Immobilienwirtschaft 9/2017 - page 110

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
KOLUMNE
York. Frankfurt hat 18, ganz Deutschland insgesamt 25. Der Di-
mensionssprung ist enorm. Hongkong hat so viele Einwohner
wie die vier größten deutschen Städte Berlin, Hamburg, München
und Köln zusammen (7,3 Millionen). Zusammengenommen le-
ben im Perlfluss-Delta heute vermutlich 60 Millionen Menschen
auf einer Fläche gerade so groß wie Niedersachsen.
Hongkong kann heute nur mit China zusammen verstanden
werden. 15 Städte zählen dort schon zehn Millionen und mehr
Einwohner. 1,4 Milliarden Chinesen. Das sind mehr Einwohner
als Nordamerika, Europa und Russland zusammen. In einem
Staat, zentral gelenkt. Der Urbanisierungsgrad Chinas lag 1990
bei 26 Prozent, heute leben bereits etwa 55 Prozent der Chinesen
in Städten. Und die mussten im selben Zeitraum gebaut werden.
Als Deng Xiaoping 1979 die Sonderwirtschaftszone um Hong-
kong ausrief, exportierte die chinesische Wirtschaft im Jahr so
viel wie heute in sechs Stunden.
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beherrschen andere Schlagzeilen die
Medien. Der neue Berliner Flughafen, die Elbphilharmonie, die
Staatsoper sind keine Einzelfälle. Bauen dauert in Deutschland
schleppend lange, Entscheidungen werden sorgfältig abgewogen,
manchmal hinausgezögert, Baurecht muss den verantwortlichen
Institutionen im Laufe von langwierigen Verfahren mühsam ab-
gerungen werden. Wer Bauvorhaben in Deutschland zügig und
kostengünstig oder auf besondere Weise durchführen möchte,
läuft schnell auf Grund. Allgemein gültige Gesetze fördern die
W
ir landeten 1995 zwischen den Hochhäusern in Kai Tak,
mitten in der Stadt. Victoria Harbour war noch dicht
befahren von Dschunken und Ozeanriesen. Die Bank of
China von I. M. Pei hatte zwar Probleme mit dem Feng Shui,
konnte aber gerade mit Eleganz und 367Metern Höhe der HSBC
– dem damals teuersten Gebäude der Welt von Norman Foster –
den Rang des spektakulärsten Hauses von Hongkong abnehmen.
Ich war begeistert von dieser so dynamischen Stadt, die Europa
und Asien in sich zu vereinen schien. Zwischenzeitlich mussten
die Briten ihre ehemalige Kronkolonie verlassen und China hat
übernommen. Ein Land, zwei Systeme. Das war 1997.
20 Jahre später steige ich im Provisorium von Schönefeld
ins Flugzeug und lande zwölf Stunden später auf dem Flughafen
Chek Lap Kok, der nach acht Jahren Bauzeit 1998 eröffnete. Im
Jahr 2016 erzielte er ein Passagieraufkommen von über 70 Mil-
lionen (Frankfurt a. M. 60 Millionen). Schon aus dem Flugzeug
beobachte ich hunderte von Sandlastkähnen, die für die nächste
Landebahn die Insel erweitern. Der Airport Express bringt uns
in 25 Minuten direkt vom Terminal nach Central (in München
dauert das seit 40 Jahren über eine Stunde). ImVorbeifahren sehe
ich die neue 70 Kilometer lange Brücke über das Perlfluss-Delta
nach Macao, dem Las Vegas Asiens. Bauzeit sieben Jahre.
Alles ist viel dichter, höher, größer geworden. Seit 2010 ist das
ICC mit 484 Metern das höchste Haus der Stadt. Hongkong ist
heute die Stadt mit den meisten Hochhäusern überhaupt. 1.300
davon sind über 140 m hoch. Fast doppelt so viele wie in New
China
Foto: Dirk Weiß
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