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2-01.2017
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er Beruf des Immobilienverwalters erlebt derzeit rasante
Umwälzungen: Die Dynamik auf den Wohnungsmärk-
ten, sich rasch ändernde politische Vorgaben und die
Digitalisierung stellen Verwalter nicht nur vor inhalt-
liche Herausforderungen, sondern sorgen auch für einen
grundsätzlichen Imagewandel des Berufsbildes. Bessere Mieter-
kommunikation, Optimierung des Betriebskostenmanagements,
Vernetzung von Property, Asset Management und den externen
Facility-Management-Dienstleistungen und die Chancen der
Digitalisierung für Effizienzsteigerungen in der Immobilienbe-
wirtschaftung sind nur einige Akzente, die der PropertyManager
setzen soll.
Gefragt ist neben betriebswirtschaftlicher Kenntnis die Fä-
higkeit, politische Änderungen aufzunehmen und umzusetzen,
Fragen von Energieeffizienz und Sanierung auf konkrete Objekte
anzuwenden und sie zu vermitteln, den Austausch mit und zwi-
schen Eigentümern zu forcieren – und bei all diesen Prozessen
einenAusgleich zwischen persönlichemKontakt und digitalisier-
ten Abläufen zu finden. Wer hier nur in Quartalen denke, wird
scheitern, soMatthias Boelsen, geschäftsführender Gesellschafter
der IVBM Immobilienvermögensbewertung und Management
GmbH. Viel Detailarbeit, Grundverständnis, wie die Immobilie
z.B. bei Leerstand wieder ins Laufen zu bringen ist, Kenntnisse
vonMiet-, Planungs- und Baurecht, Marketingaffinität und auch
ein Stück Psychologie gehörten dazu, umschreibt Boelsen seine
Spezialisierung auf Belange von Family-Offices, Stiftungen, Pri-
vatpersonen und Non Property Companies. Das A und O sei,
immer so zu agieren, als wäre es die eigene Investition.
WOHNEN: PREISPOKER
Auch wenn imGewerbesektor das Budget
für Property Manager meistens akzeptiert ist, wird in Ausschrei-
bungen häufig genug immer noch über den Preis verhandelt und
erst danach über die Qualität gesprochen. Hingegen im Gewer-
besektor, wo der Kunde eben wisse, dass es nicht nur um das
„klemmende Fenster“ gehe, sei die Wertschätzung imGegensatz
zu kleineren privaten Eigentümergemeinschaften deutlicher auch
monetär spürbar.
„Property Manager haben den Schatz in der Hand, aber man
gibt ihnen oft nicht mal Handschuhe mit als Wertschätzung zur
pfleglichen Verwaltung“, beschreibt Christina Hoffmann, Head
of Asset Services bei CBRE, ein Phänomen, das sich zum Glück
immer mehr auflöst. Das Feilschen um die letzten 0,05 Prozent
mache in größeren Portfolios eh nur einen geringen Teil im
Verhältnis zum eigentlichen Immobilienwert aus. Aufgrund der
zugleich großen Aufgabenfülle verhandle man mit den Kunden
wie institutionellen Investoren in der Regel heute auf Augenhöhe.
Hoffmann hat ihr Team ausdrücklich gebrieft, sich regelmä-
ßig mit den Mietern und deren Belangen auseinanderzusetzen.
Prioritäten setzen gehört aber auch zum Tagesgeschäft, denn je
nach Umsatz, Miete und Fläche werde in der Kommunikation
unterteilt in Platin-, Gold- und Silberkunden.
130 Objekte stehen auf Hoffmanns To-do-Liste. „Wir packen
Häuser in ein stimmiges Konzept zur Vermarktung, inklusive
passendemManagement zur Wertoptimierung“, sagt Hoffmann.
Dabei spielt die individuelle Softwarelösung eine nicht geringe
Rolle. Denn kein Standardprogramm sei so flexibel, dass es die
speziellen Bedürfnisse für die konkrete Immobilie berücksichtigt.
Die Immobilie werde auch immer mehr zum Handelsgut.
Dementsprechend werde das Tempo der Property-Management-
Dienstleistung immer schneller. Flexibilität sei ein Schlagwort,
das immer stärker abgefragt werde. Die CBRE-Verträge seien
aufgrund häufiger Eigentümerwechsel entsprechendwie ein bun-
ter Blumenstrauß gestaffelt, zwischen nur sechsMonaten Laufzeit
bis hin zu fünf Jahren.
SUMMARY
»
Berufszulassungsregeln & Co.
Der Beruf des Property Managers wird sich stark verändern.
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Neues Arbeiten
Die Digitalisierung
bringt auch für den Property Manager viele Vorteile: Mobiles Arbeiten kommt dem Beruf zugute.
»
Mieter und Eigentümer sind Treiber
Ein Zugriff auf
die – möglicherweise vorhandene – Mieterakte wird immer mehr nachgefragt.
Konsolidierung, Digitalisierung,
Dynamik auf den Wohnungsmärk-
ten. Der Markt verändert sich, die
Herausforderungen für Verwalter
werden größer. Digitalisierung hilft
dabei, Staub vom Image abzuschüt-
teln. Das bietet neue Chancen beim
Recruiting. Ein Streifzug durch die
Branche.
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