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tungen und -broschüren, Demo-Programme
bis hin zu einer Testmöglichkeit im eigenen
Unternehmen an. Neben den eigenen Informa-
tionen der Softwarehersteller liefern auch die
Fachpresse und Messen einen guten Über-
blick über die am Markt vorhandenen Stan-
dardsoftwareprodukte. Als praxisnahe Infor-
mationsquellen können zudem Erfahrungsbe-
richte von Software-Anwendern herangezogen
werden (vgl.
Abts/Mülder
, 2013, S. 511).
Aufgrund der Vielzahl der auf dem Markt ver-
fügbaren Softwareanbieter sollte der Vorgang
der Marktrecherche wie ein Trichter funktio-
nieren. Aus einem Angebot von oftmals mehr
als 100 Firmen für ein Anwendungsgebiet ist
die am besten geeignete und auf die unter-
nehmensindividuellen Anforderungen zutref-
fendste SSW auszuwählen (vgl.
Schwarzer/
Krcmar
, 2014, S. 137). Aus diesen Grund
sollten im Rahmen der Marktrecherche zu-
nächst die auf dem Massenmarkt für ein CIS
verfügbaren Standardsoftwareprodukte
(Long List) von den prinzipiell geeigneten
Standardsoftwareprodukten (Short List) mit
Hilfe des definierten Anforderungskataloges
differenziert werden (vgl.
Horváth & Partners
,
2006, S. 281).
Ziel der Marktrecherche ist es, einen Über-
blick über alle prinzipiell geeigneten Stan-
dardsoftwareanbieter (Short List) mit den
wichtigsten Funktionalitäten der Software
und die für eine Entscheidung relevanten Da-
ten wie Funktionalität, Technologie, Referen-
zen und Unternehmen zu erlangen (vgl.
Groß
,
2011, S. 29). Nach Durchführung der Markt-
recherche sind drei bis fünf Standardsoft-
wareprodukte auszuwählen, die in der enge-
ren Wahl stehen und im Anschluss einer nä-
heren Untersuchung durch das Projektteam
unterzogen werden sollen (vgl.
Schwarzer/
Krcmar
, 2014, S. 137). Die in der engeren
Wahl stehenden Standardsoftwareprodukte
entsprechen überwiegend den im Anforde-
rungskatalog definierten betriebsspezifischen
Anforderungen. Der eigentliche Auswahlpro-
zess für eine SSW erfolgt erst im Anschluss
an die Erstellung der Long List sowie der
Short List im Rahmen der Untersuchung der
ausgewählten Standardsoftwareprodukte
(vgl.
Horváth & Partners
, 2006, S. 281).
5. Phase: Marktrecherche
Nachdem die Entscheidung bzgl. der Art der
Anwendungssoftware auf Basis der betriebs-
spezifischen Anforderungen und Abwägung
der Vor- und Nachteile von SSW und ISW ge-
troffen wurde, kann der Auswahlprozess für
ein CIS fortgeführt werden. Aufgrund des zu-
nehmenden Trends zur SSW soll im Folgen-
den lediglich der Auswahlprozess für eine
SSW fortgeführt werden. Die Auswahl einer
geeigneten SSW für ein CIS sollte nicht nur
auf Erfahrungen der Projektmitarbeiter mit ei-
ner im Unternehmen zuvor eingesetzten Soft-
ware beruhen. Auch die aus Presse, Werbung
sowie von Messen bekannten Softwareanbie-
ter sollten bei der Auswahl mit einbezogen
werden. Grundsätzlich gilt es immer nach der
Alternative Ausschau zu halten, die den Anfor-
derungen des jeweiligen Unternehmens und
dem Projektbudget am ehesten gerecht wird
(vgl.
Groß
, 2011, S. 28). Die Mitarbeiter der
Auswahlprojektgruppe sind daher dazu ange-
halten, eine ausgiebige Marktrecherche der
verfügbaren Standardsoftwareprodukte
durchzuführen (5. Phase) (vgl. Schwarzer/Krc-
mar, 2014, S. 137).
Die
mangelhafte Transparenz des Soft-
waremarktes
stellt oftmals ein Problem bei
der Auswahl der unternehmensindividuell pas-
senden SSW dar, denn für bestimmte Anwen-
dungsgebiete existieren mehr als 100 ver-
schiedene Standardsoftwareprodukte, aus de-
nen das Projektteam „die richtige“ Lösung
auszuwählen hat (vgl.
Schwarzer/Krcmar
,
2014, S. 132). Informationen über die einzel-
nen Softwareprodukte können dabei über
ganz unterschiedliche Wege gewonnen wer-
den. Dem Projektteam wird die Möglichkeit
gegeben, über Suchmaschinen im Internet
und/oder direkt auf den Homepages der Soft-
warehersteller nach einer SSW zu suchen. Au-
ßerdem besteht die Möglichkeit, auf Soft-
warekataloge von spezialisierten Portalen zu-
zugreifen (vgl.
Abts/Mülder
, 2013, S. 509 f.).
Beispielsweise bietet die Homepage
e Möglichkeit,
über mehr als 1.600 Softwareprodukte zu re-
cherchieren (vgl.
Groß
, 2011, S. 29). Neben
den Suchmöglichkeiten im Internet bieten die
Software-Hersteller oftmals umfassende eige-
ne Informationen durch Informationsveranstal-
(vgl.
Mertens
et al., 2012, S. 137). Die Bereit-
stellung der Anwendungssoftware in Form ei-
nes konkreten CIS im Unternehmen kann dabei
durch die Beschaffung einer allgemeingültigen
Standardsoftware oder durch die Entwicklung
einer maßgeschneiderten Individualsoftware er-
folgen (vgl.
Schwarzer/Krcmar
, 2014, S. 132).
Unter einer
Individualsoftware (ISW)
wird
eine Anwendungssoftware verstanden, die für
die spezifischen betrieblichen Anforderungen
individuell angefertigt wird (vgl.
Mertens
et al.,
2012, S. 24). Die ISW wird für ein einzelnes Un-
ternehmen bzw. für ein spezielles Aufgabenge-
biet maßgeschneidert entwickelt. Die Entwick-
lung von ISW kann dabei sowohl von eigenen
Mitarbeitern der IT-Abteilung (Eigenentwick-
lung), als auch von externen IT-Spezialisten
(Fremdentwicklung), unter strikter Berücksich-
tigung der Anforderungen der Fachabteilungen
erfolgen (vgl.
Abts/Mülder
, 2013, S. 54).
Die
Standardsoftware (SSW)
als Anwen-
dungssoftware stellt im Gegensatz zur ISW ein
vorgefertigtes Softwarepaket dar, das zum Er-
werb am Markt erhältlich und für den Einsatz in
mehreren bzw. vielen Unternehmen für ähnli-
che Problemstellungen geeignet ist (vgl.
Abts/
Mülder
, 2013, S. 54). Da die SSW in mehreren
Unternehmen einsetzbar ist, wird die SSW i. d.
R. für den Massenmarkt entwickelt (vgl.
Mer-
tens et al.
, 2012, S. 22).
Die meisten Standardsoftwareprodukte ermög-
lichen eine Anpassung der SSW an die be-
triebsspezifischen Gegebenheiten sowie an un-
ternehmensindividuelle Anforderungen vor der
Inbetriebnahme der Software. Durch die Wahl
einer SSW verfügen die Unternehmen daher
nicht zwangsläufig über eine „starre“ Software.
Die Anpassung an betriebsspezifische Gege-
benheiten und unternehmensindividuelle Anfor-
derungen wird auch als Customizing bezeichnet
(vgl.
Abts/Mülder
, 2013, S. 79). Die SSW lässt
sich, sofern die Möglichkeit der Anpassung an
die individuellen Belange besteht, daher auch
als Mix aus Standard- und ISW sehen. Dieser
Sichtweise wird auch im weiteren Verlauf die-
ses Beitrags gefolgt. Bei der Auswahl der un-
ternehmensindividuell passenden SSW, auch in
Kombination mit einer ISW, sind in jedem Fall
der jeweilige Customizing-Aufwand und die da-
mit einhergehenden Kosten zu beachten.
CM März / April 2019