische Priorität
Commitment des
Top-Managements
Partizipation der
Belegschaft
Monitoring
Zeit
Um den Vielfaltsgedanken
bei Unternehmen bekannter
zu machen, wurde im Jahre
2006 die „Charta der Vielfalt“
verabschiedet.
Sie enthält eine Selbstverpflich-
tung zur Umsetzung von Diversity
Management. Mittlerweile haben
rund 2.700 Unternehmen und
(öffentliche) Organisationen die
Charta unterzeichnet, darunter 26
der 30 Dax-Unternehmen. Aus der
Immobilienwirtschaft sind bislang
76 Unternehmen dabei, davon 41
aus dem Baugewerbe und 35 aus
dem Bereich „Grundstücks- und
Wohnungswesen“. Unternehmen
außerhalb dieser klassischen
Bereiche – wie etwa REWE, IKEA,
Robert Bosch oder SAP –, die
ebenfalls Mitglied im ZIA sind und
die Charta unterzeichnet haben,
sind in dieser Zahl noch nicht
enthalten.
CHARTA DER VIELFALT
1...,55,56,57,58,59,60,61,62,63,64 66,67,68,69,70,71,72,73,74,75,...76
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