Immobilienwirtschaft 7/2018 - page 24

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FINANZIERUNG, INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
IMMOBILIENBANKEN
Zwischen Risikoscheu und Ertragschancen
Andere reagierten auf die Entwicklung
mit mehr Skepsis, was sich auch an der
unterschiedlichen Entwicklung des Neu-
geschäfts ablesen lasse.
Etwas beunruhigt ist Herz über
den weiteren Margenverfall. In den
Metropolregionen betrage die Marge bei
Core-Büro-Objekten in Toplagen häufig
allenfalls noch dürftige 70 Basispunkte.
Nach einer Umfrage von JLL hat sich der
Anteil des Value-Add-Segments am Ge-
samtvolumen der gewerblichen Immobi-
lienfinanzierungen (2017: 42,2Milliarden
Euro) binnen vier Jahren von sieben auf
31 Prozent mehr als vervierfacht. Immo-
bilienkäufer weichen verstärkt aus – etwa
indem sie Abstriche am Zustand des Ob-
jekts in Kauf nehmen oder an dessen Lage.
„Da das Angebot an Topimmobilien
in den großen Ballungszentren immer
rarer wird, greifen Anleger in B- und
C-Standorten zu“, hat Herz beobachtet.
Dieser Trend gefällt nicht jeder Immo-
I
mvergangenen Jahr erreichte das Trans-
aktionsvolumen bei Gewerbeimmobili-
en in Deutschland – laut JLL – mit 56,8
MilliardenEuro einen neuenTopwert. Da-
von profitierten auch Immobilienbanken,
von denen sich einige über Rekordergeb-
nisse im Neugeschäft freuen konnten.
Für 2018 ist die Branche verhalten opti-
mistisch gestimmt. „Der Wettbewerbs-
druck unter Kreditgebern und Investoren
ist enorm“, stellt Anke Herz, Team Leader
Debt Advisory JLL Germany, fest. Die Im-
mobilienkonjunktur befinde sich in einer
fortgeschrittenen, reifen Phase, in der es
typisch sei, dass Immobilienbanken ihre
Risikobereitschaft verstärkt hinterfragten.
Der Expertin zufolge lassen sich zwei
Gruppen unterscheiden: So gebe es Kre-
ditinstitute, die ein höheres Risiko
niveau
– vor allem wegen gestiegener Kaufpreise
und des wachsenden Mangels an Core-
Objekten – zähneknirschend akzep-
tierten, um Marktanteile zu gewinnen.
Die Immobilienkonjunktur be-
findet sich in einer fortgeschrit-
tenen Phase, in der Immobilien-
banken ihre Risikobereitschaft
verstärkt hinterfragen.
Foto: Fer Gregory/shutterstock.com
bilienbank. „Für Käufer, die über das
entsprechende Know-how verfügen, fi-
nanzieren wir selbstverständlich Immo-
bilien mit Entwicklungspotenzial“, sagt
Thomas Köntgen, Vorstandsmitglied der
Deutschen Pfandbriefbank (pbb). „Bei der
Lage machen wir in solchen Fällen keine
Kompromisse.“
Marge von Core-Büro-Ob-
jekten in Toplagen beträgt
nur noch 70 Basispunkte
Konkret heißt das: Die pbb zählt zuden
Immobilienbanken, die fast ausschließlich
Kredite für gewerbliche Bauvorhaben und
Investments in Bestandsimmobilien in
denMetropolstädten vergeben. Der lokale
Fokus anderer Kreditgeber ist weiter gefä-
chert. „Mit den Sparkassen als regionalen
Partnern können wir exzellentes Spezial­
wissen nutzen, um selbst Mikro-Lagen in
kleineren Städten risikoadäquat zu be-
urteilen“, betont Oliver Hecht, Leiter des
Inland- und Verbundgeschäfts der Berlin
Hyp. „Natürlich begleiten wir – eigentlich
seit jeher – auch abseits der großen Bal-
lungsräume Transaktionen und Projekte
als Kreditgeber.“
Das gilt gleichermaßen für die DG
Hyp, die mit Volks- und Raiffeisenbanken
eng kooperiert. Axel Jordan, Bereichslei-
ter gewerbliche Immobilienfinanzierung
der DG Hyp, weist außerdem darauf
hin: „Gewerbeimmobilien an regionalen
Standorten mit Entwicklungspotenzial
zu finanzieren, bedeutet nicht, größere
Risiken einzugehen.“ In manchen Groß-
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