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9.2017
Turbulentere Zeiten
im Anmarsch
20 Jahre Immobilienfinanzierungsgeschichte
muten bei oberflächlicher Betrachtung fast
eintönig an. Doch der Schein trügt. Seit der
Finanzkrise kam es nicht nur auf der Anbie-
terseite zu einer umfassenden Konsolidie-
rungswelle, sondern auch auf Produktebene
hat sich einiges getan. Künftig könnte
durch die steigenden systemischen Risiken
ein Wandel bevorstehen. Zumal alternative
Finanzierungsinstrumente langsam, aber
sicher an Terrain gewinnen. Einziger Fels
in der Brandung: der Pfandbrief.
FINANZIERUNG
M
anchmal steht auch in der Finanz- und Immobilienwelt
die Zeit still, für einen kleinen, winzigen Augenblick, wie
bei der Wiedervereinigung 1989, beim Fall von Lehman
und als damals auf der Expo die Probleme der Hypo Real Estate
(HRE) bekannt wurden. Meist jedoch rast, verfliegt oder drängt
sie. 1997 war so ein Punkt des Innehaltens, als Bundespräsident
Roman Herzog in Berlin seine Durch-Deutschland-muss-ein
Ruck-gehen-Rede hielt, um für mehr Reformbereitschaft zu
kämpfen. Damals setzten die Aktienkurse zu Gipfelstürmen an,
während die Phase der hohen Wertsteigerungen für Immobilien
zu Ende ging und die Deutsche Bank das Hypo-, Kredit- und
Anlagegeschäft im Geschäftsbereich GBI bündelte – mit einer
verkürzten und gestrafften Entscheidungsstruktur.
Hilmar Kopper hätte damals gerne die Bayerische Vereins-
bank in seinen Konzern eingegliedert, doch die weiß-blaue
Fusion mit der Hypobank machte ihm einen Strich durch die
Rechnung. An der Isar entstand einmächtiger Immobilienfinan-
zierer. Die Fusion des neuen Branchenriesen jedoch verlief alles
andere als glatt. Viele Bauträger und Entwickler blieben bei ihren
Finanzierungen im Regen stehen. Der Finanzierungsmarkt trat
in eine neue Ära.
„Ob sich die gewerbliche Immobilienfinanzierung über die
Jahre verändert hat“, sagt Norbert Kellner, Head of Debt Capital
Markets & Sales Management RE bei der Helaba Landesbank
Hessen-Thüringen in Frankfurt/Main, rückblickend, „muss man
eigentlich mit einem Ja und einem Nein beantworten.“ Mit „Ja“,
weil die Einflussfaktoren durch Globalisierung, Regulatorik
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