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2-01.2017
Was sind die Trends?
Die Schnelligkeit, in
der sich die Anforderungen ändern. Na-
türlich haben wir strategische Planungs-
horizonte, gleichzeitig arbeiten wir sehr
agil. Wir haben einen 90-Tage-Rhythmus
etabliert. In dieser Zeit wird ein Produkt
entwickelt, getestet und gelauncht. Je
nachdem, wie die Kunden darauf reagie-
ren, wird es weiterentwickelt oder nicht.
Wie verändert sich der Nutzer?
Er wird
immer digitaler. Die überwiegenden
Kontakte kommen „mobile“. Nutzer wol-
len immer öfter auch Empfehlungen von
uns. Sie erwarten beispielsweise, dass wir
ihnen Informationen darüber geben, in
welchem anderen Stadtteil sie vielleicht
eher eine Wohnung finden als in ihrem
ursprünglichen Wunschbezirk.
Und das können Sie?
Ja, wir arbeiten an
Lösungen, mit denen wir dem Nutzer,
entsprechend seinem bisherigen Nutzer-
verhalten, Empfehlungen geben können.
Scout24 betreibt ja auch das Portal Auto-
Scout24. Wenn wir dort sehen, dass ein
Nutzer seinen Sportwagen verkauft und
ihn gegen einen Familien-Van eintauscht,
dann gehen wir davon aus, dass er mögli-
cherweise auch Veränderungen in seiner
Wohnform haben möchte, und machen
ihm dann Angebote. Auch die Kaufent-
scheidungmöchte der Kunde immermehr
online treffen. Daran arbeiten wir.
Was haben Sie noch verändert?
Wir ha-
ben uns damit beschäftigt, wie wir unter-
schiedliche Bedürfnisse etwa der suchen-
denKunden befriedigen können. Kunden,
die Gewerbeimmobilien suchen, wollen
bestimmte Informationen nicht, die sie auf
den Wohnimmobilien-Seiten finden. Für
ihre Bedürfnisse entwickelnwir Produkte.
Wie interessiert sind Sie noch an den
professionellen Anbietern und Mak-
lern?
Natürlich sehr. Und wir tun auch
weiterhin viel für sie. Makler haben drei
Herausforderungen: Wie kommen sie an
Eigentümer heran? Auchwürden sie gerne
ihre Prozesse digitalisieren. Sie haben auf
Immobilieninserate oft viele Nachfragen
und wissen nicht, wie sie sie handhaben
können. Und sie möchten Immobilien
schneller verkaufen oder vermieten.
Haben Sie in diesen Bereichen Lö-
sungen?
Wir haben jeden Monat zirka
eine Million Eigentümer bei Immobilien-
Scout24. Wenn ein Makler auf der Seite
präsent ist, ist die Wahrscheinlichkeit,
dass die Eigentümer diesen Makler an-
sprechen, hoch. DerMakler kann uns also
nutzen, um Eigentümer zu akquirieren.
Wie können Sie ihmhelfen in puncto Di-
gitalisierung der Prozesse?
Wir machen
z.B. eine Lead-Qualifizierung. Wir bieten
hinsichtlich der vielen Anfragen Qualifi-
kationsmodelle an, bei denen ein Kunde
bestimmte Daten angibt, anhand derer
sich herausfiltern lässt, ob er wirklich am
Objekt interessiert ist oder nicht.
Ist das in einem Leistungspaket für
Makler enthalten?
Ja, das kann er kau-
fen. Das ist unser Kontakt-Manager. Das
Produkt gibt es schon imGewerbebereich.
Wir entwickeln es für die Wohnungswirt-
schaft. Das Dritte, was wir bieten, ist, dass
der Makler sich entscheiden kann, welche
unserer Produkte er nutzt umObjekte an-
zubieten, umderen Sichtbarkeit zu verbes-
sern.
Sie haben Kommunikationsdefizite ein-
geräumt. Wiewollen Sie die verbessern?
Umdie professionellen Anbieter besser zu
betreuen, habenwir massiv investiert. Wir
haben rund 60 neueMitarbeiter für die re-
gionale Betreuung eingestellt. Wir haben
in sechs wichtigen Städten Büros eröffnet,
von denen aus wir die Kunden beraten. Es
geht uns darum, mit einem Kunden da-
rüber ins Gespräch zu kommen, welche
zugeschnittene Leistung er braucht.
Wird ImmobilienScout24 selber Makler
werden?
Nein, das werden wir niemals
machen. Wir sind ein Marktplatz, der
Anbieter und Suchende zusammenbringt.
Wir werden niemals auf die eine oder an-
dere Seite gehen. Wir würden komplett
das Vertrauen unserer Nutzer verlieren.
Wir sind stark, weil wir unabhängig sind.
Wir sind ein digitaler Marktplatz und das
ist unser USP. Den werden wir niemals
verwässern.
Sind Sie noch die Nummer eins bei den
Objekten?
Wir sind nach wie vor der
Marktführer in Bezug auf Objekte und
Unique Visitors.
Welches sind die künftigen Themen?
Wir arbeiten gerade intensiv am Thema
Suche. Es geht dabei umdie Frage, wie die-
jenigen, die aus verschiedenen Anlässen
suchen, möglichst schnell zumgewünsch-
ten Ergebnis kommen. Ein anderesThema
ist, dass wir Maklern verstärkt die Mög-
lichkeit bieten wollen, Virtual Reality und
360°-Technologien einzusetzen, um den
Kunden besser zu informieren.
ZUR PERSON
Stephan Spaete
ist seit fast genau einem Jahr Geschäftsführer von ImmobilienScout24.
Europaweit ist er für die Scout24 AG für das Thema Sales und Operations verantwortlich. Vorher war er unter
anderem in verschiedenen Stellungen tätig bei der eBay Advertising Group Germany.
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Dirk Labusch, Freiburg
Tauscht ein Nutzer auf
Auto-Scout seinen Sportwa-
gen gegen einen Familien-
Van ein, werden wir aktiv,
denn er möchte vielleicht
auch Veränderungen in
seiner Wohnform haben ...