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Aufbauend auf diesen Haupttypologien werden
verschiedene Untertypen von Szenarien identi-
fiziert. Besonders eingängig ist diese Art der
Unterscheidung aufgrund der klaren Abgrenz-
barkeit und der hohen Praxisrelevanz.
Prädiktive Forecasts
sind charakterisiert
durch die Annahme, dass die wahrscheinlichs-
te Entwicklung sich in die Tat umsetzen wird.
Sie beruhen meistens auf Zeitreihen und bedie-
nen sich mathematischer Verfahren, um die
wahrscheinliche, kurzfristige Entwicklung zu
prognostizieren.
Prädiktive Was-Wäre-Wenn-Szenarien
be-
trachten zukünftige Einflüsse auf laufende Pro-
zesse, deren Eintritt wahrscheinlich ist. Die
Auswirkung ist punktuell und resultiert dabei
typischerweise in einer veränderten Weiterent-
wicklung des laufenden Prozesses.
Explorativ-externe Szenarien
untersuchen
die Reaktion der Firma oder des Geschäftsmo-
dells auf die Änderung externer Faktoren. Im
Fall der Sensitivitätsanalyse etwa wird die Emp-
findlichkeit von Performance Indikatoren und
zentraler Steuerungsgrößen des Unternehmens
auf Änderungen der Unternehmensumwelt,
z. B. veränderte Zinssätze etc., gemessen.
Explorativ-strategische Szenarien
berück-
sichtigen hingegen nicht nur externe Faktoren,
sondern legen den Fokus des Weiteren auf die
Handlungsmöglichkeiten des Unternehmens,
Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen zu
ergreifen, um sich den veränderten Bedingun-
gen anzupassen oder selbst neue Verhältnisse
zu schaffen. Im Fokus des Szenarios liegen die
Auswirkungen, welche durch strategische Hand-
lungsänderungen des Unternehmens entstehen.
Normativ-bewahrende Szenarien
beantwor-
ten dezidiert die Fragestellung, wie ein konkre-
tes Ziel in der aktuellen Organisationszusam-
mensetzung erreicht werden kann. Dabei steht
im Vordergrund, dass zur Zielerreichung keine
transformativen Maßnahmen ergriffen werden.
Normativ-transformative Szenarien
hinge-
gen beziehen eben solche Maßnahmen in den
Szenariobildungsprozess mit ein. Ein besonde-
rer Fall von normativen Szenarien ist das Back-
casting. Hierbei wird ein erstrebenswerter Ziel-
zustand als Momentaufnahme in der weit ent-
fernten Zukunft entwickelt. Daraufhin werden
abhängig von dem erwünschten Zielzustand
Zwischenstände in der näheren Zukunft abge-
leitet, die als Meilensteine im Transformations-
prozess angesehen werden. So wird die Hand-
lung am Erreichen des finalen Ziels ausgerich-
tet und bleibt gleichzeitig durch die Orientierung
an Zwischenzielen verfolgbar.
Von besonderem Interesse ist im Weiteren vor
allem der Mix aus prädiktivem und explorativem
Szenario. Es geht demnach explizit um die pla-
nungsrelevanten Fragen: „Was wird (wahr-
scheinlich) passieren?“ und „Was kann passie-
ren?“. Während die wahrscheinliche Entwick-
lung – der Base-Case – aus Sicht des Unter-
nehmens die Planungserwartung widerspiegelt,
liegt die Herausforderung beim Durchführen ei-
ner Szenarioanalyse oftmals in der Entwicklung
oder Abschätzung des Best- und Worst-Case.
Hierzu kommt die Problematik, dass bis auf die
Definition des Base-Case, als wahrscheinlichs-
tem Szenario, eine herkömmliche Szenarioana-
lyse keine weitere Aussage über die einzelnen
Eintrittswahrscheinlichkeiten der anderen Er-
gebnisse innerhalb der Bandbreite aller mögli-
chen Ergebnisse trifft.
Stochastische Simulation
Ziel der stochastischen Simulation unter Ver-
wendung der Monte-Carlo-Methode ist es, die
Abb. 2: Typologie von Szenarien nach Börjeson et al.
CM März / April 2019
Abb. 1: Szenario-Trichter