DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 6/2019 - page 56

MARKT UND MANAGEMENT
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6|2019
Die andere Seite der Medaille
Digitalisierung bedeutet Veränderung im Unternehmen
Heilsversprechen, Modewort, großes Fragezeichen ...? Alle reden von Digitalisierung. Wer fundiert über
sie sprechen will, muss zuerst Begriffe klären. Ein Aspekt ist die betriebliche Optimierung: Moderne
Softwarelösungen ermöglichen große Einsparungen durch optimierte und automatisierte Prozesse.
Doch allein mit der Einführung einer neuen Software ist es nicht getan: Die Digitalisierung erfordert
von Unternehmen die Bereitschaft, sich zu überprüfen, zu hinterfragen und zu verändern.
Intelligente Gebäudesteuerung, Wohnen als Ser-
vice oder Kommunikation über Social Media: Die
Digitalisierung hat in der Immobilienwirtschaft
eine Vielzahl von Wirkungspunkten. Zusam-
mengefasst sind diese in der 2016 erschienenen
InWIS-Studie „Digitalisierung in der Immobilien-
THEMA DES MONATS
Sabine Wiedemann
Datatrain GmbH
Berlin
wirtschaft – Chancen und Risiken“. Die Autoren
definieren vier Handlungsfelder der Digitalisie-
rung in der Immobilienwirtschaft: betriebliche
Optimierung, intelligentes Gebäude, neue Kun-
denansprache und individualisiertes Wohnen.
Wennman also über Digitalisierung spricht, sollte
klar definiert sein, welcher Aspekt gemeint ist.
Grenzenlose Möglichkeiten
Diese Felder wurden mittlerweile von verschiede-
nen Unternehmen und spezialisierten Start-ups
aufgegriffen und werden stetig weiterentwickelt.
Dochwie kann dieDigitalisierung der Geschäftspro-
zesse die betrieblicheOptimierung von Immobilien-
unternehmen vorantreiben? Das Optimierungs-
potenzial ist bereits heute schier grenzenlos.
Mehrere große Wohnungsunternehmen setzen
derzeit mit Hilfe des Beratungs- und Softwareun-
ternehmens Datatrain Projekte der digitalen Trans-
formation um. Sie können z. B. dank integrierter
Softwarelösungen kleine Instandhaltungsaufträge
vollautomatisch bearbeiten, sodass genügend Zeit
für die kostenintensiven Fälle bleibt. Ein Ticket-
System bietet z. B. in Verbindung mit einem Mie-
tercockpit bei Schadensfällen undMieteranliegen
rund um den Mietvertrag maximale Transparenz
für Mieter und Mitarbeiter. Damit kann ein gro-
ßer Teil der Kundenanfragen und telefonischen
Nachfragen entfallen. Objektverwalter können
Bestandsdaten dank mobiler Lösungen schon
während der Wohnungsabnahme direkt ins ERP-
System einpflegen. So liefern sie detaillierte
Grundlagen für zukünftige Wohnungsabnahmen,
Mietanpassungen oder die Planung von Moder-
nisierungsmaßnahmen. Durch Automatisierung,
Reduzierung von Reibungsverlusten undmaximale
Transparenz kann in Zukunft jeder Aspekt der Im-
mobilienwirtschaft effizienter werden.
Eine Software löst nicht alle Probleme
Es wäre jedoch ein großer Fehler, anzunehmen,
dass die betriebliche Optimierung allein durch die
Einführung einer modernen Softwarelösung zu
bewältigen ist. Denn im Kern soll eine Software
Prozesse verbessern – und das ist komplexer, als es
klingenmag. Es erfordert die Bereitschaft, Digita-
lisierung als unternehmensweites Gesamtereignis
anzuerkennen, bestehende Abläufe selbstkritisch
zu analysieren, zu hinterfragen und ggf. umzu-
stellen. Die wichtigsten Schritte zur erfolgreichen
Digitalisierung und betrieblichen Optimierung der
Quelle der Abbildungen: Datatrain
Beispiel Schadensmeldung
DIGITALISIERUNG VON UNTERNEHMENSPROZESSEN
Anliegen
melden
Statusinfos
empfangen
Mietvertrag-
infos
Verbrauchs-
infos
Schaden als
Ticket erfassen
Handwerker
beauftragen
evtl. Auftrag
freigeben
Status­
überwachung
Folgeprozesse
Kundentermin
vereinbaren
Auftrag
bestätigen
Schaden
bearbeiten
Fertig
melden
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Schaden
melden
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