Immobilienwirtschaft 10/2017 - page 43

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Wäre es da nicht eine Alternative, sel-
ber neu zu bauen?
In Ausnahmefällen
bauen wir tatsächlich nicht nur um, son­
dern reißen auch ab und ersetzen unwirt­
schaftliche Assets durch Neubauten. Für
unseren Empira Residential FundGerma­
ny ist dies allerdings nur als Beimischung
geplant.
Andere Investoren reagieren darauf, in-
dem sie Forward Deals einkaufen.
Nach
eingehender Analyse haben wir uns bei
unserem neuen Fonds dagegen entschie­
den. Man holt sich mit der Beurkundung
einer Projektentwicklung erheblichenMa­
nagementaufwand herein. Zudem kauft
man meist zu hohen Faktoren und am
oberen Ende des jeweiligen Mietmarktes.
Unserer Erfahrung nach ist es sinnvoller,
sich gezielt auf Objekte mit risikoarmem
Mietniveau und Potenzialen zu konzen­
trieren.
Herr Knapp, welche Strategien verfol-
gen Sie imengen deutschenWohnungs-
markt?
Wir investieren im Wohnungs
bereich in Deutschland gezielt in Märkte,
welche bei guten Einstiegspreisen auch
Wert- und Entwicklungspotenziale aus
Lage oder Objekt aufweisen.
Wo finden Sie diese denn noch?
Nicht
mehr so häufig in den A-Städten. Diese
werden durch „unintelligente“ Invest­
ments überschwemmt. Interessant sind
die Metropolregionen, da sich der Nach­
fragedruck der Innenstädte auf den Ver­
flechtungsbereich auswirkt.
Was sind für Sie die Schlüsselfaktoren
im Umland der Metropolregionen?
Hier
spielt die Verkehrsanbindung eine wesent­
liche Rolle, da viele der Bewohner einpen­
deln. Hier ist in den A-Städten meist eine
gute ÖPNV-Anbindung wichtig. Daneben
müssen natürlich die Wohnqualität und
die Infrastruktur passen.
Dann müssten Sie sich doch auf die Top-
7-Städte fokussieren!
Nicht nur! Aus un­
serer Sicht gibt es eine ganze Reihe von
B- und C-Städten, die bei niedrigeren Ein­
stiegspreisen ebenfalls sehr interessante
Perspektiven aufweisen.
Wider unintelligente Investments
Lahcen Knapp,
Verwal-
tungsrat der Empira AG,
über den Umgang mit dem
hohen Nachfragedruck in
den Metropolregionen. Die
Druckventile lauten: Rostock,
Dresden und ... Ostwestfalen.
«
Redaktion
ZUR PERSON
Lahcen Knapp
ist Verwal-
tungsrat der Empira AG mit Sitz in Zug/Schweiz.
Die Empira-Gruppe ist Investment Manager
für institutionelle Investoren mit dem Fokus
deutschsprachiges Europa.
Wie finden Sie diese?
Wir unterhalten
dafür unseren eigenen Research-Bereich
unter der Leitung von Prof. Dr. Steffen
Metzner. Insbesondere bei den Universi­
täts- und Landeshauptstädten haben wir
eine Reihe von hochinteressanten Stand­
orten identifiziert. Im Vergleich zu den
A-Städten mit ihrer durchschnittlichen
Anfangsrendite von unter vier Prozent
weisen die interessanten B- und C-Städte
– bei nicht höheremRisiko – eine ummin­
destens 50 Basispunkte höhere Anfangs­
rendite auf.
Und welche sind das?
Keine große Über­
raschung dürfte sein, dass etwa Leipzig
und Dresden in den letzten Jahren eine
sehr dynamische Entwicklung nehmen.
Weniger beachtet wird dagegen die Ent­
wicklung in Ostwestfalen. Dort sind wir
ebenfalls an mehreren Standorten aktiv.
Unsere Untersuchungen ergeben imHin­
blick auf Einstandsrenditen und zukünf­
tige Entwicklung meinen aktuellen Favo­
riten: die Hansestadt Rostock.
Warum gerade Rostock?
Dort sind An­
fangsrenditen von über 4,5 Prozent zu er­
zielen. Die wirtschaftlichen Indikatoren
der heimlichen Hauptstadt von Meck­
lenburg-Vorpommern stehen auf Grün,
nicht zuletzt bei der Einwohnerentwick­
lung. Hier spielt die regionale Lage eine
große Rolle.
Also doch wieder Lage, Lage, Lage –
nur genauer analysiert?
Es ist auch ein
wichtiger Teil unserer Strategie, Verdich­
tungsmöglichkeiten wie Dachgeschoss­
ausbauten oder Hinterhofbebauungen zu
nutzen. Für wertentwicklungsorientierte
Investoren bieten sich dadurch sehr inte­
ressante IRR-Ergebnisse von klar über fünf
Prozent. Natürlich benötigt man dafür
ein eingespieltes Team mit Expertise im
Portfolio- und Asset Management sowie
Kompetenz für die technische Steuerung.
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