Immobilienwirtschaft 2/2018 - page 9

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2.2018
werden diese Büroflächen in Zukunft po-
lyzentrisch über die Stadt und das Umland
verteilt sein. In der Praxis bedeutet dies
beispielsweise, dass sich Mitarbeiter einer
Forschungsgruppe, die entfernt voneinan-
der arbeiten, gar nicht mehr zwingend
in München treffen müssen, sondern in
einemCo-Working-Space amLandshuter
Hauptbahnhof oder an einemanderen de-
zentralen Knotenpunkt. Das könnte sich
auch für große Unternehmen lohnen, de-
ren Headquarter oftmals noch in den In-
nenstädten derMetropolen zu finden sind.
Auf Dauer ist das nicht nur sehr teuer,
sondern auch wenig flexibel. Ergänzt um
Co-Working-Flächen an intermodalen
Knotenpunkten könnten Headquarter
schrumpfen. Projektgruppen treffen sich
dezentral für persönliche Besprechungen.
An den entsprechenden, infrastrukturell
geeigneten Standorten können sich für
vorausschauende Investoren interessante
Investmentchancen auftun. Dort existie-
ren heute noch Flächen, die finanzier- und
entwickelbar sind – und die von diesen
Zukunftstrends profitieren könnten.
MEHR MISCHNUTZUNGEN AUF IMMOBILIEN-
UND AUF QUARTIERSEBENE
Eine weitere
Entwicklung ist die zunehmende Durch-
mischung der Stadtquartiere. Die engere
Verbindung von Wohnen und Arbeiten
führt zu mehr Mischnutzung auf Immo-
bilien- und Quartiersebene.
Immobilieninvestoren müssen sich
darauf einstellen, Bürogebäude künftig
kleinteiliger anzubieten oder sie im Ver-
bund mit den Nutzungsarten Wohnen
und Handel zu realisieren. Da der Trend
auch zu kürzeren Büromietverträgen geht,
ist die Wiedervermietbarkeit bzw. Dritt-
verwendungsfähigkeit ein zentrales Krite-
rium. Eine weiter optimierte Nutzung der
Flächen wird dabei entscheidend. Werden
heute noch große Flächen für Einzelhan-
del, beispielsweise für einen größeren Su-
permarkt in einem Quartier eingeplant,
könnte schon in naher Zukunft der Ein-
zelhändler gekühlte Fächer der Anwohner
ganz nach Bedarf beliefern. Zwar wird es
auch künftig noch Single-Tenant-Objekte
geben. Voraussetzung ist jedoch eine ex-
zellente Lage und dieMöglichkeit, die Im-
mobile auch ohne sehr großen Aufwand
auch kleinteiliger vermieten zu können.
BEZAHLBARER WOHNRAUM
So stark wie
der Arbeitsraumwird sich derWohnraum
der Zukunft verändern. Viele Trends, die
sich heute beobachten lassen, werden sich
fortsetzen, etwa die Zunahme von Einper-
sonenhaushalten in den Städten. Eine He-
rausforderung, die gerade in Metropolen
besonders groß ist, ist die Schaffung von
bezahlbarem Wohnraum – insbesondere
von Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen.
Es wäre ein ausgesprochenes Negativ-Sze-
nario, wenn sich nur noch Gutverdiener
das Leben in der Stadt leisten könnten.
Eine einseitige Bevölkerungsstruk-
tur beeinträchtigt die Kreativität und die
soziale und kulturelle Vielfalt. Visionäre
Stadtpolitik kann dazu beitragen, ein
urbanes Zentrum nachhaltig erfolgreich
aufzustellen. Dieser Erfolg ist untrennbar
mit agilen und zugleich bezahlbaren Im-
mobilien verknüpft.
SUMMARY
»
Laut einer Studie von WealthCap und Fraunhofer wird die
Innovationsgeschwindigkeit zur größten Herausforderung für
die Stadtentwicklung.
»
Der Trend bei Büroimmobilien geht zu
Co-Working-Spaces.
»
Eine weitere Entwicklung ist die zunehmende
Durchmischung der Stadtquartiere.
»
Immobilieninvestoren müssen sich darauf einstellen,
Bürogebäude künftig kleinteiliger anzubieten.
»
Drittverwendungsfähigkeit
der Immobilie wird zu einem zentralen Kriterium.
»
Single-Tenant-Objekte
werden die Ausnahme sein.
«
Gabriele Volz, München
Beispiel für ein
innovatives Quartier:
das Werksviertel in
München.
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