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Vermarktung & Bewertung
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Immobilien-marketing-Award
mehr Bewerbungen mit Online-Hinter-
grund bzw. solche aus dem klassischen
Offline werden durch eine mehr oder we-
niger starke Online-Komponente ergänzt.
Der Immobilien-Marketing-Awardhat auf
diese Entwicklung übrigens reagiert und
hat einen eigenen Social-Media-Award als
neue Kategorie geschaffen.
Sie haben als Jury-Mitglied viele span-
nende Marketing-Konzepte gesehen.
Gibt es auch solche, bei denen Sie sich
gewünscht hätten, dass sie eingereicht
worden wären?
Ja, da fällt mir der Fall
einer Münchner Liegenschaft ein, direkt
an der Isar gelegen, toller Blick nach Bo-
genhausen, eigentlich alles perfekt. Aber
an einer Seite des Objekts verlief eine au-
tobahnähnliche Ausfallstraße, und auf der
anderen Seite querte eine ebenfalls auto-
bahnähnliche Ringstraße die Isar.
Eigentlich ein Fall für einen Lärm-
schutzwall ...
Ja, aber da der Straßen-
verlauf der Isarbrücke fast auf Firsthöhe
war, gab es keine wirkliche Chance, mit
konventionellenMitteln etwas zumachen.
Das Problem wurde mit ungewöhnlichen
Mitteln entschärft, man installierte einen
riesigen Springbrunnen, der den Schall
weitestgehend schluckte, und so wurde
ein eigentlich nicht vermarktungsfähiges
Objekt zur Premium-Immobilie. Toll. Üb-
rigens passte der Springbrunnen auch op-
tisch hervorragend zu dem edlen Anwe-
sen. Dass es schalltechnisch funktioniert,
hatte ich anfangs nicht geglaubt und habe
es mir vor Ort angesehen, aber es funkti-
onierte wirklich gut.
Also hat das Unternehmen alles rich-
tig gemacht ...
Fast, es hatte das Projekt
nicht bei uns eingereicht; diese Idee hätte
ich mir noch mit dem Immobilien-Mar-
keting-Award veredelt.
Herr Prof. Kippes, in Gesprächen zeigt
sich, dass in Boomzeiten Unternehmen
oft kein Marketing machen. Ein falscher
Eindruck?
Dies ist sehr unterschiedlich;
auf dem flachen Land sehe ich kein Kür-
zertreten beim Immobilienmarketing. Es
wird höchstens in den Groß- und Mittel-
städten etwas dergestalt heruntergefahren,
dass weniger für die eigentliche Objekt-
vermarktung ausgegeben wird.
Und bei der Objektakquise?
Das ist
grundsätzlich gerade in diesen Städten der
Engpass schlechthin; insofern sollte gera-
de in diesem Bereich das Budget deutlich
hochgefahren werden.
Die Tatsache, dass es immer noch nur
eine speziell auf das Immobilienmarke-
ting ausgelegte ordentliche Professur in
Deutschland gibt, zeigt aber doch, dass
die Bedeutung nicht als riesig ange-
sehen wird, oder?
Ich würde das nicht
ganz so unterschreiben, denn auch andere
Hochschulen bieten das Fach Immobilien-
marketing an, aber es stimmt schon, dass
wir an der HfWU Nürtingen-Geislingen
mit einer speziell auf Immobilienmarke-
ting ausgerichteten Professur hier einen
ganz besonderen Akzent auf diesen wich-
tigen Themenbereich setzen.
Kann man sagen, dass sich das Immo-
bilienmarketing inzwischen auf andere
Kanäle – etwa von Print auf Online – ver-
lagert hat?
Es hat eine Verlagerung vom
klassischen Offline- zum Online-Marke-
ting stattgefunden, wobei Offline immer
noch eine Bedeutung innehat. Es ist jetzt
eine zunehmend wichtigere Aufgabe für
das Marketing, diese beiden Bereiche ver-
nünftig miteinander abzustimmen.
Was bedeutet das alles für den Immo-
bilien-Marketing-Award?
Auch an den
Bewerbungen dafür lässt sich die Verla-
gerung ablesen. Es kommen zunehmend
Letzter Aufruf: „Bewerben!“
Den Immobilien-Marketing-
Award gibt es seit mehr
als zehn Jahren. Auch 2015
wird er ausgeschrieben,
gefördert von der ECE und
Immobilien-Scout 24. Was
hat sich seither im Immo-
bilien-Marketing getan?
Ein Interview mit dem Aus-
richter
Stephan Kippes
.
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Dirk Labusch, Freiburg
Weitere Informationen
immobilienmarketing-award
Alles zum Selbstverständnis, zu den
Kategorien, Teilnahmebedingungen,
zur Jury und der Preisverleihung
Prof. Dr. Stephan Kippes