IMMOBILIENWIRTSCHAFT 12/2016 01/2017 - page 10

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MARKT & POLITIK
I
BAUBRANCHE
Wohnfläche pro Kopf bis zum Jahr 2030
auf 47 Quadratmeter steigt – zur Jahrtau­
sendwende waren es noch weniger als 40
Quadratmeter.
Von demersten Flüchtlingsboompro­
fitierten gleichwohl einzelne Branchenwie
etwa der Holzfertigbau. „Die Erwartungen
waren hoch – unsere Produkte lassen sich
schnell bauen und können in der Halle,
im Trockenen, vorelementiert werden“,
sagt der Sprecher des entsprechenden
Branchenverbands, Peter Mackowiack.
Dem Gewerbe, das mit 15 Prozent Anteil
am gesamten Wohnungsmarkt eine eher
untergeordnete Rolle spielt, gab das einen
Schwung. Inzwischen gleite der Anschub
durch die Flüchtlinge in eine Übergangs­
phase, sagt Mackowiack: „Bei allen Auf­
trägen fragen wir inzwischen nach, wie
die Objekte nach ersten Nutzungen etwa
D
eutschland baut so viel und so schnell
wie lange nicht. Mit 290.000 fertig­
gestellten Wohnungen rechnet der
Hauptverband der Deutschen Bauindus
trie in diesem Jahr, das wären 17 Pro­
zent mehr als 2015. Die Genehmigungen
haben sich noch positiver entwickelt:
276.300Mal erteilten die Behörden in den
ersten neun Monaten eine Erlaubnis, das
entspricht fast einem Viertel mehr als im
gleichen Vorjahreszeitraum. Bestärkt von
den Zahlen hob der Hauptverband der
Deutschen Bauindustrie unlängst seine
Umsatzprognose auf satte fünf Prozent –
von zuvor 3,5 Prozent. „Es könnte sein,
dass es nochmehr wird“, sagt Sprecher Dr.
Heiko Stiepelmann. „Der Branche geht es
ja nicht schlecht.“
Nun ist Stiepelmann ohnehin nicht
der Typ Mensch, der seinen Emotionen
freien Lauf lässt; zügellose Euphorie wür­
de auch schlecht zu seiner Funktion als
Branchenverbandssprecher und Lobbyist
passen. Ein „nicht schlecht“ kann also
wohl ohne große Übersetzungsfehler in
ein „richtig gut“ umgemünzt werden –
und zwar über alle Sparten hinweg.
WOHNUNGSBAU ALS TREIBER
Sowohl der
Hoch- als auch der Tiefbau laufen her­
vorragend. Größter Treiber bleibt der Bau
von Wohnungen, vor allem von Mehrfa­
milienhäusern. Ungeachtet tatsächlich
ankommender, zurückgeschickter oder
umziehender Flüchtlinge rechnet die
Bundesregierung mit bis zu 400.000 neu­
en Wohnungen, die pro Jahr gebraucht
werden. „Dieser Bedarf kommt quasi al­
lein aus Binnenwanderungen in Ballungs­
zentren oder in Schwarmstädte“, erklärt
Stiepelmann. Der Trend dürfte genauso
anhalten wie andere gesellschaftliche Ent­
wicklungen – so wohnen die Deutschen
etwa immer häufiger allein und mit mehr
Platz pro Person. Das Bundesinstitut für
Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
rechnet damit, dass die durchschnittliche
Es boomt. Doch nach dem
Anschub durch die Flüchtlinge
stellt sich immer mehr die
Frage, was mit den Gebäu-
den nach der Nutzung durch
sie geschehen soll. Beson-
ders der Holzfertigbau profi-
tiert. Der Bauboom ist inzwi-
schen auch in den Randlagen
angekommen. Jetzt folgen
die Straßen.
Bauen in der Übergangsphase
mehr Wohnungen wurden in
diesem Jahr im Vergleich zu 2015
gebaut. Der Hauptverband der
Deutschen Bauindustrie rechnet
2016 mit 290.000 fertiggestell-
ten Wohnungen.
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