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9.2017
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er Potsdamer Platz in Berlin feiert im kommenden Jahr den
20. Jahrestag seiner Neugestaltung. Es gibt einiges zu feiern,
da die von Daimler-Benz angestoßene Neubebauung den
Wüstenei-Status des Platzes imMauerstreifen beseitigte und den
Grundstein zu einem urbanen Musterquartier legte. Im Mittel-
punkt der damaligen Überlegungen zur Erschließung stand der
Gedanke einer höchsteffizienten Energieversorgung – sowohl
nutzerfreundlich als auch umweltschonend. Daher schloss man
die Heizungssysteme der Büro- und Einzelhandelsflächen an das
Fernwärmenetz an, die Klimatisierung funktioniert analog dazu
über Fernkälte. Die Fassadengestaltung und Dämmung erfolgte
nach der Maßgabe einer möglichst hohen Wärmerückgewin-
nung, Zisternen sammeln Regenwasser und lassen es direkt in
das Sanitärsystem einfließen.
Einer der damals maßgeblich beteiligten Akteure in der tech-
nischen Gebäudeausstattung war das Berliner Bauunternehmen
Undkrauss. Heute sagt Jens Roggelin, leitender Gebäudetechniker
bei Undkrauss: „Bei allen Komponenten stand damals die Frage
imRaum:Was kann ichwiederverwenden? Recycling, vorher nur
auf Abfälle bezogen, übertrug sich nun auf Strom, Wärme und
Wasser.“ Die Fokussierung auf mehr Effizienz und Nachhaltig-
keit in der Gebäudetechnik wurde neben einzelnen innovativen
Unternehmen durch den Gesetzgeber maßgeblich gefördert. Be-
reits vor Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls zur weltweiten
Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes im Jahr 1997 legte
und Immowelt/Immonet eine der stärksten Datenbanken in
Deutschland.“ Schick spricht sich für ein Ministerium für (Städ-
te-)Bau- undWohnungswesen aus, „das sichmit denKernthemen
beschäftigt“. Die neue Bundesregierung solle dies 2017 nach der
Wahl im September etablieren, forderten die Mitglieder dieses
„Verbändebündnisses Wohnperspektive Eigentum“ jüngst.
VERWALTER: DIE AUFGABEN WERDEN KOMPLEXER
In den vergan-
genen Jahren sind die Anforderungen an Immobilienverwalter
exponentiell gestiegen, weiß BVI-Präsident Thomas Meier. Die
Professionalisierung habe in Teilen der Branche leider nicht
in derselben Dynamik Schritt gehalten, was das Problem am
Markt widerspiegelt: Viele Eigentümer wissen gar nicht, wie eine
Wohneigentumsgemeinschaft funktioniert, und kennen nicht die
Verpflichtung, die ihr Eigentum mit sich bringt. Entsprechend
unbekannt sind ihnen die Anforderungen und Leistungen eines
Immobilienverwalters.
Zu den Meilensteinen in der Geschichte des BVI zählen die
Initiierung der Novelle desWohnungseigentumsgesetzes im Jahr
2007, die Einführung eines verbindlichenWertemanagementsys
tems und die jetzige Einführung einer Berufszulassungsregelung
für gewerbliche Verwalter von Wohnungseigentum.
Thomas Meier zum aktuellen Fokus seiner Verbandsarbeit:
„Wir werden uns auch in Zukunft für Qualität und Verbrau-
cherschutz in der Verwaltungswirtschaft einsetzen. In 20 Jahren
steuert der Verwalter Prozesse und Kommunikationswege rund
um die Immobilie und ist Experte bei Fragen der Digitalisierung
bei den beteiligten Wertschöpfungspartnern, Eigentümern und
Nutzern.“
WESENTLICHES ZIEL: QUALITÄTSSICHERUNG
Fakt sei, so DDIV-
Geschäftsführer Martin Kaßler, dass die Branche weiterhin von
Fragmentierung und einer kleinteiligen Struktur geprägt sei. Etwa
58 Prozent zählten demnach zu Kleinst- oder Kleinverwaltungen
unter 400 oder bis maximal 1.000 Wohneinheiten.
EinHauptziel des Verbandes sei die Qualitätssicherung in der
Verwaltung. Kaßler: „Künftig werden wir weiter am Berufsfeld
Wohnimmobilienverwalter arbeiten. Zugleich haben wir bereits
im vergangenen Jahr eine Denkwerkstatt etabliert, die sich mit
der Reform des Wohnungseigentumsgesetzes beschäftigt. Auch
haben wir aktuell mit der Forderung nach einem 100-Millionen-
Euro-Programm für die private Ladeinfrastruktur eine neue De-
batte um E-Mobilität in Wohngebäuden angestoßen.“
Ein wichtiger Meilenstein in der Anerkennung des Berufes
der Verwalter und Makler bleibt indes für die Berufsverbände
trotz jahrelanger Diskussionen in der Warteschleife, denn die
Koalition konnte sich nicht auf die verpflichtende Einfuhrung
eines Sachkundenachweises einigen. Stattdessen soll es eineWei-
terbildungspflicht geben.
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Hans-Jörg Werth, Scheeßel
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Effizienter und
umweltfreundlicher
Die maßgeblichen Entwicklungen in der
jüngeren Geschichte der Gebäudetechnik
lassen sich mit den beiden Trends Zentrali-
tät und Vernetzung resümieren. Bei diesem
Prozess hin zu mehr umweltschonender
und effizienter Technik spielte ein Akteur
eine nicht zu unterschätzende Rolle: der
Gesetzgeber.
GEBÄUDETECHNIK