Immobilienwirtschaft 10/2017 - page 51

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stark reguliert. Nur von der Finanzauf­
sichtsbehörde, der Bundesanstalt für Fi­
nanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), zu­
gelassene Kapitalverwaltungsgesellschaf­
ten (KVG) dürfen Fonds auflegen.
ZUSAMMENARBEIT MIT SERVICE-KVG
Dadie
Zulassung relativ zeit- und personalinten­
siv ist, arbeitet der größere Teil der Deve­
loper mit einer Service-KVG zusammen.
Diese trägt die gesamte aufsichtsrechtliche
Verantwortung und verantwortet das
Portfolio- und Risikomanagement. Auf
Seiten des Developers ist dazu unter Um­
ständen eine gewisse Mentalitätsanpas­
sung notwendig. Wer jahrzehntelang nur
das nicht-regulierte Entwicklungsgeschäft
betrieben hat, muss sich erst umstellen.
Die Praxis zeigt jedoch: Die vorhandenen
Berührungsängste seitens der Developer
werden in der Regel schnell überwunden.
Die großen Vorteile für die Anleger
eines Projektentwicklerfonds sind, dass sie
häufig genauer wissen, welche Objekte in
ihren Fonds kommen und wann das Ka­
pital dafür fließen wird. Nachteilig ist in
den Augen mancher Investoren aber der
Interessenkonflikt, der entsteht, wenn ein
Unternehmen zugleich Verkäufer (Pro­
jektentwickler) einer Immobilie ist und
gleichzeitig den Käufer (Fonds) berät. Es
ist eine der zentralen Aufgaben von Deve­
loper und KVG, diesen Interessenkonflikt
zu managen.
In der Praxis sind zwei Möglichkeiten
verbreitet: Entweder wird die Immobilie
auf Basis einer Bewertung durch einen
unabhängigen Bewerter einem aus den
Fondsinvestoren bestehenden Anlage­
ausschuss vorgestellt. Dieser kann dem
Ankauf zustimmen oder ihn ablehnen.
Oder der Entwickler führt eine Art Bie­
terverfahren durch und sammelt Gebote
für das Objekt ein. Der Fonds kauft dann
zu einem Preis, der in der Region des an­
sonsten höchsten Gebotes liegt. Auf diese
Weise wird erreicht, dass der Fonds zu
Marktkonditionen kauft.
Der Zeitpunkt für einen Einstieg ins
Fondsgeschäft ist für Developer aktuell
günstig: Aufgrund des Niedrigzinsum­
feldes suchen Investoren händeringend
nach Immobilien. Das spielt den Projekt­
entwicklern in die Hände, schließlich sit­
zen sie an der Quelle zu neuen Objekten.
Solange sich amZinsumfeld nichts ändert,
werden voraussichtlich noch weitere De­
veloper ins Fondsgeschäft einsteigen.
SUMMARY
»
Der Zeitpunkt für einen
Einstieg ins Fondsgeschäft
ist für Developer aktuell günstig.
»
Aufgrund des Niedrigzinsumfeldes
suchen sowohl institutionelle als auch private Investoren händeringend nach Immobilien.
»
Die hohe Nachfrage spielt den Projektentwicklern
in die Hände,
schließlich sitzen sie an der Quelle zu neuen Objekten.
»
Solange sich am Zinsumfeld in der Eurozone nichts ändert, werden voraus-
sichtlich noch
weitere Developer ins Fondsgeschäft einsteigen.
«
Marc Drießen, Hamburg
Marc Drießen
Geschäftsführer der
Hansainvest Hanse-
atische Investment-
GmbH und verant-
wortlich für den
Bereich Service-KVG
Real Assets
AUTOR
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