IMMOBILIENWIRTSCHAFT 06/2016 - page 56

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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
DIGITALISIERUNG
klus in vielerlei Hinsicht vorteilhaft und
ermöglicht eine wesentliche Verringerung
der Zahl der Informationsquellen. Da die
Kombination einer großen Anzahl fach-
lich unterschiedlicher Gewerke in einer
gemeinsamen Plattform notwendig ist,
sprechen diese erstens nicht immer eine
einheitliche und zweitens nicht die be-
triebswirtschaftliche Sprache von ERP-
Systemen. Hier müssen Systemlandschaf-
ten und Integrationsszenarien sowohl aus
Nutzer- als auch aus Herstellersicht völlig
neu konzipiert werden.
Auf dem Markt für immobilien-
wirtschaftliche Softwarelösungen buh-
len immer neue Start-ups, so genannte
Prop-Techs, mit innovativen Lösungen
um Kundschaft. Da jene meistens nur für
einen Spezialprozess eine Lösung anbie-
ten, gilt es nun, diese in das integrierte
ERP-System einzubinden und hierfür
eingespielte Abläufe neu zusammenzustel-
len. Die hohe fachliche Attraktivität der
Lösungsangebote verstärkt den Druck auf
die IT, das Systemdesign auf einen Best-of-
Breed-Ansatz zu verändern.
ERP-SYSTEME IM WANDEL
Darüber hinaus
durchlaufen die ERP-Systeme selbst einen
radikalen Wandel, getrieben durch neue
In-Memory-Datenbank-Technologien,
Predictive Analytics und geräteunabhän-
gige User Interfaces. War die Integration
früher ein Segen, behindert sie nun durch
die hohe Komplexität die rasche Integra-
tion von Apps aus der Cloud. Da sich die
meisten IT-Verantwortlichen zusätzlich
noch mit den Fragestellungen zuMobility
und dem IT-Betrieb (On Premise versus
As a Service) auseinandersetzen müssen,
ist es nun an der Zeit, auch hier über grö-
ßere Veränderungen nachzudenken. Ge-
rade jedoch die Vielzahl und Komplexität
der fachlichen und technischen Themen,
der damit verbundeneMigrationsaufwand
und die oftmals noch fehlende Stabilität
der neuen IT-Lösungen lässt die Di-
D
as Thema Digitalisierung beherrscht
seit Jahren die Schlagzeilen der Fach-
presse. 95 Prozent der Unternehmen
in der Dach-Region (Deutschland, Öster-
reich und Schweiz) sehen nach der bran-
chenübergreifendenCSC-Studie „Digitale
Agenda 2020“ die Auswirkungen der Digi-
talisierung auf den Wettbewerb. Aber nur
39 Prozent haben sich bis jetzt mit einer
„Digitalen Agenda“ darauf vorbereitet.
Dass Handlungsbedarf besteht, darüber
herrscht jedoch zumindest theoretisch
Einigkeit. 30 Prozent der Befragten wol-
len das Thema „Digitale Agenda“ noch
2016 angehen, weitere 13 Prozent zu
einem späteren Zeitpunkt. Immerhin 18
Prozent sehen hierzu jedoch noch keine
Notwendigkeit. Wenig überraschend ist,
dass sich der Reifegrad je nach Branche
und Unternehmensgröße teils beträcht-
lich unterscheidet – ebenso wie die Ziele,
die Betriebe mit ihrer digitalen Agenda
verfolgen.
Im Besonderen die Immobilienbran-
che verhält sich noch sehr zögerlich, was
oftmals auch andenmühevoll aufgebauten
Systemlandschaften liegt. Sie sollten nach
jahrelanger Projektarbeit und oft hohen
Investitionen nun endlich die Prozesse
der Unternehmen abbilden. Doch gerade
diese werden durch die Digitalisierung
stärker denn je in Frage gestellt.
VÖLLIG NEUE KONZEPTE SIND NÖTIG
Neue
fachlich getriebene Themen wie Grafik-
integration, Internet of Things, Virtual
Reality und Indoor Navigation oder die
notwendige Interaktion mit Mietern und
Nutzern über Social Media stellen die
akribisch und bis ins Detail integrierten,
aber zum Großteil alphanumerisch aus-
gerichteten ERP-Systeme vor scheinbar
unüberwindbare technische Herausfor-
derungen. Beispielsweise ist Building
Information Modeling (BIM) als zentrale
Informations- undKooperationsplattform
während des gesamten Gebäudelebenszy-
„Digitalisierung“: der wabernde Begriff
Sie ist gefordert. Von allen.
Schon lange. Aber wo es
konkret werden müsste,
versagen doch viele Unter-
nehmen. Um den Wandel zu
schaffen, sind neue Konzepte
notwendig. ERP-Systeme
müssen die Anforderungen
besser abbilden.
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95
%
der Unternehmen in der Dach-
Region (Deutschland, Österreich
und Schweiz) sehen laut einer
branchenübergreifenden Studie
die Auswirkungen der Digita-
lisierung auf den Wettbewerb.
Aber nur 39 Prozent haben sich
bis jetzt mit einer „Digitalen
Agenda“ darauf vorbereitet.
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