Immobilienwirtschaft 7/2015 - page 36

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Vermarktung & Bewertung
i
Titelthema
individuellen Situation und den Bedürfnissen der Kunden orien-
tieren – Region, Geschäftsvolumen, Vermarktungsschwerpunkt.
Marktbeobachter bescheinigen dem Platzhirsch zumindest
eine unglückliche Preispolitik; plötzliche Erhöhungen um mehr
als 100 Prozent – wie 2007 geschehen – kämen einfach schlecht
an, auch wenn die Preise insgesamt immer noch deutlich un-
ter denen für frühere Zeitungsanzeigen lägen, sagt etwa Oliver
Obermann von der Leipziger Immo Media Consult. „Unterm
Strich sind die Makler ja die großen Gewinner des digitalen
Wandels.“ Viele Immoscout-Kunden hätten außerdem ein festes
Kontingent, was das Anbieten eines großen Immobilienvolu-
mens erleichtert, ergänzt Torsten Bölting. Der Geschäftsführer
des Bochumer Beratungsunternehmens InWIS arbeitet häufig
mit Immoscout-Daten. Bölting glaubt, dass die Preissteigerungen
für Inserate Grenzen hätten. „So extrem hohe Preise werden wir
nicht kriegen.“
Dazu beitragen könnte auch der Zusammenschluss von Im-
mowelt und Immonet, durch den erstmals ein nennenswerter
Konkurrent für Immoscout entsteht (siehe dazu das Interview
mit CEO Carsten Schlabritz im letzten Heft). Nach Ansicht von
Branchenexperten war die Fusion überfällig. „Immoscout wird
ja quasi als Synonym für die Immobiliensuche benutzt – so wie
Tempo für Taschentücher“, sagt etwa Bölting. „Wenn ich so ein
Feld aufrollenwill, dannmuss ich investieren.“ Das geht eben erst
mit einer bestimmten Größe. Immoscout selbst gibt sich bislang
gelassen und verweist auf die Nutzerdaten des ersten Quartals
2015, nach denen die Zahl der Besuche auf der Immoscout-Seite
deutlich über denen von Immowelt und Immonet zusammen lag.
„Für die Entwicklung des Gesamtmarktes begrüßenwir einen ge-
sunden Wettbewerb“, erklärt Barbara Wittmann. Die fusionierte
Konkurrenz sporne zwar an – da Immowelt und Immonet jedoch
teils identische Kunden hätten, gibt sich Immoscout siegessicher,
auch künftig marktführend zu sein.
Immoscout: Geschäftsgebaren irritiert
Für die Initiatoren
des Heidelberger Immobilienportals war es nicht nur die Preis-
politik des Großanbieters, die verärgert hat. Ihnen stieß auch die
massive Werbung auf, etwa wenn in Exposés eigentlich leerste-
hender Wohnungen IKEA-Küchen eingebaut werden oder kon-
kurrierende Unternehmen und Banken für ihre Produkte werben
– was Immoscout unter Verweis auf sein auch auf Werbung bau-
endes Geschäftsmodell verteidigt und auf die klare Kennzeich-
nung als Anzeigen verweist. Gleiches gelte für Bannerwerbung
neben Fotos. „Wir fühlten uns fremdbestimmt“, beschreibt der
Geschäftsführer von S-Immo, Georg Breithecker, gleichwohl die
Motivation zur Gründung des Portals.
Die Heidelberger Seite ist seit Ende März online, mehr als 15
Firmen inserieren bislang dort um die 240 Objekte insgesamt; es
sind vorwiegend regionale, mittelständische Makler. Breithecker
selbst hat fast alle Objekte von Immoscout abgezogen und auf das
neue Portal gestellt. Derzeit steht es Maklern offen; schrittweise
Auf den Marktführer wird
immer gerne eingedroschen
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