IMMOBILIENWIRTSCHAFT 12/2016 01/2017 - page 24

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
IMMOBILIENMARKT
3,5 Prozentpunkte über der von Bun-
desanleihen. „Das ist – im langfristigen
Vergleich – ein satter Renditeaufschlag
für Immobilien gegenüber Staatsanleihen“,
stellt Matthias Pink, Head of Research des
Immobiliendienstleisters Savills, fest.
Zur Immobilienanlage gebe es für
risikoscheue Anleger daher kaum Alter-
nativen. Er ist überzeugt, dass die Euro-
päische Zentralbank im nächsten Jahr an
ihrer lockeren Geldpolitik festhält. Daran
dürfte auch die überraschende Wahl des
Milliardärs Donald Trump zum neuen
Präsidenten der USA nichts ändern. In
den Tagen nach dem Votum kam es bei
amerikanischen Staatsanleihen zwar zu
einem Renditesprung von 0,4 Prozent-
punkten, der dazu führte, dass die Rendi-
te zehnjähriger Bundesanleihen wieder in
den positiven Bereich hochschoss. Anzei-
chen für eine Zinswende sieht Pink aber
nicht. ImGegenteil: Der Savills-Branchen-
experte rechnet damit, dass die EZB die
Leitzinsen noch mehrere Jahre auf dem
derzeit niedrigen Stand belassen wird.
Investoren, die nicht aus Deutschland
stammen, greifen vor allem bei großvo-
lumigen Immobilienofferten gern zu.
2016 waren sie an vier von fünf Mega-
Transaktionen in Deutschland beteiligt.
So kaufte ein französischer Investor für
fast eine Milliarde Euro ein Pflege- und
Seniorenheimportfolio. Der Commerz-
bank-Tower ging für über 650 Millionen
Euro an südkoreanische Investoren und
ein Blackstone-Fonds sicherte sich den
Zugriff auf das milliardenschwere Office-
first-Büroimmobilienpaket.
ANGEBOTE DIKTIEREN MARKTGESCHEHEN
„Die Angebotssituation diktiert momen-
tan in nahezu allen Marktsegmenten das
Transaktionsgeschehen“, betont Klein. Bei
begehrten Objekten würden im Schnitt
nicht wie vor drei oder vier Jahren zwei
oder drei Kaufinteressenten Preisgebote
einreichen, sondern mindestens zehn, bei
Wohnungen in Top-Lagen der Metropol-
städte bis zu 40. „Da besteht ein extremer
Engpass, sodass für große Transaktionen
allmählich die Objekte und Portfolios aus-
gehen“, soKlein. Bei Shopping-Centern sei
das schon in diesem Jahr der Fall gewesen.
ImHinblick auf das Transaktionsvolu-
men ist der CBRE-Branchenexperte – an-
gesichts der Marktverhältnisse – dennoch
recht optimistisch gestimmt. 2017 hält er
bei Gewerbeimmobilien einen Invest-
mentumsatz von 45 Milliarden Euro für
realisierbar. Savills-Experte Pink urteilt
ähnlich: Für das erste Halbjahr 2017 er-
wartet er ein Transaktionsvolumen von
mehr als 20Milliarden Euro, womit dieses
leicht über der Marke von 2016 (18,7 Mil-
liarden Euro) läge. Im zweiten Halbjahr
könnten bremsende Effekte – etwa wegen
abnehmender wirtschaftlicher Dynamik
und der wachsendenAngst vor steigenden
Zinsen – stärker durchschlagen. Für 2017
prognostiziert Pink ebenfalls einen Invest-
mentumsatz von etwa 45Milliarden Euro.
LOGISTIKMÄRKTE IM WACHSTUMSMODUS
Weiter im Wachstumsmodus präsen-
tierten sich 2016 die Logistikmärkte.
In den ersten drei Quartalen stieg das
Transaktionsvolumen CBRE zufolge um
14 Prozent auf 2,7Milliarden Euro, für das
Gesamtjahr lautet die Prognose knapp vier
Milliarden Euro. „Der wachsende Online-
handel, aber auch das Outsourcing von
Verarbeitungsprozessen in der Industrie
bleiben die prägenden Hauptfaktoren der
Nachfrage“, erläutert Pink die Marktsitu-
ation.
Investoren reizt die attraktive Rendite
von Logistikimmobilien, sie beträgt in den
Top-Standorten fünf Prozent und liegt laut
CBRE bis zu 1,5 Prozentpunkte über der
von Büro- oder Einzelhandelsobjekten.
„Der starke Kapitalzufluss, gerade von
ausländischen Investoren, in Logistik­
investments dürfte 2017 andauern“, so
Linsin. Anleger aus den USA und Groß-
britannien steckten in den ersten neun
Monaten 2016 fast eine Milliarde Euro in
diese Immobilien-Assetklasse. Mit einem
neuen Transaktionsrekord rechnet er den-
noch nicht.
EINZELHANDELSIMMOBILIEN RÜCKLÄUFIG
Stark rückläufig gegenüber dem Vorjahr
sind die Investmentumsätze bei Einzel-
handelsimmobilien, vor allem bei Shop-
ping-Centern kamen die Aktivitäten fast
völlig zum Erliegen. Spektakuläre Deals
wie im vergangenen Jahr, beispielsweise
der Erwerb der Potsdamer Platz Arkaden
(geschätzter Kaufpreis: 1,4 Milliarden
Euro) durch Brookfield aus Kanada und
den südkoreanischen Staatsfonds – in
»
ENTWICKLUNG
des Gewerbeimmobilien-
Transaktionsvolumens
2013
29,3
Mrd. €
2014
38,7
Mrd. €
2015
53,7
Mrd. €
2017
*
45,0
Mrd. €
2016
*
50,0
Mrd. €
*geschätzt
Quelle: CBRE Research und Savills
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