Immobilienwirtschaft 2/2018 - page 18

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
PROJEKTENTWICKLUNG
des Engpasses bei den Fachkräften derzeit
nicht in Sicht. Zudemwerden private Pro-
jektemit wachsendenAuflagen beimmiet-
preisgebundenenWohnen belegt. Umhier
ein entsprechendes Angebot zu schaffen,
hat die neue Rot-Rot-Grüne Regierung die
Quote von 25 Prozent derWohnungen auf
30 Prozent der Wohnfläche erhöht. Ma-
ximal 6,50 Euro pro Quadratmeter heißt
auch, dass weniger Wohnungen für mitt-
lere Einkommensschichten gebaut werden
können, weil die gewünschte Quote nur
durch Quersubventionierungen durch
höherpreisige Einheiten erreicht werden
kann. Zuletzt plante der Senat, die An-
wohnermitbestimmung bei Neubauvor-
haben auch über die schon vorgeschrie-
benen B-Planverfahren hinaus deutlich
auszuweiten. Angesicht einer in der Be-
völkerung schwindenden Zustimmung
zu Wohnungsneubauten kann das nur
heißen, dass Neubauten weiter verzögert
und eventuell sogar verhindert werden.
Besser scheinen die Bedingungen in
Hamburg oder Frankfurt. In der Hanse-
stadt gibt es ein funktionierendes Bündnis
B
esonders schwierig ist die Situation
derzeit in Berlin. Zwar wachsen Ge-
nehmigungs- und Fertigstellungs-
zahlen stetig. Doch die Lücke zwischen
Bedarf und Angebot wird nicht kleiner,
weil beispielsweise rund einViertel der ge-
nehmigtenWohnungen nicht gebaut wer-
den. Baureife Grundstücke werden immer
häufiger gedreht und nebst Projektierung
und Genehmigung weiterverkauft, ohne
dass ein Stein bewegt wird. Der Grund:
Die rasch steigenden Grundstückspreise
führen dazu, dass Gewinne beim Grund-
stückshandel oft deutlich höher ausfallen
als beim Bau von Wohnungen.
Nach einer aktuellen Studie des Bun-
desinstituts für Stadt-, Bau und Raumfor-
schung haben sich die Baulandpreise zwi-
schen 2010 und 2014 in Städten mit mehr
als 500.000 Einwohnern um31 Prozent er-
höht. Tatsächlich fallen die Steigerungen
derzeit oft viel höher aus. In einem Fall
in Berlin wurde ein Grundstück, das 2015
für 40 Millionen Euro eingekauft wurde,
2016 für 80Millionen Euroweitergereicht.
Angesichts von Entwicklungsrisiken wie
steigenden Baupreisen kann hier mancher
Investor nicht widerstehen, zumal es bei
Grundstücksverkäufen einen deutlichen
Trend zu Bieterverfahren gibt.
LANGE WEGE BIS ZUR GENEHMIGUNG
Aber
auch bis zur Genehmigung ist es in Berlin
oft ein weiter Weg. Während in anderen
Städten etwa zwei Jahre zwischen erstem
Antrag und Baugenehmigung vergehen,
können es in Berlin auch schon mal fünf
Jahre sein. Die Ursachen dafür sind viel-
schichtig. Die Verwaltung versteckt sich
gern hinter ihrer Doppelstruktur von
Landes- und Bezirksebene und schiebt im
Zweifelsfall Zuständigkeiten hin und her.
Zudem hat sich die personelle Situation
in den Ämtern spürbar verschlechtert. In
einer Umfrage haben dies 84 Prozent der
wichtigsten in Berlin tätigen Bauträger be-
stätigt. Und eine Besserung ist aufgrund
Wohnungsneubau: Impulse gesucht
Rund 400.000 neue Woh-
nungen werden jährlich in
Deutschland benötigt. Gebaut
werden etwa 300.000 – ein
Wachstumsmarkt für Projekt-
entwickler, könnte man mei-
nen. Doch Baukostensteige-
rungen, hohe Baulandpreise
und die geringe Verfügbar-
keit von Grundstücken beein-
trächtigen den Höhenflug.
Im Ergebnis könnte der Woh-
nungsbau 2018 stagnieren.
Foto: Michael Bamberger
31
%
Nach einer aktuellen Studie des
Bundesinstituts für Stadt-, Bau-
und Raumforschung haben sich
die Baulandpreise zwischen 2010
und 2014 in Städten mit mehr
als 500.000 Einwohnern um
31 Prozent erhöht.
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