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2.2018
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
im Jahr 1999 führte Basel eine hohe Stromabgabe ein. Das Geld wird
später zurückgezahlt. Alle erhalten den gleichen Betrag. Je weniger
Strom verbraucht wird, desto weniger Abgabe zahlt man letztlich. Ein
innovativer Stromsparanreiz, auch wenn manche erst aufschrien. Bei
uns schreit kaum einer auf. Dabei sind innovative Ideen, so eine Unter-
suchung des Fraunhofer Instituts (S.8), gerade für Kommunen lebens-
wichtig. Unternehmensprojekte sollen auch mal scheitern dürfen. Solche
des Gesetzgebers nicht? „Verlässliche Rahmenbedingungen“ können
auch Vorwand sein gegen allzu viel Innovation ...
Staatliche Trägheit steht in krassem Gegensatz zum Brodeln in vielen
Bereichen, auch um unsere Branche herum. Überall nimmt die Nachfra-
ge nach flexiblen Büros zu. Unternehmensstrukturen werden geändert,
sogar Geschäftsmodelle. Das, was zum Teil die klassischen Immobilien-
banken durchmachen, dass sie ihr ureigenstes Business, die Vergabe von
Krediten, einschränken, zeugt von Flexibilität. FM-Verträge, Geschäfts-
raummietverträge haben immer kürzere Laufzeiten. Der Bauboom
fordert schnelles Handeln von allen. Beweglichkeit hat die Chance zum
Markenzeichen der Immobilienbranche zu werden.
Doch diese Dynamik könnte bald erlahmen. Man ist angewiesen auf
gute Rahmenbedingungen. Aber der Bauboom schwindet. Wenn es
nicht bald gelingt, mehr Bauland auszuweisen, mehr Handwerker in
Lohn und Brot zu bringen, Grundstücksspekulation zu sanktionieren –
vom Breitbandkabelausbau ganz zu schweigen –, könnte große Trägheit
die Branche befallen. Die SPD wird sich nach ihrem Parteitag in einer
Regierung profilieren und innovativ sein müssen. Sollte das aber nur bei
Regulierungen gelten, sehe ich nicht allzu rosig in die Zukunft.
Ihr
„Unternehmen sind heute
innovativ, sie müssen es
ja. Staaten meinen, mor-
gen reicht. Auch Deutsch-
land verliert Terrain.
Schlecht für die Immo-
bilienbranche.“
Dirk Labusch
, Chefredakteur
Vorwand Verlässlichkeit