Immobilienwirtschaft 7/2015 - page 52

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Immobilienmanagement
i
Trinkwasserverordnung
Eine chemische Desinfektion sollte erst
dann zum Einsatz kommen, wenn alle
anderen Mittel ausgeschöpft wurden und
keineWirkung gezeigt haben. Für die che-
mische Desinfektion werden bevorzugt
Natriumhypochlorit, Chlordioxid und
Wasserstoffperoxid verwendet. Das hoch
reaktive Chlordioxid wird in das Wasser-
system vor Ort eingespeist. Der Vorteil
einer chemischen Desinfektion durch
Chlordioxidsysteme liegt darin, dass auch
der in Rohren festgesetzte Biofilm effektiv
entfernt wird.
Die Ultrafiltration hingegen dient als
vorbeugende Maßnahme bei Legionellen
im Trinkwasser. Dabei wird keinerlei
Chemie verwendet. Krankheitserreger,
Partikel und Dreck werden durch spezi-
elle Membranfilter beseitigt.
Ursachenforschung obligatorisch!
Für jede Art der Legionellenbeseitigung
gilt: Eine Anlagendesinfektion ist nur
dann nachhaltig, wenn die Ursachen
der Kontamination beseitigt sind. Durch
projektspezifische Ausarbeitung können
einzelne Nachteile der verschiedenen Be-
handlungsmaßnahmen minimiert oder
vermieden werden. Der Betreiber ist zu
unterweisen und die Anlagen müssen in
regelmäßigen Abständen gewartet wer-
den. Professionelle Installateure bieten
hierfür spezielle Wartungsverträge an.
Die aus der weitergehenden Untersu-
chung abgeleiteten Maßnahmen müssen
so terminiert werden, dass innerhalb eines
Monats eine Nachuntersuchung durchge-
führt werden kann. Ist die Nachuntersu-
chung erneut positiv, sind weitere Maß-
nahmen erforderlich und der Schritt wird
wiederholt. Ist die Nachuntersuchung
dagegen negativ, erfolgt nach drei Mona-
ten eine Nachuntersuchung zur Kontrol-
le und eine weitere Nachuntersuchung
nach einem Jahr. Sind auch diese Unter-
suchungen negativ, beginnt der nächste
Zyklus nach drei Jahren wieder mit einer
orientierenden Untersuchung. In jedem
Fall sind die Nutzer des Gebäudes über
die Art und den Umfang der geplanten
Maßnahmen rechtzeitig zu informieren.
Vorbeugung: Gewusst wie
Legionellen
vermehren sich besonders in warmen Ab-
schnitten der Wasserrohrsysteme. Auch
Wasserrückstände in selten genutzten
Leitungen bieten ein ideales Terrain für
die gefährlichen Bakterien. Überdimen-
sionierte oder verkalkte Warmwasser-
speicher und Rohrsysteme stellen daher
eine besondere Gefahr dar, ebenso wie
stillgelegte Leitungen und Anschlüsse
in unbewohnten Gebäudeteilen. Diese
Leitungen sollten vom Gesamtsystem ge-
trennt werden.
Weiterhin ist es empfehlenswert,
selten benutzte Wasserhähne bei einer
längeren Abwesenheit der Bewohner re-
gelmäßig zu spülen. Die Temperatur des
Kaltwassers darf nicht über 25 °C liegen.
Verlaufen nicht isolierte Kalt- undWarm-
wasserstränge benachbart, entsteht ein
lauwarmes Milieu, das ebenfalls einen
idealen Nährboden für Keime darstellt.
Bei der Installation von Kaltwasserrohren
ist darauf zu achten, dass diese nicht un-
mittelbar neben dem Warmwasser- oder
Heizungsrohr verlaufen. Wichtig ist auch,
dass die Vorhaltetemperatur des Warm-
wassers über 55 °C liegt, da Legionellen
ab 60 °C absterben. Als weitere Vorsichts-
maßnahmen empfehlen sich regelmäßige
Entkalkung, häufige Reinigung oder der
Austausch von Dichtungen und Perla-
toren sowie der Einbau von Armaturen
mit verminderter Aerosolbildung.
Alle Faktoren berücksichtigen!
Bei der
Bekämpfung von Legionellen spielen viele
Faktoren eine Rolle, deren Ausprägung
fachmännisch untersucht und bei der
Umsetzung von Maßnahmen in Betracht
gezogen werden muss. Durch eine Instal-
lation nach den allgemein anerkannten
Regeln der Technik und einen regelkon-
formen Betrieb, bei dem technische und
nutzerbezogene Situationen im Gebäude
Berücksichtigung finden, lässt sich sicher-
stellen, dass die Anlage zukünftig legio-
nellenfrei bleibt.
«
Heike Heckeler und Christoph Homa,
Brunata-Metrona-Gruppe
Beprobungszyklus: Welche
Arten von Legionellenunter-
suchungen gibt es und wann
werden sie durchgeführt?
kein Befall
Befall
max.
1 Monat
max.
1 Monat
max.
1 Monat
max.
1 Monat
3 Jahre
3 Jahre
1 Jahr
3 Monate
Orientierende
Untersuchung
Weitergehende
Untersuchung
Nach-
untersuchung
Nach-
untersuchung
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