IMMOBILIENWIRTSCHAFT 12/2016 01/2017 - page 34

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
KOLUMNE
zahlreicher Berufsverbände, der Deutschen Stiftung Denkmal-
schutz, des Deutschen Architekturmuseums, der Stiftung Bau-
haus, des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- undWohnungs-
wesen, der Bauministerkonferenz der Länder, des Deutschen
Städtetags, diverser Unternehmensverbände und hunderter von
zum Teil brillanten, begeisterten Fachleuten plötzlich wieder
mehrheitlich die üblichen Politiker auf den Wahllisten zum Stif-
tungsrat standen.
Doch der Anfang war geschafft, Baukultur sollte in Deutsch-
land eine Stimme bekommen. Aber wird sie auch gehört? Wie
geht es der Stiftung heute?
Bevor mir farbige Fähnchen denWeg vorbei an demGebäude
der Stiftung in die Arena weisen, nehme ich im Vorbeigehen das
wohl gestaltete Klingeltableau wahr: flächenbündig. Vier Inbus-
Hutmuttern an den Ecken zeugen bei allem architektonischen
Anspruch von praktischemKostenbewusstsein und, ja, auch das,
von Baukultur bis ins Detail. Die Bundesstiftung hat zumKonvent
2016 geladen. Angekündigt wird eine öffentliche Standortbestim-
mung zur Lage der Baukultur in Deutschland.
Reiner Nagel ist Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung.
Ein Glücksfall für die Institution. Seitdem der Architekt und
Stadtplaner 2013 berufen wurde, hat die Sache Fahrt aufgenom-
men. So legt sie alle zwei Jahre fundierte Baukulturberichte vor.
Sie gelten als offizieller Statusbericht zum Planen und Bauen in
Deutschland, werden imBundestag debattiert, imAusschuss dis-
kutiert und als Handlungsempfehlung für die Bundesregierung
D
ie Stadtautobahn in Berlin ist an der Anschlussstelle Kaiser-
damm/Messedamm wegen dringender Reparaturmaßnah-
men gesperrt. Im Radio werde ich aufgefordert, die Stelle
weiträumig zu umfahren. Anschließend stauen wir uns vorbei
an sorgfältig aneinandergereihten Gründerzeitvillen und durch
den wohl geordneten herbstlichen Grunewald. Alles, was wir
auf dem Weg ausführlich betrachten können, die Straßen, die
Straßenbäume, die Villen, die Plattenbauten, die Garagen, die
Tankstellen und Brücken, ja, auch der Grunewald selbst, ist bis
ins Detail geplant, verhandelt, durch Baurecht legitimiert und
bebaut. Alles, wirklich alles um uns herum ist Ausdruck und
Ergebnis unserer eigenen Baukultur und der Baukultur der be-
teiligten Generationen vor uns.
Kürzlich habe ich bei der Institution vorbeigeschaut, die
die Aufgabe hat, das Verständnis für Baukultur zu fördern. Die
Schiffbauergasse in Potsdam endet für mich nicht wie erwartet
amWasser, sondern in einemParkhaus. Die Bundesstiftung Bau-
kultur finde ich an diesem kalten, neblig trüben Vormittag wohl
eingebettet in einemKulturquartier mit FluxusMuseumund ehe-
maliger Reithalle, heute die Fabrik genannt. Gut gemacht. Vor fast
zehn Jahren war ich schon einmal hier, zum Gründungskonvent
der Stiftung für Baukultur im benachbarten Hans Otto Theater
von Gottfried Böhm.
Damals war ich überrascht, dass nach jahrelang und aufwän-
dig geführten Diskussionen, Kampagnen und Initiativen unter
Beteiligung der Bundesarchitekten- und -ingenieurkammern,
Rudern für die Baukultur
Foto: Dirk Weiß
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