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2-01.2017
eine Führungsstelle teilen könnten. „Das ist auch
schon allein deshalb notwendig, um weiterhin qua-
lifiziertes Personal zu finden“, sagte Jana Köhler. Von
9 bis 17 Uhr im Büro zu sitzen, sei einfach nicht
mehr zeitgemäß. Es gehe um „ein viel ergebniso-
rientierteres Arbeiten“, pflichtete Anne Bailly bei –
bei dem der Fokus weggehe von der körperlichen
Anwesenheit. Am Ende müsse wichtig sein, was bei
der Arbeit herausgekommen sei, „egal, in welchem
Rahmen diese stattfindet“.
Bei der RICS gebe es bereits einModell bei Vielrei-
senden, bis zu zwei Tage pro Woche von zuhause aus
arbeiten zu können, berichtete Judith Gabler.
ImHause Bouwfonds Investment etwa gibt es nur
noch eine Präsenzpflicht an zwei Wochentagen. An
diesen kommen die Mitarbeiter ins Haus und suchen
sich einen freien Schreibtisch aus, da es keine festen
Arbeitsplätze mehr gibt. Das gilt bis in die Führungs-
etage, sagte Regina Bohla. Das habe aber auch schwie-
rige Seiten, räumte sie ein, „die Leute mussten erst mal lernen, wie man damit umgeht“.
TRANSPARENZ IN DER VERGÜTUNG
Dass Frauen in der Immobilienbranche längst noch
nicht gleichberechtigt behandelt werden, zeigt sich auch in der Vergütung. Männliche
Immobilienprofis verdienen fast 26 Prozent mehr als ihre Kolleginnen bei gleicher Aus-
bildung und Position, wie eine globale RICS-Umfrage zeigt. Vielen Frauen täte es daher
auch gut, „mal ein bisschen mehr auf die Sahne zu hauen – eben so, wie Männer das
auchmachen“, meinte Regina Bohla. Gerade beimThema Gehaltsunterschiede wäre das
wichtig, ergänzte Jana Köhler: „In dem Bereich sollten Frauen dominanter auftreten
und – zu Recht – mehr fordern.“ Das würde auch dazu beitragen, dass Frauen stärker
in Führungspositionen hineinwachsen könnten, sagte sie. Denn wenn dieMänner mehr
verdienten, dann sei es „eine ganz natürliche Familienentscheidung“, dass sie dann auch
mehr arbeiten und die Frau eher in das Teilzeitmodell gehe.
Anne Bailly widersprach. Sie sehe die Aufgabe von gleichberechtigten Gehältern bei
den Firmen, nicht bei den Frauen. Dazu brauche es mehr Transparenz, die Unterneh-
men müssten die Gehälter offenlegen. In ganz Europa gebe es dazu schon fantastische
Beispiele, sagte Karina Melskens, etwa in Skandinavien. „Ein erster Schritt kann auch
sein, dass sich Kollegen unterein
ander mehr über Gehälter und Boni austauschen“, regte
Anne Bailly an.
Insgesamt, so resümierten die Teilnehmerinnen der Diskussion, sei es wichtig, den
Prozess, der bereits begonnen habe, weiter ins Rollen zu bringen. Dazu, so sagte Judith
Gabler, brauche es Frauen, die mutig nach vorne gingen und als Botschafter für einen
anderen Umgang miteinander auftreten. Gleichzeitig seien auch die Männer gefordert,
über die Problematik zu sprechen und somit Teil der Veränderung zu sein. Nicht zu-
letzt sei geschlechtliche Gleichberechtigung nur der Beginn, es brauche vor allem eine
Denkweise von Diversität in allen Dimensionen.
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Laura Henkel, Freiburg
DISKUSSIONS-TEILNEHMERINNEN
»
Anne Bailly
MRICS, Inhaberin/Consultant, Bailly Real Estate GmbH, Hamburg
»
Regina Bohla
FRICS, Akademiedirektorin Hamburg, ADI Akademie der Immobilienwirtschaft GmbH
»
Judith Gabler,
Director of
Operations – Europe/Regional Manager – DACH RICS
»
Jana Köhler
MRICS, Director/Team Leader International Valuation Germany,
CBRE GmbH, Berlin
»
Karina Melskens
MRICS, Associate Director/Team Leader Residential Valuation Germany, Knight Frank, Berlin
Die Förderung von Diversität in der
Belegschaft, an erster Stelle die
Erhöhung des Frauenanteils in der
Immobilienwirtschaft, steht auf der
Agenda der RICS weit oben;
eine
Konsequenz aus dem RICS Futures
Report, der fordert, die Branche
für den „War for Talent“ zukunfts-
gerecht aufzustellen. In diesem
Sinne bildete die Expo-Real-Ver-
anstaltung einen Auftakt, weitere
Round Tables folgen im Jahr 2017.
Denn auch der Verband hat mit
einem Frauenanteil von nur 17
Prozent (Basis Oktober 2016: 1.600
Vollmitglieder Deutschland)
noch
einen weiten Weg vor sich.
PERSPEKTIVE
Ist die Immobilienbranche für die
Anforderungen des 21. Jahrhun-
derts richtig aufgestellt? Darüber
diskutierten Laura Henkel (Mode-
ration), Judith Gabler, Anne Bailly,
Regina Bohla, Karina Melskens
und Jana Köhler.