CONTROLLER Magazin 2/2019 - page 66

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falls überwiegend Instrumente, die während
des operativen Risikomanagementprozesses
zum Einsatz kommen, besprochen werden.
Diese Passagen machen jeweils ca. 10% des
gesamten Werkes aus,
was zeigt, dass die
Autoren dem Risikomanagement einen
nicht vernachlässigbaren Stellenwert in-
nerhalb des Controllings beimessen
. Auch
in weiteren Büchern, die der Controlling-Litera-
tur zugerechnet werden, gibt es Kapitel, die
sich mit dem Risikomanagement und -control-
ling auseinandersetzen. Beispielhaft seien
hierfür weitere Lehrbuchklassiker wie „Cont-
rolling“ von Horváth/Gleich/Seiter (2015) oder
„Controlling“ von Jung (2014) genannt. Durch
eine vermehrte Behandlung dieses Themas in
den Lehrbüchern wird es in Zukunft auch in
Studium und Ausbildung vermutlich stärker be-
rücksichtigt werden.
Die Werke „Risikomanagement“ von Vanini,
„Risikomanagement und Risikocontrolling“ von
Diederichs sowie „Risikomanagement und
Controlling“ von Gleißner/Klein legen den Fokus
dagegen mehr auf den Risikomanagementpro-
zess und die Einbindung des Risikomanage-
ments in das Unternehmen bzw. speziell in das
Controlling.
Die Einbindung in das Control-
ling bietet sich aufgrund der vielen Ge-
meinsamkeiten, der zahlreichen Schnitt-
stellen und der Potenziale gegenseitiger
Vorteile an.
Hier werden hauptsächlich die ge-
meinsame Nutzung und Entwicklung von Inst-
rumenten in den Vordergrund gerückt, aber
auch Prozesse, die synchronisiert werden kön-
nen. Im Zuge dessen werden besonders die
Kopplung von Planung und Risikoidentifikation
und die Vernetzung von Risikoanalyse und Ent-
scheidungsvorbereitung hervorgehoben. So lie-
fert das Buch von Diederichs neben den Instru-
menten ausgereifte und durch eigene Erfahrun-
gen angereicherte Gestaltungsempfehlungen.
Vanini bietet dem Leser ein kompaktes und
dennoch sehr umfassendes Werk, welches
sehr viele Facetten des Risikomanagements
beleuchtet. In einigen Kapiteln finden sich gro-
ße Überschneidungen mit Diederichs, da Vanini
die Vorauflage aus dem Jahr 2010 mehrfach
zitiert. Ein Plädoyer für die Vernetzung von Risi-
komanagement und Controlling ist der Sam-
melband von RMA/ICV. In dieser Lektüre sowie
in der von Gleißner/Klein sind weitere Integrati-
onsmöglichkeiten sowie Synergiepotenziale ei-
Um gegenwärtige Strukturen oder Trends aus-
zumachen, werden andererseits häufig Studien
initiiert. Diederichs präsentiert z. B. eine Studie
zum Stand des Risikomanagements im DAX30,
die im Ergebnis einen deutlichen Zusammen-
hang zwischen der personellen Ausstattung der
Abteilung und der organisatorischen Einbin-
dung ausweist. Größere Risikomanagement-
Abteilungen sind direkt unter dem Vorstand
eingeordnet und haben auch mehr Einfluss auf
die Unternehmenssteuerung und das Maßnah-
mencontrolling, während ansonsten die Risiko-
management-Abteilung tendenziell in die Cont-
rolling-Funktion integriert ist. Diederichs folgert
aus dieser und einer nachfolgenden Studie von
PwC, dass das Risikomanagement in einem im-
mer größeren Umfang in die Unternehmens-
steuerung einbezogen und sich das Aufgaben-
spektrum durch eine bessere Integration ver-
größern wird.
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Eine weitere Studie über die Integration von Ri-
sikomanagement und Controlling von Vanini
und Leschenko wird in den beiden Sammel-
bänden vorgestellt. Diese Studie analysiert die
Reifegrade von Unternehmen auf Basis des
RiskMIMM. Als Ergebnis zeigte sich bei einem
Großteil der Unternehmen nur ein geringer Rei-
fegrad, andererseits können für jede Dimensi-
on Unternehmen gefunden werden, die den
höchsten Reifegrad aufweisen. Vanini resü-
miert, dass generell und insbesondere bei der
Dimension Strategie/Steuerung Nachholbedarf
bei der Integration von Risikomanagement und
Controlling besteht.
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Daneben stellt Vanini in ihrem Controlling-
Lehrbuch zu jedem Instrument mehrere Stu­
dien vor, um dessen praktische Bedeutung zu
verdeutlichen.
16
Resümee und Ausblick
Die ausgewählten Bücher unterscheiden sich
schon von Grund auf hinsichtlich ihrer Ausrich-
tung. So werden in den Controlling-Lehrbü-
chern von Fischer/Möller/Schultze und Vanini,
wie anhand des Titels zu erwarten, vorder-
gründig Methoden und Instrumente dieses
Fachbereichs dargestellt. Allerdings beinhalten
beide ein eigenständiges Kapitel zum Risiko-
management bzw. -controlling, in denen eben-
stellt und decken sowohl im institutionellen als
auch im methodischen Bereich viele Aspekte
ab. Die meisten Überschneidungen zwischen
reinen Risikomanagement-, reinen Controlling-
und „gemischten“ Büchern findet man somit im
Bereich Methoden & Instrumente.
Einsatz von Theorien und
empirischen Bezügen
Was die Methoden & Instrumente in den Bü-
chern selbst angeht, ist insbesondere auf den
Einsatz von Theorien und empirischen Studien
zu achten. Dabei zeigt sich das folgende Bild:
Genuin ökonomische Theorien werden in Fi-
scher/Möller/Schultze und in Vanini (2012) ein-
gesetzt. Beide Lehrbücher verwenden die Port-
folio- und die Prinzipal-Agenten-Theorie, wäh-
rend Vanini auch auf die präskriptive Entschei-
dungstheorie zurückgreift, einen elementaren
Bereich betriebswirtschaftlicher Ausbildung.
In den letzten beiden Jahrzehnten erfreuen sich
auch sog. „verhaltenswissenschaftliche“ An-
sätze stärkerer Beachtung, bspw. die deskripti-
ve Entscheidungstheorie. Solche Ansätze wer-
den wiederum von Vanini (2012) sowie im Bei-
trag von Gleißner in RMA/ICV
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angesprochen.
Mathematisch-ökonometrische Verfahren kom-
men schließlich erneut bei Fischer/Möller/
Schultze und Vanini (2012) zum Einsatz. In den
weiteren Werken setzt sich nur Gleißner in sei-
nem Beitrag „Quantifizierung und Aggregation
von Risiken“ in Gleißner/Klein
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näher mit ent-
sprechenden Themen auseinander, während
die anderen Autoren sich regelmäßig auf die
Beschreibung statistischer Grundlagen be-
schränken. Vanini und Gleißner gehen dabei
über eine allgemeine Darstellung elementarer
Momente und Risikomaße hinaus, indem sie
die „wichtigsten theoretischen Verteilungen im
Risikomanagement“
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, die Binomial-, die Nor-
mal- und die Dreiecksverteilung etwas näher
anwendungsbezogen beschreiben.
Empirische Bezüge werden einerseits durch
Fallbeispiele hergestellt, was namentlich wie-
derum in den beiden Lehrbüchern von Fischer/
Möller/Schultze und Vanini (2012) erfolgt.
Risikomanagement und Controlling
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