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2-01.2017
andere Anbieter tun. So erfassen wir zum Beispiel nicht nur den
vereinbarten Mietpreis, sondern auch Kündigungstermine oder
mietfreie Zeiten. Mit der höheren Datenfülle ist es uns letztlich
jedochmöglich, die Portfolios unserer Kunden viel feiner zu steu-
ern. Schließlich ist die Auswertung immer nur so gut wie die
Daten, die im System hinterlegt sind.“
Als größte Herausforderung nennt Reinert für die Zukunft
den Ressourcenbedarf an guten Immobilienmanagern in der
Verwaltung. Gute Leute seien derzeit kaum amMarkt zu finden.
Der immer schnellere Tradingverkehr vonKaufen undVerkaufen
verlange zudem nach geeigneten Bewertungstools. Hier habe IC
gerade in ein neues SAP-basiertes IT-Tool investiert.
ENGLISCH ALS GESCHÄFTSSPRACHE WICHTIGER
Die HIH Property
Management GmbH wurde bereits mehrfach in Folge als bester
Property Manager im Bereich Büroimmobilien in Deutschland
ausgezeichnet. Etwa 330 Objekte im Office Retail und Fach-
märkte sind in der Betreuung. Etwa zehn Objekte werden – je
nach Größe und Assetklasse – von einem Mitarbeiter betreut,
die Geschäftssprache Englisch werde immer wichtiger, weshalb
man auch intern regelmäßig Sprachschulungen für das Property
Management anbiete. Um dem drohenden Fachkräftemangel zu
entgehen, bildet HIH laut Geschäftsführer Thomas Junkersfeld
selbst aus. Die Qualität der Mitarbeiter und die sehr persön-
liche Mieterbetreuung im komplizierter werdenden Themen-
kanon (wie dem Mietrecht) seien entscheidend für die eigene
Zukunftsfähigkeit.
ZUKUNFT IST DIGITAL UND INTERDISZIPLINÄR
Ist im Immobili-
en-Deutschland der vergangenen Jahrzehnte eher passive und
rein verwalterische Betreuung angesagt gewesen, verlangt der
heutige internationale Standard aktives Immobilienmanage-
ment uber den gesamten Lebenszyklus. „Der Property Manager
agiert dabei interdisziplinär und ersetzt nicht die Fachberatung
durch Steuerberater, Anwälte, Maklerhäuser oder Architekten
und Ingenieure, sondern komplettiert diese, ausgerichtet an der
individuellen Asset-Strategie“, erklärt Matthias Boelsen. In der
Property-Management-Zukunft geht es zudem um neue Pro-
dukte zur effizienteren Datensammlung über Immobilien und
Anlagen. Technische Gebäudestrukturen werden z.B. per Wear
ables (tragbare Computersysteme) transparent.
Building InformationModeling (BIM) hilft als ein Planungs-
und Steuerungsverfahren, das den gesamten Lebenszyklus eines
Gebäudes digital abbildet. „Die Immobilienwerden selbst Teil des
Internet ofThings und tauschen untereinander Daten aus“, meint
Dr. Christian Nietner, Data Scientist. Das betrifft Fahrstuhle,
Fenster, Turen, Heizungen, Beleuchtung, Beluftung und Brand-
schutz. „Das Ganze wird zu einem vernetzten System mit stän-
digemDatenaustausch, sodass alle Bereiche optimal aufeinander
abgestimmt werden.“ Bei Bedarf werden dann etwa automatisch
Dienstleister engagiert, um Reinigungsarbeiten vorzunehmen
oder Störungen zu beheben. All dies richtig eingesetzt und mit
Leidenschaft betrieben, steigert den Cashflow der anvertrauten
Portfolios.
Bei WEG-Anlagen sei der Preisdruck enorm. Auch bei
privaten Eigentümern werde immer mehr Wert auf schnellen
Zugriff auf wesentliche Mieterdaten gelegt, der virtuelle Zugriff
per Passwort auf die digitale Mieterakte sei selbstverständlich,
so Holger Hertz, Geschäftsführer des Hamburger Immobilien-
unternehmens Arnold Hertz & Co. Mit der Eigenentwicklung
eHertz könnten die Kunden seit Längerem online auf sämtliche
Daten der Mietbuchhaltung tagesaktuell zugreifen. Da die Ein-
arbeitungszeit bei komplexen Immobilien hoch sei, werde in der
Regel kein neues Projekt unter einer Mandatszeit von drei Jahren
in die Kundenkartei genommen.
BERUFSBILD WIRD ATTRAKTIVER
Was bedeuten die Herausfor-
derungen für das Berufsbild des Verwalters? Sandra Bohrisch,
Geschäftsführerin des Bundesfachverbands der Immobili-
enverwalter BVI, begreift dies als große Chance und sieht
die Branche auf dem Sprung in ein Zeitalter, das den Beruf
eines Immobilienverwalters attraktiver erscheinen lässt denn
je – geprägt von neuen, sich wandelnden Aufgabenfeldern
»
„Wer nur in
Quartalen denkt,
wird scheitern.“
Matthias Boelsen,
IVBM Immo-
bilienvermögensbewertung und
Management GmbH
„Durch die vielen
Neuerungen wird
das Berufsbild des
Verwalters attrak-
tiver.“
Sandra Bohrisch,
Geschäftsfüh-
rerin Bundesfachverband der
Immobilienverwalter BVI