STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
entschied sich daher, einige Bestandsgebäude im
Norden der Siedlung zu überarbeiten, um diese
noch vor dem Jahreswechsel 2014/2015 für Stu-
denten-WGs nutzbar zu machen. Danach begann
manmit den Infrastrukturarbeiten (Kanalarbeiten,
Straßen, Versorgungsleitungen) sowie dem suk-
zessiven Abriss der Gebäude, deren Bausubstanz
keine weitere Verwendung möglich machte (18
Gebäude). Sechs gut erhaltene Häuserzeilen im
Süden der Siedlung mit 108 Wohnungen wurden
pinselsaniert und imFrühjahr 2016 in die Vermie-
tung gegeben.
Danach gingman an die Planung der Neubaufelder,
von denen einige an Investoren veräußert werden
sollten. Zur Gestaltung der Felder, die im Besitz
der Bauverein AG bleiben sollten, wurden 2015
und 2016 Gestaltungswettbewerbe veranstaltet.
2017 startete dann das erste Neubauvorhaben,
zwei weitere folgten bis Ende 2017, das vierte
im Sommer 2018. 2019 sollen vier Wohnanlagen
bezugsfertig sein und ein gemeinschaftliches
Wohnprojekt der Bauverein AG an den Start ge-
hen. 2017 begannen ferner auf drei Baufeldern
die Bauarbeiten für weitere Vorhaben.
Vielfalt ist Trumpf
Lincoln soll ein bunter Stadtteil sein, und das
spiegelt sich in der Sozialstruktur wider. Die Sied-
lung ist ein Paradebeispiel für ein gut gemischtes
Quartier. Noch bevor die ersten Neubauten fertig
sind, leben dort Studenten, Familien, Senioren
und Flüchtlinge. 25% des Wohnraums, der in der
Siedlung entsteht, ist öffentlich gefördert. Be-
zieht man die Wohnungen ein, die für Bezieher
mittlerer Einkommen reserviert sind, liegt der An-
teil an gefördertenWohnungen sogar bei 40%. Die
Bauverein AG geht mit diesemAnteil weit über die
im städtebaulichen Vertrag vereinbarte Quote von
15% hinaus. 46% ihrer insgesamt 16.000 Woh-
nungen – davon 12.000 in Darmstadt – unterliegen
deshalb Mietpreis- und Belegungsbindungen.
Ca. 30% der Lincoln-Fläche sind für zielgruppen-
orientiertes Wohnen reserviert. Drei alternative
Blick auf den künftigen
Quartiersplatz und -park
Warum ist Lincoln zukunftsweisend?
Weil wir hier auf vielen Gebieten Neues wagen. So
reagieren wir mit demMobilitätskonzept darauf,
dass in den Städten Flächen für den ruhenden
Verkehr immer rarer werden und bieten eine
Alternative zum Transportmittel Pkw. Mit dem
Wohnungsmix wiederum tragen wir demWunsch
nach neuen Wohnkonzepten Rechnung.
Was macht Lincoln zu einem Leuchtturm-
projekt?
Die Bauverein AG und die Stadt Darmstadt arbei-
ten hier sehr eng zusammen und bündeln Know-
how und Kompetenzen. Gemeinsam schaffen wir
aus einer Vision heraus ein Quartier, das sich eng
an den Bedürfnissen künftiger Generationen ori-
entiert. Das ist nicht immer einfach und braucht
seine Zeit, weil viele Interessen berücksichtigt
werden müssen und uns gleichzeitig die Zeit im
Nacken sitzt. Aber: Der durch die Entwicklung
etablierte Dialog mit städtischen und gemeinnüt-
zigen Institutionen ist äußerst fruchtbar.
Erst Lincoln, danach Cambrai-Fritsch/Jeffer-
son – warum ist die Bauverein AG gut für die
nächste Konversion gewappnet?
Wir verfügen übermehr als 150 Jahre Know-how in
Sachen Bauen und Vermieten. Mit der Konversion
von Lincoln beweisen wir, dass wir auch in dieser
Dimension der geeignete Partner sind, um Darm-
stadts Bevölkerungswachstum professionell zu
begleiten. Die auf Lincoln gemachten Erfahrungen
werden beiden Seiten nutzen. Auf dem Cambrai-
Fritsch-Gelände haben wir so die Chance, aus Gu-
tem etwas noch Besseres zu machen.
Vielen Dank!
Die Fragen stellte Maren Cornils.
Interview mit Armin Niedenthal
„Lincoln zu entwickeln, gelingt
nur in Kooperation“
Auch in Darmstadt herrscht ein großer Wohnraumbedarf. Die in Hessen
und Rheinland-Pfalz vielfach vorhandenen Konversionsareale der US-Armee
bieten sich für Wohnungsbau und Stadterweiterung an. Der technische
Vorstand der Bauverein AG Darmstadt erklärt, was die Stadtentwicklung auf
Konversionsflächen ausmacht.
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10|2018
Quelle: Bauverein AG