CONTROLLER Magazin 2/2019 - page 87

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reitung und -findung über den Umgang mit
Ressourcen in einem komplexen und daher
schwer übersehbaren Umfeld. Gerade bei ho-
her Unsicherheit weitet sich der Szenariotrich-
ter bereits bei kurzem Zeithorizont „glocken-
förmig“ auf (vgl. Abbildung 1). Wird der zu
analysierende Szenariensatz statistisch gene-
riert und der damit verbundene Szenarienraum
systematisch abgedeckt, lässt sich der funkti-
onale Zusammenhang zwischen Einflusspara-
metern und Ergebnissen mit geringem Auf-
wand valide ermitteln.
Advanced Analytics auch im
F&E-Controlling?
In diesem Zusammenhang können Werkzeuge
aus dem Bereich der Angewandten Statistik
bis hin zu Predictive und Advanced Analytics
herangezogen werden. Komplexe Fragestel-
lungen sind per se immer multivariat und las-
sen sich mit entsprechenden stochastischen
Datenanalysewerkzeugen analysieren. Ein-
oder zweidimensionale Sensitivitätsanalysen
beispielsweise greifen hier zu kurz.
Gerade im volatilen Umfeld stehen dem F&E-
Controlling hilfreiche Tools zum Umgang mit
weichen unscharfen Zahlen, Realisierungs-
wahrscheinlichkeiten, Bandbreiten und Mus-
tern zur Verfügung, die im Gegensatz zu den
jeweiligen klassischen Werkzeugen einen ad-
äquaten Umgang mit den vorliegenden Unsi-
cherheiten und Eintrittswahrscheinlichkeiten
ermöglichen. Ein Einsatz von Prescriptive
Analytics ginge noch einen Schritt weiter,
nämlich eine Handlungsempfehlung zu geben,
wie ein Trend in eine bestimmte Richtung be-
einflusst werden, ein vorhergesagtes Risiko-
szenario vermieden oder chancenreiche Sze-
narien erkannt werden können. Ein F&E-Con-
trolling mit hohem digitalem Reifegrad unter
Nutzung der aufgezeigten Tools kann somit
das Ende der Bauchentscheidungen im F&E-
Bereich beschleunigen.
Die Toolbox ist gut gefüllt –
und die Umsetzungshürde
überwindbar
Unwägbarkeiten sind im F&E-Controlling also in
erhöhten Maß vorhanden, demgegenüber stellt
die aufgezeigte Toolbox verschiedenste Werk-
zeuge zum Umgang mit der Unsicherheit zur
Verfügung. Entscheidend dabei sind die richtige
Anwendung und die nachhaltige Implementie-
rung der gewählten Werkzeuge. Dieser Schritt
ist erfahrungsgemäß der schwierigste, das be-
stätigen auch immer wieder Seminarteilneh-
mer, doch auch dafür gibt es geeignete Vorge-
hensweisen. Trotz dieser Hürden möchte ich
aus eigener langjähriger Erfahrung Interessier-
te ermutigen, sich nicht vor dem Umgang mit
der Unsicherheit zu scheuen, denn die Validität
der Ergebnisse kann sich sehen lassen.
Autor
Dipl.-Ing. Dirk Radsziwill
ist Portfolio Manager & Head Management Office bei der
Sanofi-Aventis Deutschland GmbH in Frankfurt am Main und
verantwortlich für die Führung des Projektportfolios von Wirk-
stoffentwicklungsprojekten. Er ist zudem Lehrbeauftragter der
Hochschule Darmstadt für Process Design & Cost Engineering
und Trainer der CA controller akademie für F&E-Controlling.
E-Mail:
Abb. 1: Szenariotrichter (Quelle: CA AKADEMIE – Dirk Radsziwill)
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